Von einer „desolaten Lage“ und „alarmierenden Zahlen“ war die Rede, als in der Sitzung des Werner Stadtrats Anfang Dezember der Produkthaushalt für das Jahr 2023 vorgestellt wurde. Rechnet man die Auswirkungen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs mit ein, beträgt das Minus satte 11,5 Millionen Euro. Mehr als zwei Millionen will die Stadt dennoch ins Gebäudemanagement investieren, unter anderem in die Installation von PV-Anlagen auf kommunalen Immobilien.
Auch das Alte Rathaus taucht mit 250.000 Euro in der Kalkulation auf. Konkret geht es um den fehlenden zweiten Rettungsweg. Die Brandschutzproblematik ist bekanntlich der Grund dafür, dass sich im Bürgersaal im 1. Obergeschoss derzeit nur 30 Personen gleichzeitig aufhalten dürfen. Eine Besuchergrenze, die bei Veranstaltungen wie Konzerten alles andere als ideal ist.
Die Stadt hatte sich in den vergangenen Monaten zwar Gedanken über verschiedene Lösungsmöglichkeiten gemacht, doch schien letztlich keine davon wirklich realisierbar. Bedeutet die im Haushaltsplan genannte Summe nun etwa, dass man doch eine Lösung gefunden hat?

Frank Adamietz‘ Antwort auf diese Frage fällt nüchtern aus. „Das ist eher eine Art Platzhalter, eine erste grobe Kostenschätzung. Das heißt aber noch nicht, dass auch tatsächlich etwas umgesetzt wird. Wir haben den Betrag für den Fall der Fälle reserviert, um dann zumindest handlungsfähig zu sein“, sagt der Leiter des Kommunalbetriebs Werne (KBW).
Die größte Hoffnung ruht derzeit auf dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW. Dort hatte die Stadt angefragt, ob es vielleicht doch möglich wäre, die Besuchergrenze entgegen der Auflagen der Behörden des Kreises Unna aufzuheben, ohne bauliche Änderungen vorzunehmen. Das wäre freilich die günstigste Lösung. Eine Ausnahmeregelung im Gesetz könne dies ermöglichen, hieß es zuletzt. Auf die Rückmeldung des Ministeriums warte man aber nach wie vor, so Adamietz.
Zweiter Rettungsweg fehlt auch im Stadthaus
Die 250.000 Euro beziehen sich nach Angaben des KBW-Chefs nicht auf eine konkrete Maßnahme. Sollte die Antwort des Ministeriums negativ ausfallen, würde die Stadt wohl eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um anderweitig Lösungen zu finden.
Bislang hatte die Stadt selbst vier Optionen geprüft: ein sogenannter Sicherheitstreppenraum, ein zweites innenliegendes Treppenhaus, eine außenliegende Treppe beziehungsweise ein Treppenturm zum Kirchhof sowie eine Anbindung ans benachbarte Gebäude.
Zwei Optionen für Stadthaus
Wie und wann man eine Maßnahme am Alten Rathaus umsetzen könnte und was sie letztlich kosten würde, scheint derzeit noch in den Sternen zu stehen. Optimistischer zeigt sich Adamietz hingegen mit Blick auf den fehlenden zweiten Rettungsweg im Stadthaus. Hier gilt für das 4. Obergeschoss ebenfalls eine Besuchergrenze von 30 Personen, da das Nebentreppenhaus nur bis zur dritten Etage reicht. In der vierten Etage befindet sich die Caféteria, wo unter anderem Ausschusssitzungen stattfinden.
Für den zweiten Rettungsweg hat die Stadt hier 220.000 Euro eingeplant. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Optionen: Entweder man setzt einen außenliegenden Treppenturm auf das 1. Obergeschoss, der dann bis in die vierte Etage reicht, oder man stockt das Nebentreppenhaus auf. Auch hier sei eine Entscheidung noch nicht gefallen, sagt Adamietz. Die Aussichten stehen aber definitiv besser als im Falle des Alten Rathauses.
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