Pyrotechniker René Osterhage über das Sim-Jü-Feuerwerk „Planen Herzen am Himmel und Smiley-Figuren“

Von Petra Zimmermann
René Osterhage über das Sim-Jü-Feuerwerk: „Wir planen Herzen am Himmel und Smiley-Figuren“
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Seit 1993 führt René Osterhage mit der Westfälischen Feuerwerks UG aus Herten professionelle Feuerwerke durch. Der Spezialist für Feuerwerks-Kunst freut sich immer noch wie in keines Kind an den selbst geplanten Choreografien - so auch bei Sim-Jü 2023 in Werne. Im Gespräch gibt er einen kleinen Einblick in sein Berufsleben.

Wie sind Sie darauf gekommen, Feuerwerker zu werden?

Das erste „richtige Feuerwerk“ gab es bei der Oma auf dem 80. Geburtstag. Dann hat der Nachbar mich gefragt, ob ich das bei seinem Geburtstag machen kann – gegen Bezahlung (lacht). So ist das dann immer weitergegangen.

Gibt es eine klassische Ausbildung?

Nein. Pyrotechniker und Feuerwerker wird man durch learning by doing, indem man in einer entsprechenden Firma arbeitet. Dann gibt es einen Lehrgang. Das ist relativ einfach, leider. Daher gibt es in der Branche so viele Feuerwerksfirmen, die das dann teilweise nicht so machen, wie sich das der Profi wünscht.

Wie wünscht es sich denn der Profi?

Das Wichtigste an Pyro ist natürlich die Sicherheit. Nichts ist schlimmer, als wenn jemand Schaden nimmt. Ich schaue da auch sehr genau hin. Bei einem Fehler gibt es sehr schnell Verletzte, auch unter Unbeteiligten, die einfach nur das Feuerwerk genießen wollen.

Was sind die besonderen Vorschriften für ein Feuerwerk?

Deutschland hat mit das strengste Sprengstoffrecht. Dort sind Feuerwerke geregelt, unter anderem auch der Mindestabstand.

Wie hoch ist die Temperatur, wenn so ein Feuerwerk erstmal losgeht?

Diese pyrotechnischen Sätze brennen teilweise mit mehreren hundert Grad ab. Ich denke da an die Fußballfans, die bengalische Feuer ins Stadion mitnehmen. Das ist eine der am heißesten brennenden Flammen, die können bis zu 1000 Grad heiß sein. Wenn dann die heiße Schlacke beim Nachbarn auf der Jacke landet, dann brennt die sofort. Oder noch schlimmer, wenn man die auf die Haut kriegen würde.

Was macht für Sie die Faszination aus bei Feuerwerken?

Irgendwas passiert, wenn ich das sehe. Man fühlt sich dann wohl, ich finde das schön, ästhetisch. Das ist, als ob man in ein Kaleidoskop guckt. Manche gucken sich nachts die Sterne an. Mich erfüllt es, wenn ich ein Feuerwerk sehe. Zu gucken, welche Farben passen zusammen.

Wie läuft denn die Planung für ein professionelles Feuerwerk?

Meistens kann ich einfach kreativ werden. Wir wissen, was funktioniert. Zum Beispiel die Dauer des Feuerwerks. Ein kurzes, intensives Feuerwerk macht einen viel größeren Eindruck als ein künstlich in die Länge gezogenes. Viele Feuerwerke dauern sieben, acht Minuten. Und wenn Sie die Leute fragen, wie lang war es, schätzen die meisten 15, 20 Minuten…

Und wie planen Sie? Haben Sie „Baukästen“?

Es gibt natürlich Wiederholungen. Es gibt Farbkombis, die wir oft nehmen. Goldregen zum Beispiel. Es gibt auch immer neue Effekte. Aber eigentlich verändern sich nur noch Nuancen. Im Prinzip gibt es eine Palette an Farben, die funktionieren. Und dann gibt es immer wieder neue Soundeffekte. Oder Tiereffekte.

Was planen Sie für die Sim-Jü?

Die Besucherinnen und Besucher können sich auf einen bunten Reigen freuen, natürlich wieder mit einem großen Finale, unter anderem mit spannenden Soundeffekten. Wir planen zum Beispiel Herzen am Himmel. Oder Smiley-Figuren.

Haben Sie noch Tipps, wenn man privat Feuerwerk abfeuern möchte?

Das Wichtigste: Bleiben Sie nüchtern, wenn Sie Feuerwerk planen. Nehmen Sie Rücksicht auf andere! Es reicht doch diese halbe Stunde, wo alle knallen, wenn das Neujahr begrüßt wird. Feuerwerk soll schön sein und Spaß machen, aber es ist nicht dazu da, andere zu verletzten. Aber das ist natürlich nur ein Wunschtraum.

Pyrotechniker arbeiten beispielsweise auch in der Veranstaltungsbranche oder am Theater. Mehr Infos zur Ausbildung als Pyrotechniker gibt es zum Beispiel unter www.azubiyo.de/berufe/pyrotechniker

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