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Telefonprobleme im Stadthotel: „Die Kunden glauben, es gäbe uns nicht mehr“
Mit Video: Ärger im Stadthotel
Im Stadthotel im Kolpinghaus in Werne herrscht gähnende Leere. Das liegt aber nicht an der Pandemie, sondern an einem Telefonproblem. Betreiber Horst Nußbaum droht dadurch die Insolvenz, sagt er.
Wer zwischen Freitag (28. Januar) und Dienstag (1. Februar) im Stadthotel im Kolpinghaus anrief, bekam eine klare Ansage - allerdings nicht von Betreiber Horst Nußbaum. „Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vergeben“, sagte die Stimme. Pech gehabt.
Aber warum eigentlich? Ist das Werner Hotel etwa geschlossen, weil Nußbaum in Corona-Zeiten aus finanziellen Gründen die weiße Fahne gehisst hat? „Mich hat tatsächlich schon jemand privat auf dem Handy angerufen und gefragt, ob es uns nicht mehr gibt“, sagt der Hotelbetreiber am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion.
Fakt ist aber: Das Stadthotel gibt es noch. Sowohl der Hotel- als auch der Gastronomiebetrieb laufen weiter. Zumindest theoretisch. „Wir haben seit Freitag keine einzige Buchung und Reservierung mehr bekommen. Das ist eine Katastrophe“, sagt Nußbaum.
An besagtem Freitag sollte die Telefonanlage des Stadthotels umgestellt werden - von ISDN auf IP-Technologie: „Man hat mir bei Vodafone gesagt, man wolle mich fit für die Zukunft machen. Und dass dies eigentlich alles problemlos und schnell funktionieren würde.“

Keine Buchungen: Der Kalender des Stadthotels ist derzeit genauso leer wie die Betten und Tische. © Felix Püschner
Leider funktionierte es weder schnell noch problemlos. Schon am Freitagabend sei der Fehler auch dem Telefonanbieter bekannt gewesen, sagt Nußbaum. Ein Mitarbeiter, der die Installationsversuche am Telefon - genau genommen am Handy - begleitete, habe schließlich erklärt, der Fehler liege bei Vodafone selbst. Man habe schlichtweg noch nicht den entsprechenden Rufnummernblock freigegeben. Das sollte jedoch selbst im Falle eines Hotels, in dem es naheliegenderweise mehrere Telefonnummern gibt, kurzfristig gelingen.
Tagelang Gespräche zwischen Vodafone und Nußbaum
Das klang in Nußbaums Ohren noch recht gut, war gleichzeitig aber auch der Beginn des großen Ärgers inklusive zahlreicher Telefonate zwischen Kunde und Dienstleister. Denn es tat sich nichts. „Die haben mir gesagt, ich müsste mich gedulden. Das kann doch nicht sein. Jeder, der unsere Nummer wählt, denkt doch, uns gibt es nicht mehr. Das ist ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Nicht nur dadurch, dass wir Nahrungsmittel wegschmeißen mussten, weil das Restaurant leer blieb“, sagt Nußbaum.
Seine Sorge ist, dass Firmen, die beispielsweise regelmäßig ihre Monteure im Stadthotel einquartierten, die Nummer des Stadthotels nun aus ihrer Liste gestrichen haben - in der Annahme, der Betrieb sei pleite. „Was mich aber wirklich in die Insolvenz treibt, ist Vodafone“, sagt der Gastronom.

Vertraglich ist geregelt, wann der Telefonanbieter dem Kunden den Schaden erstattet. Das ist aber nur der Fall, wenn sich der Anbieter auch in der Schuld sieht. © Felix Püschner
Bei Vodafone hört sich das anders an. Auf Anfrage unserer Redaktion heißt es am Dienstag, man habe den Fehler nun nach mehrtägiger Recherche gefunden. Und der liege ganz klar beim Kunden. Dieser habe seine bestehende Telefonanlage nämlich „illegal erweitert und umprogrammiert“. Er habe bislang Rufnummern verwendet, die ihm eigentlich nicht gehörten.
In der alten „ISDN-Welt“ sei eine solche Erweiterung - eine Art privater Anbau an die eigentliche Telefonanlage - noch möglich gewesen, bei der IP-Technologie funktioniere dies jedoch nicht mehr.
Man wolle sich aber kulant zeigen, einen Techniker vorbeischicken und versuchen, die Anlage auf den alten Zustand zurück zu programmieren, hieß es. Kurios: Am Dienstagnachmittag taucht zwar tatsächlich ein Techniker im Stadthotel auf und bringt die Sache wieder in Ordnung - er reagiert aber auch irritiert, als wir ihn danach fragen, ob es sich zuvor um eine illegale Installation gehandelt habe. Nein, definitiv nicht. Man habe dies früher zu ISDN-Zeiten genau so gemacht und müsse nun lediglich etwas umstellen, so der Techniker.
Doch selbst wenn Nußbaum nun wieder erreichbar ist - Verluste hat er dennoch gemacht. Und dass Vodafone ihn dafür entschädigt, scheint aktuell mehr als fraglich. Zwar gebe es individuelle vertraglich festgelegte Entschädigungen für den Fall einer Versorgungsunterbrechung, doch liege im Falle des Stadthotels die Schuld ganz klar beim Kunden, hieß es.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
