
© Jörg Heckenkamp
Sensation: Christ siegt direkt und bleibt Bürgermeister / Aufgeblähter Rat
Wahlergebnisse in Werne
Die Kommunalwahl in Werne ist gelaufen und einer hat riesigen Grund zur Freude. Bürgermeister Lothar Christ holt als parteiloser Kandidat die absolute Mehrheit. Im Rat stehen Veränderungen bevor.
Schon nach rund einem Dreiviertel ausgezählter Stimmbezirke war klar: Der Vorsprung von Lothar Christ gegenüber seinen Mitbewerbern ist uneinholbar. Und so gratulierte etwas verfrüht, aber berechtigt, Dauer-Kontrahent Benedikt Striepens von den Grünen dem alten und neuen Bürgermeister Wernes. In Corona-Zeiten hatten sich nur wenige ausgewählte Parteienvertreter im städtischen Wahlstudio im Stadthaus versammelt.
„Ich bedanke mich bei allen, die mich so tatkräftig unterstützt haben“, ließ Lothar Christ ein Lob an seine Fan-Gemeinde los. Die „Wir“-Aktion, die er wenige Tage vor der Wahl publik gemacht hatte, habe einen großen Anteil an seinem Wahlerfolg gehabt. „Es gibt in Werne eine Grundzufriedenheit“, analysiert der 52-Jährige. Die habe ihn zum Erfolg getragen. Die wenigen, lauten Nörgler seien offenbar nicht repräsentativ für die Auffassung in der Bevölkerung.

Bei der Bürgermeisterwahl nur auf Platz drei, aber zum ersten Mal ein grünes Direktmandat geholt. Außerdem schnitt seine Partei gut ab. Benedikt Striepens hat Grund zur Freude. © Jörg Heckenkamp
Im Stadtrat hat es Christ demnächst mit deutlich veränderten Konstellationen zu tun. Denn durch zusätzliche Direktmandate, etwa von dem kaum zu erwartenden Sieg von Benedikt Striepens (Grüne) in seinem Wahlkreis oder dem von Peter Roemer (SPD) kommt es zu Verschiebungen bei der Mandatszuteilung. Durch die sogenannten Überhangmandate bläht sich der Rat von 38 auf 44 Sitze auf.
Die stärkste Fraktion bleibt dabei die CDU mit 17 Sitzen (plus 1). Eindeutiger Gewinner der Stadtratswahl sind die Grünen, die demnächst 9 statt 5 Abgeordnete stellen. Die SPD verliert ein Mandat und rangiert bei 10 Sitzen, FDP holt noch ein Mandat dazu und liegt bei 4 Abgeordneten. Die UWW bleibt bei 2 Sitzen, die Linke stockt von 1 auf 2 auf.
Wahlbeteiligung steigt auf knapp 55 Prozent
Was sich schon am Nachmittag andeutete: die Wahlbeteiligung stieg um gut 3 Prozentpunkte. Von 51,6 im Jahre 2014 auf aktuell 54,89. Dazu trugen möglicherweise die hohe Briefwahlbeteiligung sowie das gute Wetter am Sonntag bei. „Gutes Wetter bedeutet in der Regel eine hohe Wahlbeteiligung“, sagte noch wenige Tage vor der Wahl der städtische Wahlorganisator Sven Henning auf Anfrage der Redaktion.
Nur die wenigsten hatten damit gerechnet, dass sich Bürgermeister Lothar Christ so deutlich (56,34 Prozentpunkte“ gegen seine beiden Herausforderer, Dominik Bulinski von der CDU und Benedikt Striepens durchsetzen würde. Bulinski, immerhin von der größten Partei unterstützt, kam auf ein Resultat von 26,73 Prozent. Benedikt Striepens auf 16,93. Mehr als ein Trostpflaster war es für Striepens, dass er seinen Wahlkreis direkt geholt hat. „Das ist wohl einmalig in der Geschichte der Werner Grünen“, meinte er auf Anfrage der Redaktion.
Drei Punkte sichern Christs Erfolg
Lothar Christ machte drei Punkte für seinen Erfolg aus: 1. das Wir-Gefühl, das er mit einer Aktion rund um eine entsprechende Lichtskulptur gegen das Ich gesetzt hat. „Zweitens hat das Eintreten für den Klimaschutz eine Rolle gespielt“, sagt er. Und drittens habe er in seinem Wahlkampf auf Inhalte gesetzt. „Das kam bei den Bürgern besser an als massive Plakatierung.“ Womit er auf die Werbeaktion der CDU und ihres Bürgermeister-Kandidaten Dominik Bulinski anspielte.
Bulinski sagte im Gespräch mit dieser Redaktion, dass er sein Möglichstes für einen Wahlsieg getan habe. Man sei sei aktiv und offensiv gewesen und so gut es geht auf sich aufmerksam gemacht. Seine Enttäuschung halte sich in Grenzen. Er habe sich „sicherlich einige Prozentpunkte mehr gewünscht“, aber er habe sich nichts vorzuwerfen. Den Vorwurf, er habe sich in den letzten Tagen in Werne zu rar gemacht, wies er zurück. Er seit ganz viel unterwegs gewesen.
Jeden Tag Menschen hautnah - nichts ist spannender als der Job eines Lokalredakteurs. Deshalb möchte ich nichts anderes machen - seit mehr als 35 Jahren.

Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
