Erschreckende Bilder: Ann-Cathrine Loeks und Kerstin Mohnberg aus Werne überreichten nun die Sach- und Geldspenden an die Kolleginnen in Schleiden-Gemünd, die in der Flutkatastrophe ihre Praxen verloren hatten. An dieser Stelle wollte Sabine Gruhn (l.) eigentlich am 1. August ihre Praxis eröffnen. © Ann-Cathrine Loeks

Spenden für Flut-Betroffene

„Einfach grauenvoll“: Bei Spenden-Übergabe erleben Werner Ausmaß der Katastrophe

Tränen der Rührung und des Mitgefühls: Das Team um eine Praxis in Werne hat unzählige Sachspenden an die von der Flutkatastrophe Betroffenen überreicht. Vor Ort war das Ausmaß der Zerstörung schockierend.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 27.07.2021 / Lesedauer: 3 min

Schon als sie damit begonnen hatte, die vielen Sachspenden aus Werne auszupacken, brach sie in Tränen aus. Simone Gruhn, die in der Flutkatastrophe gerade ihre Praxisräume, die sie eigentlich am 1. August öffnen wollte, verloren hatte, war nur noch gerührt, als sie sich durch die Berge arbeitete. An diesem Sonntag (25. Juli) musste sie sich nicht durch Berge an Schutt und Schlamm, sondern durch Berge an Heil- und Hygienemitteln, Spielzeug und Lebensmitteln arbeiten. Zwei voll beladene Transporter an Sachspenden erreichten die Ergotherapeutin und eine weitere Kollegin in Schleiden-Gemünd.

„Sie waren sehr glücklich und dankbar. Aber sie sind immer noch völlig geschockt über das, was passiert ist“, sagt Ann-Cathrine Loeks. Die 33-Jährige aus der Ergo- und Lerntherapie Loeks und Mohnberg konnte sich gemeinsam mit weiteren Helfern aus Werne bei der Übergabe der Spenden selbst ein Bild von dem Ausmaß der Flutkatastrophe in der Eifel machen.

Flut zerstört kurz vor Praxiseröffnung alles

„Es war einfach grauenvoll. In keinem Geschäft waren mehr Fenster drin. Bei vielen konnte man auch gar nicht mehr erkennen, welches Geschäft es überhaupt hätte sein sollen“, berichtet Ann-Cathrine Loeks. Ihre Kollegin Sabine Gruhn zeigte ihr auch, wo sie in wenigen Tagen eigentlich ihre neue Praxis eröffnen wollte.

Sabine Gruhn (l.) wollte in wenigen Tagen ihre Praxis in Schleiden-Gemünd eröffnen. Dann zerstörte das Unwetter alles. Entsprechend gerührt reagierte sie auf die Sach- und Geldspenden ihrer Kolleginnen Ann-Cathrin Loeks (M.) und Kerstin Mohnberg. © Ann-Cathrine Loeks

Noch am Mittwoch hatte man dort die Küche aufgebaut. „Am Donnerstag stand nichts mehr - auch keine Wand. Man hat auf den blanken Backstein geguckt“, erzählt Ann-Cathrine Loeks. Alle Therapiemittel seien zerstört worden. Stattdessen habe ihre Kollegin in den Trümmern Grabkerzen gefunden, die vom Friedhof in ihre Praxis gespült worden sind.

Auch Ann-Cathrine Loeks und ihr Team werden diese Eindrücke, das Erlebte verarbeiten müssen. „Das war ein nachhaltiger Eindruck für mich“; sagt Loeks. Dazu zählt auch der Anblick der Kinder, die mit ihren Bollerwagen zu den Helfern gefahren sind, um sie mit Kaffee zu versorgen.

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Auf der anderen Seite aber werde sie auch die große Dankbarkeit, die man gespürt hat, mitnehmen. „Im Großen und Ganzen war es ein schöner Tag, weil wir den Betroffenen helfen konnten. Wir konnten ein kleines bisschen dazu beitragen zu einem großen Projekt, das noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern wird. Die Dimensionen der Katastrophe sind heute noch gar nicht vorstellbar“, glaubt Ann-Cathrine Loeks.

Weitere Spenden aus Werne

Sie werde weiterhin mit ihren beiden Kolleginnen in Kontakt stehen, um weitere Spendenaktionen abzusprechen. Die Therapeutinnen aus Schleiden-Gemünd sorgten vor Ort dafür, dass die vielen Sachspenden an die Verantwortlichen der Kitas und der zerstörten Grundschule übergeben werden. Oder dass das gespendete Futter über die Tiertafel in Werne an Betroffene in der Eifel geht.

Ann-Cathrine Loeks (r.) und Kerstin Mohnberg überreichten weitere Sach- und Geldspenden an eine Ergotherapeutin vor Ort und Kitas und eine Grundschule. © Ann-Cathrine Loeks

Die beiden Ergotherapeutinnen selbst, über die überhaupt der Kontakt mit Ann-Cathrine Loeks in Werne entstanden war, hätten mittlerweile alternative Praxisräume gefunden. Dabei soll Sabine Gruhn irgendwann doch in die gewünschte Räumlichkeiten in Schleiden-Gemünd ziehen, die nun völlig zerstört wurden. Der Vermieter, erzählt Ann-Cathrine Loeks, rechnet damit, dass es in einem Jahr soweit sein könnte. Dann, sagt die Wernerin, werden sie bei der Eröffnungsfeier ihrer Kollegin auf jeden Fall dabei sein.

In Schleiden-Gemünd sind bereits viele Aufräumarbeiten erledigt. Viel ist aber noch zu tun. © Ann-Cathrine Loeks

Bis dahin ist es aber noch ein langer, harter Weg. Als Ann-Cathrine Loeks und ihr Team sich nach der Spenden-Übergabe, die sogar noch eine Geldspende von mehr als 700 Euro an die beiden Therapeutinnen beinhaltete, wieder nach Werne aufmachten, überlegte sie bereits, welche weiteren Spenden noch nötig seien. „Eigentlich können sie noch alles gebrauchen“, meint Loeks. Ihre beiden Kolleginnen müssen nun bei Null anfangen. Die Spenden aus Werne sind ein guter Anfang dafür.
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