Seit dem 22. Februar dürfen die Abschlussklassen in NRW wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. So auch am Gymnasium St. Christophorus in Werne. © Pascal Löchte
Schulalltag während Corona
Gymnasium St. Christophorus in Werne: Rückkehr in eine neue Normalität
Seit dem 22. Februar ist in NRW wieder Präsenzunterricht in den Schulen erlaubt. Wir haben uns eine Unterrichtsstunde im Gymnasium St. Christophorus unter besonderen Bedingungen angeguckt.
Passend zu den vorgezogenen Frühlingstemperaturen in der letzten Februarwoche scheint das Gymnasium St. Christophorus in Werne aus seinem coronabedingten Winterschlaf zu erwachen. Seit Montag, 22. Februar, dürfen die elfte und zwölfte Klassenstufe wieder in den Präsenzunterricht.
Es ist Freitag, der 26. Februar, die Sonne scheint. Von außen deutet nur wenig auf den Schulbetrieb im Gymnasium hin. Hier eine Hand voll Autos auf dem Schulparkplatz, da eine kleine Gruppe Schüler vor dem Gebäude. Die Fahrradständer sind nur spärlich ausgelastet.
Wer aber einen Fuß in das kirchliche Gymnasium setzt, wird schnell fündig. Eine Gruppe von Schülerinnen hockt an einem Tisch, eine Lehrerin sitzt in einem leeren Klassenraum vor einem Laptop. Kinderstimmen dröhnen aus den Boxen, Erläuterungen der Lehrerin schallen zurück: Digitalunterricht für die unteren Stufen.
Normaler Unterricht in unnormalen Zeiten
Eine Treppe hoch und einen Gang weiter stehen ein paar Schüler der Q1 und warten auf den Unterricht. Es ist 12:30, die sechste Stunde beginnt. Auch für die Schülerinnen und Schüler des Sozialwissenschaft-Leistungskurses von Lehrerin und Q1-Stufenkoordinatorin Simone Birkholz (30).
Aus dem typischen Gewusel am Anfang einer Stunde lässt sich ein „Boah, ist das kalt hier“ vernehmen. Drei der Fenster sind offen, es hat ungefähr 10 Grad Außentemperatur. Die Corona-Maßnahmen der NRW-Landesregierung schreiben regelmäßiges Lüften, das Tragen von medizinischen Masken und das Wahren eines 1,5-Meter-Abstandes vor.
Simone Birkholz ist Lehrerin und Stufenkoordinatorin der Q1. Sie ist froh über die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler. © Pascal Löchte
Simone Birkholz beginnt den Unterricht; der Klassenverbund referiert die vergangene Stunde. Das Thema der heutigen Stunde: Eine mögliche Frauenquote in deutschen Vorstandsetagen. Dazu ein paar einleitende Worte. Dann gibt Birkholz Arbeitsblätter aus, die Schülerinnen (16) und Schüler (2) lesen und sammeln mehr oder weniger still Pro- und Contra-Argumente.
Zwischenzeitlich schwingt eine Schülerin ein Fenster zurück, das ihr zu nah gekommen ist. Die Argumente aus dem Lehrtext werden gesammelt und von Birkholz an der Tafel festgehalten, danach dürfen die Schülerinnen und Schüler untereinander diskutieren. Dann sind die 45 Minuten Unterricht rum und die Tafel ist vollgeschrieben.
Freude bei allen Beteiligten über Rückkehr
„Nach einer Woche wieder im Präsenzunterricht ist es weitestgehend normal. Ich habe das Gefühl, alle sind gut angekommen. Es ist schön, wieder sozialen Kontakt zu haben. Davon lebt Schule, von dem Austausch und der zwischenmenschlichen Kommunikation“, sagt Lehrerin Birkholz nach der Unterrichtsstunde.
Eine Unterrichtsstunde, wie sie wohl jeder kennen wird, der in den vergangenen Jahrzehnten eine Schule in Deutschland besucht hat. Doch in dem Gewöhnlichen liegt das Besondere an diesem Freitagmittag. Schließlich gab es für die Schüler seit etwa zwei Monaten keinen Präsenzunterricht mehr.
Regelmäßiges Lüften, Abstandhalten und das Tragen von Masken ist im Schulgebäude vorgeschrieben. © Pascal Löchte
Das finden auch drei Schülerinnen gut: „Ich habe mich gefreut, dass wir wieder zurück können. Zu Hause wird es langweilig. Man kann nicht mit den Leuten reden. Der Unterricht und die Motivation sind in Präsenz besser“, erzählt eine Schülerin. Der Präsenzunterricht sei gut für die Abiturvorbereitung, pflichtet ihr eine andere Schülerin bei. „Einige Schüler kommen im Distanzunterricht nicht so gut mit. Jetzt können die Lehrer besser auf sie eingehen“, sagt eine dritte Schülerin.
Ob sie Angst haben, sich im Unterricht mit dem Coronavirus zu infizieren? Eine gewisse Sorge sei immer da. Die Angst davor, eine Infektion mit nach Hause zu tragen und Familienmitglieder anzustecken, sei größer als die vor der eigenen Ansteckung.
Einbahnstraßen, Klassenteilungen - noch mehr neue Regeln
In einem sind sich die drei Schülerinnen einig: Die Schule sei viel besser vorbereitet als noch vor den Weihnachtsferien. Die Abläufe sind klarer, jeder weiß, was zu tun ist, falls doch eine Infektion bekannt wird. Es gebe jetzt feste Wege und ein Einbahnsystem. Selbst die Pausen seien geregelt. Eine Stufe darf sich auf dem Hof aufhalten, die andere vor der Schule.
Der Sozialwissenschafts-Leistungskurs von Lehrerin Simone Birkholz hat das Glück, nur 18 Schüler zu haben. Mit den Abstandsregelungen passen die 16 Mädchen und zwei Jungen noch gerade so in den Klassenraum. „Bei größeren Klassen gibt es eine Teilung auf zwei Klassenräume. Die muss ich dann gleichzeitig unterrichten. Aber die Schüler sind schon sehr selbstständig. Beispielsweise gebe ich der einen Hälfte Arbeitsaufträge und beschäftige dann die andere Hälfte“, erklärt Birkholz.
Neben den Corona-Maßnahmen weist auch etwas anderes auf die ungewöhnlichen Zeiten hin. Hinten im Klassenraum steht ein kleiner Tisch, der spärlich mit Weihnachtsdekoration ausgestattet ist. Das Wichteln des Kurses ist den Schulschließungen im Dezember zum Opfer gefallen. Und wurde nun zwei Monate nach Weihnachten, am 26. Februar, nachgeholt.
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