Von Juli bis Oktober muss die Futterausgabe auf dem Kirchplatz St. Johannes stattfinden. Denn in dem Container der Tiertafel wird es so heiß, dass das Futter verdirbt.

Von Juli bis Oktober muss die Futterausgabe auf dem Kirchplatz St. Johannes stattfinden. Denn in dem Container der Tiertafel wird es so heiß, dass das Futter verdirbt. © Carina Strauss

Sommerzeit: Auf die Tiertafel Werne kommen mehrere Herausforderungen zu

rnTiertafel in Werne

Sonne, Urlaub, Badespaß: Der Sommer ist für viele die schönste Zeit im Jahr. Für die Tiertafel Werne nicht ganz. Denn auf sie kommen gleich mehrere Herausforderungen zu.

Werne (WE)

, 26.06.2022, 07:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gegründet wurde die Tiertafel Werne vor rund vier Jahren. Durch ihre Unterstützung sollen die Tiere von Menschen mit geringem Einkommen versorgt werden. „Niemand soll sein Tier abgeben müssen, nur weil er nicht in der Lage ist, sich das Futter oder Zubehör zu leisten", sagt Andrea Garthe, Vorsitzende der Tiertafel, am Telefon.

Zum Zubehör zählen jegliche Utensilien, die ein Tier benötigt – zum Beispiel Leinen, Halsbänder, Kratzbäume, Katzentoiletten, Trage- und Transportkörbe. Die Futterausgabe erfolgt jeden dritten Mittwoch im Monat von 15 bis 16.30 Uhr. Regulär findet sie in einem Container auf dem Betriebsgelände Reifen Kreutz statt. In der Sommerzeit muss sich der Standort jedoch ändern – und das bereitet Garthe große Probleme.

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Logistische Probleme in der Sommerzeit

Von Juli bis Oktober findet die Futterausgabe auf dem Kirchplatz St. Johannes in Werne statt. „Wir packen das Futter aus meiner Garage ins Auto, stellen uns auf den Kirchplatz, geben das Futter aus dem Kofferraum raus und packen es hinterher wieder zurück in meine Garage", erzählt Garthe.

Diesen großen Aufwand würde die Vorsitzende sich gerne ersparen. Allerdings bleibt ihr momentan keine andere Möglichkeit. Denn in den Sommermonaten wird es in dem Container so heiß, dass das Dosenfutter verdirbt. „Wir haben mal gemessen und hatten tatsächlich 90 Grad im Container. Das verträgt das Futter nun mal nicht".

Laut Garthe sucht die Tiertafel seit Anbeginn eine wetterfeste Unterkunft. Eine die sowohl vor extremer Kälte als auch Hitze schütze. „Wir brauchen nicht viel Platz. Neun Quadratmeter würden schon ausreichen".

Spenden für die Tiertafel sind an das folgende Konto möglich:
  • Sparkasse an der Lippe
  • Kontoinhaber: Tiertafel Werne e.V.
  • IBAN: DE08 4415 2370 0012 1000 38
  • BIC: WELADED1LUN

Weniger Spenden aufgrund steigender Preise

Die Tiertafel finanziert das Futter und Zubehör rein über Geld-, Sach- sowie Futterspenden. So haben Privatpersonen beispielsweise die Möglichkeit, einen gewissen Betrag zu überweisen. Ebenso können sie Tiernahrung in die Spendenboxen im Rewe Symalla oder im Rewe Kaufpark legen.

Um welche Art Futter es sich handelt, spielt keine Rolle. Wichtig sei allerdings, dass es verschlossen ist. „Geöffnete und wieder verschlossene Tüten entsorgen wir in den Müll, weil wir uns nie sicher sein können, ob es nur lieb gemeint ist", so Garthe.

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Normalerweise reichen die Spenden aus. Doch momentan wendet sich das Blatt. Das liegt zum einen daran, dass viele Menschen in den Sommermonaten verreisen. Zum anderen aber auch an der steigenden Inflation in Deutschland.

Tiertafel heißt auch Geflüchtete herzlich Willkommen

In der Hochzeit von Corona nahmen weniger Menschen die Hilfe der Tiertafel in Anspruch. „Wir hatten mit einem Anstieg gerechnet, aber das ist nicht passiert", sagt Garthe. In dieser Phase hätten aber auch weniger Menschen gespendet.

In der Futterbox der Tiertafel im Rewe Symalla landet fast täglich Müll, den die Kunden dort abladen.

In der Futterbox der Tiertafel im Rewe Symalla landet fast täglich Müll, den die Kunden dort abladen. © (A) Tiertafel Werne

In Jahr seien wieder einige Bedürftige hinzugekommen – darunter auch zwei Frauen aus der Ukraine mit ihren Katzen. „Flüchtlinge dürften sich sehr gerne bei uns melden." Momentan suchen über 20 Personen gemeinsam mit ihren 40 Katzen, 20 Hunden, zwei Kaninchen und fünf Ratten sowie Meerschweinchen Unterstützung bei der Tiertafel.

Sorge um überfüllte Tierheime wegen unüberlegten Tierkäufen

Nicht nur die mangelhafte Logistik und die einbrechenden Spenden bereiten Garthe derzeit Sorgen, sondern auch die Umstände in den Tierheimen. Sie fürchtet, dass einige Halter ihre Haustiere dorthin abgeben werden. Ursache hierfür ist wieder einmal die Urlaubszeit, in der sich einige für eine Reise und gegen ihre Vierbeiner entscheiden.

In diesem Jahr könnte noch ein weiterer Grund hinzukommen, wieso die Tierheime zahlreiche neue Bewohner beherbergen müssen: Viele haben sich im Corona-Homeoffice ein Haustier angeschafft. Damals hatten sie noch genügend Freizeit, um sich ausgiebig um ihren Zuwachs zu kümmern. Doch jetzt, wo der Alltag im Büro wieder losgeht, fehlt ihnen dafür vermehrt die Zeit - und sie wählen das Tierheim als Ausweg, erklärt Garthe.

Dabei gebe es andere Möglichkeiten, auf die Betroffene zurückgreifen können. „Familie, Freunde und Nachbarn fragen, wer das Tier versorgen kann", so Garthe. „Vielleicht freut sich sogar jemand, der zwar eigentlich kein Tier haben möchte, aber sich für ein paar Stunden gerne um eins kümmern würde."

Wer sich künftig ein Tier anschaffen möchte, sollte einige Aspekte bedenken – zum Beispiel die Folgekosten. „Ein Tier kann krank werden. Das kann schnell 200 bis 300 Euro kosten." Ebenso sollten sich Interessenten genau informieren, wie alt das entsprechende Tier wird und ob man die nötige Zeit aufbringen kann. Denn: „Auch Tiere brauchen ihren Zuspruch", sagt die Vorsitzende.

Das Angebot des gemeinnützigen Vereins gilt für alle gängigen Haustiere, außer für Reptilien. Um die Hilfe in Anspruch zu nehmen, müssen die Besitzer Wohngeld, Grundsicherung oder Hartz-IV beziehen. Andere Voraussetzungen gibt es nicht.