Stadtpark Werne: Jaymé Rieck (21) hilft eigenmächtig aus Kritik nimmt er hin

Stadtpark Werne: Jaymé Rieck (21) hilft eigenmächtig aus
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Ende September berichteten wir über Schäden an der Horne-Brücke im Stadtpark Werne nahe der Freilichtbühne. Mathias Raßmann erwähnte einen jungen Mann, „der sich eine Zeitlang um so etwas gekümmert hat, aber der ist nicht mehr da“, so der Rentner damals.

Doch, der junge Mann ist noch da. Jaymé Rieck ist mittlerweile 21 Jahre alt und macht immer noch was. Aber längst nicht mehr so viel wie früher, denn sein Einsatz gefällt nicht allen Menschen. Dabei macht er nur ein bisschen Klarschiff.

„Vor etwa fünf Jahren habe ich bemerkt, dass der Bauhof nicht immer hinterherkommt mit der Pflege der Fläche. Da habe ich angefangen zu helfen“, sagt Rieck. Hauptsächlich lege er bei Wildwuchs Hand an. Schließlich haben die Mitarbeiter der Baubetriebshofs Werne nicht die Zeit „alle zwei Wochen oder jede Woche anzurücken“, nur um eine Ranke oder ein paar Äste wegzuräumen.

Dieses Jahr habe man das wieder sehr gut beobachten können: Wenn nach dem Regen zwei Tage die Sonne scheint „sprießt hier alles, da kommt man nicht hinterher“, so Rieck. Er gehe dann ab und an mit einem Freischneider manche Stellen ab, wenn Sträucher und Büsche in die Wege wachsen. So minimiere er das Risiko, dass Fußgänger stolpern oder Fahrradfahrer hängen bleiben, stürzen und sich verletzten. Manche Pflanzen tragen sehr lange Dornen, das kann unter Umständen ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen. Zwar dürfen eigentlich keine Fahrräder in Stadtpark fahren, es gibt sie aber trotzdem.

Jaymé Rieck hält einen dornigen Zweig in die Kamera.
Wer so einen dornigen Zweig abbekommt, kann sich schlimm verletzen. © Laura Oswald-Jüttner

Ein Auge auf die Tiere

Brombeerranken sind fast im gesamten Stadtpark vertreten. Die schneidet Rieck nicht ab, er legt sie aus dem Weg. So kann die Pflanze weiter wachsen und Früchte für die vielen Tiere, die hier leben, tragen. Auf die hat der 21-Jährige ebenfalls ein Auge. Gerade in der Brutzeit versucht er, die Menschen zu etwas mehr Umsicht zu bewegen. Nil- und Kanadagänse, Enten und Wasserhühner verstecken ihre Nester, so gut es geht, manchmal stört der Publikumsverkehr im Park sie aber dennoch.

Das schlimmste sei aber, dass mehrfach Küken von Kanadagänsen verschwunden seien. Rieck versucht, die Küken in den verschiedenen Nestern zu zählen und hält das fest. In manchen Jahren seien quasi über Nacht mehrere Jungtiere verschwunden. „Das kann kein Wildtier sein, dafür sind zu viele auf einmal weg“, ist Rieck sicher. Einmal habe er sogar eine Dame dabei gesehen, wie sie ein Gänseküken in ihre Jacke gesteckt habe. Sie wolle es mitnehmen und aufziehen, habe sie erklärt. „Schaffen die Gänse das hier am See nicht selbst, oder was?“, fragt er sich.

Die Horne-Brücke im Stadtpark mit verstärktem Geländer.
Die Brücke über die Horne nahe der Freilichtbühne hat Jaymé Rieck schon mal mit Flatterband versehen, wenn er verrottete Stellen im Holz festgestellt hat. Vor Kurzem wurde die Brücke ausgebessert. © Laura Oswald-Jüttner

Brücke eigenmächtig gesperrt

Warum sollte jemand gezielt Kanadagans-Küken stehlen? „Vielleicht für den eigenen Garten? Kanadagänse lassen sich relativ einfach halten. Sie fressen hauptsächlich Gras“, weiß Jaymé Rieck. Für das Verschwinden der Tiere ist nur niemand zuständig. Denn wild lebende Tiere gehören niemandem, daher können sie auch nicht gestohlen werden. „Sollten jedoch Wildtiere gefangen werden oder Wildfallen im Spiel sein, ist ebenfalls die Polizei zuständig, da es sich um Wilderei handeln würde“, erklärt der Kommunalbetrieb Werne auf Nachfrage. Falsch ist es trotzdem, die Vögel einfach so mitzunehmen.

Einmal habe Rieck sich ein wenig Ärger eingehandelt: Als die Geländer der Horne-Brücke sehr stark verrottet waren, habe er die Brücke mit Flatterband eigenmächtig abgesperrt. Dass das nicht erlaubt sei, wisse er selbst, aber er wollte auf mögliche Gefahren aufmerksam machen, so der 21-Jährige, der eine Ausbildung in einem Einzelhandelsunternehmen in Bergkamen absolviert, wenn er nicht im Stadtpark unterwegs ist.

Eine Brombeerranke im Stadtpark Werne.
Wuchern Brombeerranken in die Wege, legt Jaymé Rieck sie so um, dass sie aus dem Weg sind, aber weiter wachsen können. © Laura Oswald-Jüttner

Einsatz zeigen

Es gehe ihm nicht darum, unbedingt Aufmerksamkeit erregen zu wollen, „ich möchte nur gerne was machen. Ich bin gerne hier,“ sagt Rieck. Da nehme er halt Gemecker von Passanten entgegen. Auch die Stadtverwaltung habe ihn schon mal zurechtgewiesen. Das konnte der Redaktion nach intensiver Recherche aber niemand bestätigen. Trotzdem will der junge Mann weitermachen. Schließlich setze er sich ein, ohne dafür eine Gegenleistung einzufordern. „Mir geht es um Schutz und Pflege.“

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