Angelika Marfeld ist 73 Jahre alt. Das sieht man ihr nicht an, sie wirkt agil und hellwach. Sie stammt aus Wetter an der Ruhr. Das hört man ihr an. Sie redet viel, gerne und sprunghaft. Der Ruhrgebiets-Zungenschlag ist unüberhörbar. Wenn sie über den Wohnmobil-Stellplatz Werne spricht, fallen Sätze wie „Watt willich mehr?“
Eingeborene Werner dagegen fragen sich nicht selten, wenn sie an der Reihe großer und kleiner Wohnmobile vorbeigehen: „Warum stehen die ausgerechnet hier?“ Klar, weil hier ein offizieller Stellplatz mit einer gewissen Infrastruktur ist (da kommt Marfeld noch darauf zu sprechen). Aber am Ende des großen Hagen-Parkplatzes, auf einer alten, plattierten, unansehnlichen Fläche. Ist das das große Camper-Glück?

Das große Camper-Glück in Werne
„Ja sicha“, antwortet die 73-Jährige auf eine solche Frage. „Hier ist doch alles da, das Solebad, die Saline, der Stadtpark, Einkaufsmöglichkeiten, die schöne Innenstadt, Fahrradwege, alles da.“ All das hat sie in mehr als 30 Jahren kennen und schätzen gelernt. Und obwohl ihr Zuhause nur eine gute Wohnmobil-Fahrstunde entfernt ist, kommt sie mehrfach im Jahr nach Werne. „Das ist hier wie Urlaub für mich.“ Die Nähe zur Heimat ist ihr wichtig, weil dort ihre 94-jährige Mutter lebt. Wenn mal was passiert, ist sie schnell wieder zurück.
Wie kommt jemand aus Wetter nach Werne an der Lippe? „Mein Vater kannte das und hat uns schon als Kinder mit ins Solebad genommen. Das war der Anziehungspunkt.“ Schon schweift sie etwas ab, lässt sich über die „Heilquelle“ aus, schwärmt von der Salzlake, die „wie Medizin ist, besser als Pillen und Spritzen“. Angelika Marfeld kann einen mit ihrer Begeisterung anstecken.

Werne als Familienziel
Als sie älter wurde, war Werne nach wie vor ein Familienziel. „Mit meinem verstorbenen Mann Fritz und meiner Tochter waren wir oft hier“, blickt sie zurück, „zu der Zeit gab es nur ganz wenige Stellplätze.“ Schon damals habe sie ihre Liebe zu Werne aus Sicht einer Camperin entdeckt. Neben dem Stellplatz das Solebad, dahinter die Saline und der Stadtpark. „Auch die Einkaufsmöglichkeiten sind gut.“
Sie verweist auf den nahen K+K mit der Bäckerei, „kannze gute Brötchen kaufen“. Oft habe sie in der Innenstadt geshoppt, „damals noch Weischer, was haben wir da Spielsachen gekauft“, oder die Tornister für die Enkel „alle in Werne im Taschengeschäft gekauft“. Ja, und die drei Enkel kennen das Solebad selbstverständlich auch: „Die haben dort schwimmen gelernt“.

Betagtes Eura-Wohnmobil
Angelika Marfeld sitzt in ihrem betagten Wohnmobil. Ein Eura auf Fiat-Basis, Baujahr 1995, 164.000 Kilometer auf dem Tacho. „Aber noch ganz gut in Ordnung. Ich halte ihn in Schuss.“ Seit ihr Mann im Jahre 2009 gestorben ist, fährt die Witwe meist allein zu ihren „Urlauben in Werne“. „Im Schnitt bin ich drei Mal im Jahr für drei bis vier Wochen hier“, sagt sie. Langweilig wird es ihr nie, auch wenn sie allein ist.
„Zwei-, dreimal die Woche gehe ich ins Solebad, bleibe da mehrere Stunden.“ Sie holt ihr Klapprad heraus und erkundet die Gegend oder bleibt in ihrem gemütlichen Haus auf Rädern, hört Radio oder liest. „Ich hab‘ genug Schwarten dabei“, sagt sie und zeigt auf das Regal über dem Fenster. Manchmal kommen Tochter und Enkel sie besuchen.

Infrastruktur verbesserungswürdig
Auch wenn es „optimaler nicht geht“, hat sie den kritischen Blick nicht verloren. „Die Infrastruktur hier auf dem Platz am Hagen ist nicht ganz so gut, mit dem Wasser zum Beispiel. Aber ich habe da so meine Tricks.“
Da der Stellplatz in die Jahre gekommen ist, gibt es immer wieder mal Überlegungen, ihn zu renovieren (das fände sie gut) oder zu verlegen. Aber da wäre Angelika Marfeld als Dauer-Besucherin strikt dagegen: „Hier vor Ort haben wir alles, was wir brauchen. Besser geht‘s nicht.“
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