Tanja Schätz (45) wird Zweite bei Fräulein-Kurvig-Wahl „Möchte Vorbild für meine Kinder sein“

Tanja Schätz wird Zweite bei Fräulein-Kurvig-Wahl
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Bei der Fräulein-Kurvig-Gala sind am 16. Dezember mit Barbara Schöneberger, Thomas Rath und Sarah Knappig nicht nur Persönlichkeiten aus dem Fernsehen ausgezeichnet worden. Es war auch die Wahl zur „Fräulein Kurvig 2023 – Deutschlands schönsten Kurven”. Laut Website ist es die einzige Plus Size Miss-, beziehungsweise Mister-, Wahl in Deutschland. Mittendrin war die Wernerin Tanja Schätz (45). Als die Namen der Gewinner verlesen wurden, konnte die alleinerziehende Mutter zweier Kinder ihr Glück kaum fassen. „Zum Glück wurde nach dem Namen auch die Startnummer gesagt, damit ich glauben konnte, dass ich gemeint bin. Ich habe nicht damit gerechnet”, beschreibt sie den Moment, in dem verkündet wurde, dass sie den zweiten Platz erreicht hat.

Mit ihrer Teilnahme an der Wahl wollte sie eines zeigen: „Nein, ein Mensch, der der Norm entspricht, ist nicht automatisch besser als jemand, der irgendwie anders ist. Sei so, wie du bist und nicht so, wie die Welt dich haben will.”

Ganze Familie stolz

„Du bist schön, wenn du selbst glücklich bist. Glücklich kannst du aber nur von dir selbst sein und die Leute werden immer irgendwas gegen dich finden, um dich runterziehen zu können”, sagt sie.

Ihre Familie hat Schätz die ganze Zeit begleitet, unterstützt und ist stolz auf das, was sie erreicht hat. „Wichtig ist mir aber insbesondere, dass ich den Menschen zeigen kann, dass Bodypositivity das Lieben von sich selbst viel wichtiger sind, als ein Hungern nach der Erfüllung von Idealen, die andere Menschen gesetzt haben. Versteckt euch nicht, sondern erfüllt die Welt mit Lachen und Glücklichsein“, erklärt Schätz, was sie durch ihr Teilnahme vermitteln möchte.

Viel Neues gelernt

Über die ganzen Runden, die Veranstaltung an sich und die Mitbewerber kann Tanja Schätz nur positiv sprechen. Schon am Anfang bei den ersten Runden sollen die Veranstalter freundlich gewesen sein, zur Verabschiedung gab es für jede Teilnehmerin ein Goodie-Bag. Auch danach war die Kommunikation immer freundlich. Von Konkurrenzgedanken bei den Mitbewerbern war nichts zu verspüren. „Da war keine Konkurrenz nach dem Motto: Ja, dann habe ich aber zehn Minuten weniger Zeit mich zu schminken. Es war wirklich toll”, sagt Schätz. Auch über die Gewinnerin Franziska Herb kann sie nur liebe Worte verlieren. „Sie ist eine großartige Frau. Ihr habe ich das total gegönnt.”

Doch die Welt des Modelns ist für die 45-Jährige etwas ganz Neues gewesen. „Heute ist das zweite oder dritte Mal in meinem Leben, dass ich mich geschminkt habe”, sagt sie während des Gesprächs mit der Redaktion.

Um sich selbst vor dem Event zu schminken - die Stylisten haben dann das Make-Up finalisiert - gab es online einen Workshop. „Meine Tochter hat sich über mein fehlendes Wissen totgelacht. Sie kannte das alles schon von YouTube”, erinnert sich Schätz. Auch mit den Ratschlägen wusste sie zuerst nichts anzufangen. „Ich habe mir nie die Augenbrauen zupfen lassen. Mir wurde dann gesagt, ich soll bei meinem nächsten Besuch bei einer Kosmetikerin genau das machen. Aber ich war noch nie bei der Kosmetikerin. Das ist wirklich so gar nicht meine Welt”, erzählt Schätz lachend.

Sie sagt, dafür gibt es einen ganz bestimmten Grund: „Ich habe die guten Gene meiner Mama geerbt. Meine Haare saßen immer, ich habe Naturlocken und ich musste mich nie eincremen”, erzählt Schätz.

Tanja Schätz (rechts) mit der drittplatzierten Evelyn Schwark (links) und der Gewinnerin Franziska Herb (Mitte)
Tanja Schätz (rechts) mit der drittplatzierten Evelyn Schwark (links) und der Gewinnerin Franziska Herb (Mitte). © Sarah Becke

Freunde, die immer da waren

Neben der Familie konnte Schätz auch auf die Unterstützung ihrer langjährigen Freunde vom Niederrhein und aus Werne bauen. Auf diese Freunde, die sie jetzt während der Wahl unterstützt haben, konnte Schätz schon immer zählen. „Meine Freunde haben mich immer geherzt und mich einfach so geliebt, wie ich bin, egal welches Gewicht auf der Waage stand oder welches Ausmaß das Lipödem hatte”, ist Schätz dankbar für die Unterstützung ihrer Freunde.

Kanzlei stärkt ihr den Rücken

In ihrem Berufsleben macht die 45-Jährige etwas ganz anderes: sie ist selbstständige Anwältin bei Dieckmann-Denkert in Lünen. Alle wussten zunächst nichts von ihrer Bewerbung. Nachdem bekannt wurde, dass sie im Finale des Wettbewerbes steht, haben sich die Mitarbeiter gefreut – und noch mehr. „Ich habe keinen gefragt, ob er kommen möchte. Dann hat eine Mitarbeiterin gefragt, ob sie mitkommen darf und plötzlich hieß es, es kommen vier mit. In der Adventszeit an einem Samstag. Einfach toll”, freut sich Schätz über die Unterstützung ihrer Kollegen.

Wie bei der Wahl zu Fräulein Kurvig ist Tanja Schätz auch in ihrem Beruf ehrgeizig und erfolgreich. So gibt es, laut ihrer Aussage, in Deutschland insgesamt 200 Frauen, die drei Fachanwaltschaften haben. Und sie ist eine davon. „Ich habe meinen Anwalt in Arbeitsrecht, Familienrecht und Erbrecht.”

Zu den Kollegen gesellten sich noch weitere Freundinnen aus Werne, die mit Plakaten Schätz in der Gala unterstützten. „Diese wunderbaren Menschen alle im Publikum sehen zu dürfen, war eine riesengroße Stütze bei all der Aufregung“, schwelgt Schätz in Erinnerungen.

Tanja Schätz als Anwältin und Model
Tanja Schätz ist jetzt neben ihrem Hauptberuf als Anwältin auch Model © Kanzlei Diekmann-Denkert/Privat

Zukunft als Model

Dass ihr diese Wettbewerbe im Blut liegen, zeigte sich schon früh. So erreichte Schätz bei der Wahl zum „Schönsten Baby Namibias” ebenfalls den zweiten Platz. „Darunter mache ich es nicht”, scherzt sie. Wirkliche Erfahrungen im Modeln hat die Familienmutter nicht gehabt. „Ich habe irgendwann mal im Urlaub gemodelt. Da war ich 18 Jahre alt”, so die Wernerin. Doch sie war nicht die einzige Wernerin, die die bei Fräulein Kurvig mitgemacht hatte. „Eine meiner besten Freundinnen arbeitet im Krankenhaus. Sie hatte auch schon über die Agentur Shootings und war nun mit im Finale. Da meinte meine Freundin, ich soll mich auch bewerben”, erzählt die 45-Jährige. Nachdem sie durch eine Wildcart, nach einer Abstimmung auf Instagram, teilnehmen durfte und den Vize-Titel gewonnen hat, bekommt sie jetzt einen Modelvertrag für ein Jahr.

Das Modeln soll aber nur ein zweites Standbein sein, so wie es die Kunst und das Malen immer schon neben der Juristerei waren. „Ich hatte schon während des Studiums Ausstellungen und habe Bilder verkauft, hab in TV-Shows und Kinofilmen als Statistin mitgespielt. Das Modeln soll nun eine weitere Erfahrung sein, die ich zukünftig mit viel Leidenschaft verfolgen möchte.“

Mit den nächsten Vorbereitungen fürs Modeln geht es mit einem Shooting für die Sedcard weiter, im März gibt es für die Wernerin einen Workshop zum Posen bei Fotoshootings.

Tanja Schätz und Kerstin Glauner
Die beiden Wernerinnen, die an Fräulein Kurvig teilgenommen haben. Tanja Schätz die Anwältin und Kerstin Glauner, Ärztin im Krankenhaus © Privat

Heimat in Werne gefunden

In ihrem gesamten Leben ist Tanja Schätz über 30-mal umgezogen. In Werne hat sie jetzt ihre Heimat gefunden. „Ich lebe jetzt seit zehn Jahren hier. So lange wie sonst noch nirgends”, sagt sie. Ganz besonders gefällt ihr in Werne das Miteinander. „Also ich kann mir nicht vorstellen, dass hier in Werne etwas passiert und dann niemand hilft. Ich finde Werne super und mag es wirklich sehr gerne hier.“

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