Schwierige Suche nach Ingo H. in Werne DLRG-Strömungsretter Alexander Ganser (42) berichtet

Schwierige Suche nach Ingo H.: DLRG-Strömungsretter berichtet
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Von Ingo H. (59) fehlt auch am Montagnachmittag jede Spur. Der Werner ist laut Aussage seiner Enkelin am späten Freitagabend in die eiskalte Horne gestürzt, Dutzende Rettungskräfte waren seitdem im Einsatz - bisher ohne Erfolg. Zu ihnen gehörte auch Alexander Ganser aus Unna. Vier Stunden durchkämmte er am Samstag (11.3.) gemeinsam mit drei Kollegen die Horne von der mutmaßlichen Unglücksstelle bis unterhalb des Wehrs.

Das Besondere dabei: Ganser und seine Kollegen werden nur selten zu Einsätzen dieser Art gerufen. Sie sind Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Zusatzausbildung zum Strömungsretter. „Ein Strömungsretter ist die Erweiterung eines normalen Wasserretters“, erklärt der 42-Jährige. „Wir sind quasi das Bindeglied zwischen Einsatzkräften in Booten und Tauchern.“

Weder Boote noch Taucher konnten dort zum Einsatz kommen. „Wir hatten auch Taucher dabei, die das Wehr begutachteten. Aber oberhalb war deren Einsatz wegen der geringen Tiefe, weil man keine Sicht hatte und auch wegen der Strömungsgeschwindigkeit nicht gegeben“, erklärt Ganser. Eine Fließgeschwindigkeit von drei bis vier Metern pro Sekunde beziehungsweise über zehn Stundenkilometern habe die Horne zum Zeitpunkt ihres Einsatzes gehabt. „Da war ein ordentlicher Zug hinter“, sagt er.

Bei eisigen Wassertemperaturen durchkämmten Strömungsexperten der DLRG vier Stunden lang die Horne.
Alexander Ganser (42) ist seit 25 Jahren an Wasser-Rettungseinsätzen beteiligt. Der Einsatz in Werne war dabei ein besonders schwieriger. © Ganser

Ausgerüstet mit einem besonders gepolsterten Neoprenanzug, einer Prallschutzweste, speziellen Schuhen und einem Helm hatten die ehrenamtlichen Strömungsexperten also den reißenden Bach durchwatet. Das Ziel des Einsatzes beschreibt der hauptberuflich in der IT-Branche arbeitende Retter so: „Wenn er am Freitag reingefallen und gut durchgekommen ist, konnte er nicht mehr im Suchgebiet sein. Unsere Aufgabe war es, auszuschließen, dass er doch noch in diesem Gebiet war.“

Also durchwateten die Strömungsexperten des DLRG den betreffenden Abschnitt der Horne, tasteten jede Unebenheit im Flussbett, jeden ins Wasser ragenden Baumstamm ab, standen teilweise halstief im Morast. Der Körper des Mannes hätte sich unter Wasser verfangen haben können.

„Wir gehen davon aus, dass wir ihn nicht mehr dahaben“, zieht Ganser Bilanz des Einsatzes.

„Uns fiel Eis auf die Köpfe“

Seit er 15 Jahre alt ist, ist Alexander Ganser bei der DLRG tätig. Auf 25 Jahre Einsatzerfahrung kann der Unnaer zurückblicken. Vor 15 Jahren ließ er sich zum Strömungsexperten fortbilden. Einmal hat er mit Kollegen einen Jungen bei Erfstadt aus dem Wasser gerettet. Auch bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal half er. Einen Einsatz, der mit dem vom vergangenen Samstag vergleichbar wäre, hatte er aber noch nicht. „Der Einsatz hatte einen sehr traurigen Grund und dann ist er auch noch ergebnislos abgelaufen. Natürlich wäre es vor allem für die Angehörigen, aber auch für uns Helfer, leichter gewesen, Klarheit zu haben“, erklärt er. Zudem hatten ihm die eisigen Wassertemperaturen zu schaffen gemacht. „Uns fiel das Eis von den Bäumen auf die Köpfe“, erzählt er. „Dazu kam die starke Strömung. Dann vier Stunden im Wasser zu sein, das zehrt an den Kräften. Außerdem kannten wir die Gewässer nicht, hatten mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten zu kämpfen und hatten null Sicht. Das war die größte Schwierigkeit.“

Strömungsexperten des DLRG gibt es im Bezirk Hellweg in zwei Einheiten: In Unna und in Schwerte-Westhofen. Dort können Rettungskräfte nach Fachberatern anfragen. So wurde Andreas Pollack, Vizepräsident bei der DLRG Westfalen, als Fachberater für die Suche hinzugezogen, der dann wiederum die vier Strömungsexperten - aus Unna, Kamen, Schwerte-Ergste und Waltrop - beorderte. „Wir haben dann Kreishilfe gegeben“, erzählt Alexander Ganser. „Das kommt selten vor.“

Als Wasserrettungs-Experte hat Ganser einen wichtigen Hinweis: „Selber ins Wasser springen ist das Letzte, das passieren darf. Da herrscht höchste Lebensgefahr!“ Auch wenn ein Passant einen Sturz ins Wasser beobachten sollte, sollte er lediglich Hilfsmittel zuwerfen und die Rettungsdienste alarmieren. „Man sieht einfach nicht, welche Gefahren da unter Wasser lauern“, sagt er.

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