Anika Hilsmann hat sich 2014 scheiden lassen. Die Fotos ihrer Hochzeit hat sie aber noch immer. © Mario Bartlewski
Ehekrise
Scheidung nach zwei Fehlgeburten - Anika Hilsmanns (37) Weg in ein neues Glück
Zwei Fehlgeburten haben Anika Hilsmanns Leben komplett auf den Kopf gestellt. Auch die Ehe der 37-Jährigen zerbricht daran. Doch wie geht es nach einer Scheidung weiter?
Dieser Artikel erschien zuerst 2018 auf www.ruhrnachrichten.de und wurde nun neu veröffentlicht. Anika Hilsmann hat ihre neue Liebe inzwischen geheiratet, ihren Namen jedoch behalten.
Ganz in Weiß gekleidet steht Anika Hilsmann am Schloss Nordkirchen am Altar. Ihre Augen funkeln und glänzen. Verliebt schaut sie ihren zukünftigen Ehemann an. Es soll der Tag sein, an dem sich die Leben der beiden Werner endgültig miteinander verbinden - und zwar für immer. Doch die Geschichte von Anika Hilsmann läuft anders, als an diesem Tag im Jahr 2010 gedacht.
Die Erinnerungen der Ehe sind verblasst
Die gemeinsamen Erinnerungen sind verblasst, genau wie das schwarz-weiße Foto, das Hilsmann aus dem Schrank geholt hat und auf ihrem Esstisch anschaut. Aus „für immer“ wurden letztlich vier Jahre, die das Paar als Mann und Frau verbracht hat, bevor die Ehe zerbrach. Zu groß waren die Belastungen, die beide erlebt haben.
Anika Hilsmann hat zwei Kinder während der Schwangerschaft verloren
Zerrüttet hat das Paar der Wunsch nach gemeinsamen Kindern, der unerfüllt blieb. „Ein Jahr lang haben wir herumexperimentiert, doch ich bin nicht schwanger geworden“, erinnert sich die 38-Jährige. „Das war jeden Monat aufs Neue total frustrierend.“ Nach zahlreichen Artzbesuchen war klar: Auf natürlichem Weg wird es schwierig, Kinder zu bekommen.
„Bei uns beiden haben die Ärzte Kleinigkeiten festgestellt.“ Kleinigkeiten, die zusammen die Folge hatten, dass sich die Werner weitere Hilfe holen mussten. Ihr Weg führte sie in die Dortmunder Kinderwunschklinik.
Hilsmann: „Man fühlt sich wie ein Zuchttier“
Ihr haben die Ärzte dort Eizellen entnommen, ihr Ehemann gab sein Sperma ab, damit Hilsmann auf künstlichem Weg ein Kind bekommen konnte. „Immer wieder wird man gespritzt, man fühlt sich wie ein Zuchttier.“ Doch dann folgte für sie ein Nackenschlag auf den nächsten.
Zweimal hat sie ihr Kind nach der Befruchtung verloren: einmal in der achten und einmal in der neunten Woche. „Von Knall auf Fall habe ich massiv geblutet und alles, was sich eingenistet hatte, war weg: Aus der Traum“, beschreibt Hilsmann ihre Erlebnisse.
„Niemand kann sich vorstellen, wie sich das anfühlt“, sagt Hilsmann. Auch ihr Ex-Mann nicht, wie sie rückblickend anmerkt. Doch einen Vorwurf mache sie ihm nicht. Verstehen könne man das Gefühl nur, wenn man es selbst erlebt.
Die Verzweiflung machte sich bei Anika Hilsmann breit
Verzweiflung machte sich damals bei ihr breit, niemals Kinder bekommen zu können - aber auch Frustration. Während ihr damaliger Ehemann es nach der zweiten Fehlgeburt weiter versuchen wollte, war für Hilsmann klar, dass sie so nicht weitermachen könne. „Ich war fertig mit der Nummer. Ich glaube, ab dieser Situation haben wir uns auseinandergelebt.“ Es war der Anfang vom Ende für die Ehe.
Anika Hilsmann hat sich ein Tattoo stechen lassen, dass sie an ihre Kinder, ihre Fehlgeburten und ihren aktuellen Ehemann Lutz erinnern soll. © Mario Bartlewski
Nur noch einige Monate habe es anschließend gedauert, bis sich beide einig waren, dass es so nicht mehr weitergehen könne. Immer mehr bemerkten die Werner, das jeder nur noch seine eigenen Sachen mache. Zweisamkeit gab es keine mehr. Doch so richtig wahrhaben wollten beide das zunächst nicht.
„Scheidung ist ein bisschen wie die Sterbephasen“, sagt Hilsmann, die auf der Intensivstation arbeitet. „Erst will man es nicht wahrhaben, dann ist man wütend, verhandelt mit sich selbst und ist traurig, bevor man es sich endlich eingesteht.“ Als beide dann beim Anwalt waren, um die Scheidung zu besiegeln, war ihnen klar: Das war genau das Richtige.
Anika Hilsmann hat sich 2014 scheiden lassen. Die Fotos ihrer Hochzeit hat sie aber noch immer. © Mario Bartlewski
Gedanken darüber, was eine Scheidung für sie bedeuten würde, habe sich Hilsmann zuvor nie gemacht. „So geht es den meisten“, sagt Anwalt Rolf Westhues.
Was sich für die Eheleute durch die Heirat rechtlich ändere, sei ihnen in den meisten Fällen gar nicht klar. „Zum Autofahren muss man in die Fahrschule, aber heiraten kann man einfach so“, sagt der Fachmann.
Vier typische Fälle für einen Ehevertrag
Mindestens 90 Minuten nimmt er sich für Interessierte Zeit, um ihnen einen ersten Einblick in das zu geben, was mit der Hochzeit rechtlich auf sie zukomme. Ob man im Anschluss auch einen Ehevertrag möchte - vielleicht, weil man schon bei einer ersten Ehe schlechte Erfahrungen gemacht hat - müsse man individuell betrachten.
„Meist machen sich die Schwiegereltern eher darüber Gedanken, als das Hochzeitspaar“, sagt Westhues. Was im Familienrecht stehe, sei eine durchdachte Lösung. Doch in manchen Fällen mache es Sinn, bestimmte Dinge durch einen Ehevertrag zu klären.
Anika Hilsmanns hat zum zweiten Mal geheiratet
Eine Überlegung wert sei ein Ehevertrag definitiv für Gewerbebetreibende, Patchwork-Familien, bei großem Vermögen, das einer der Ehepartner mit in die Ehe bringt und bei einem anstehenden, großen Erbe. „Das sind so die typischen Fälle“, sagt Westhues, der die Scheidungsquote auf knapp 45 Prozent einschätzt - Tendenz steigend.
Für Hilsmann, die mittlerweile zum zweiten Mal geheiratet hat, war ein Ehevertrag kein Thema - obwohl sie mit ihrer Patchwork-Familie, laut Westhues, eigentlich zur Zielgruppe gehöre. „Meine Mutter hat immer gesagt: Sieh zu, dass du selbstständig bist, dein eigenes Geld verdienst und nicht auf einen Mann angewiesen bist“, so Hilsmann.
Hilsmann möchte Rosenkrieg vermeiden
Und überhaupt: „Über eine Scheidung denke ich gar nicht nach.“ Das hat womöglich auch damit zu tun, dass ihre erste Ehe im Guten auseinandergegangen ist.
Ein Rosenkrieg, sagt die 37-Jährige, sei das Letzte, was sie wolle: „Eine Scheidung hat viel mit Emotionen zu tun. Sobald die im Spiel sind, kann man oft nicht mehr richtig nachdenken.“
Berührungsängste vor einer Beziehung hatte die 37-Jährige nicht
Deshalb versucht sie die Dinge so nüchtern wie möglich zu bewerten, auch bei Freundinnen, die ähnliche Dinge durchmachen. „Es ist nie nur einer Schuld, meistens liegt schon lange was im Argen. Probleme muss man immer ansprechen.“
Womöglich ist ihre Einstellung auch ein Grund dafür, warum sie sich nach ihrer Scheidung nicht zurückgezogen hat und keine Berührungsängste vor einer neuen Beziehung hatte. Auch Angst vor dem Alleinsein habe sie nicht empfunden. Im Sommer nach ihrer Trennung lernte sie ihren jetzigen Ehemann Lutz Bergmann (41) auf dem Schützenfest des Schützenvereins Lütkeheide kennen.
Plötzlich auf natürlichem Weg schwanger
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, beschreibt Hilsmann das Treffen im August 2014. Und wie es das Schicksal wollte, wurde sie ein paar Monate später auf natürlichem Wege schwanger - sogar mit Zwillingen.
„Natürlich habe ich die ersten Wochen immer daran gedacht, was schon zweimal vorher passiert ist“, erinnert sich Hilsmann. „Hoffentlich geht das gut, habe ich bis zur zehnten, elften Woche gedacht.“ Und es ging gut.
Anika Hilsmann mit ihren Zwillingen Hannah (l.) und Sophie. © Hilsmann
Die eineiigen Zwillinge Hannah und Sophie sind mittlerweile drei Jahre alt und runden das Familienglück von Anika Hilsmann und Lutz Bergmann ab. „Da ist ein Traum wahrgeworden“, so die stolze Mutter. Doch nicht nur durch den Zuwachs fühlt sich die zweite Ehe für Hilsmann anders an, als ihre erste.
„Ich fühle mich reifer, als noch vor einigen Jahren“, sagt Hilsmann. Probleme, über die sie sich zuvor einen ganzen Abend gestritten hätte, seien nun nur noch „Problemchen“, die sie schnell löse.
Das komme aber auch durch den Nachwuchs, der das Paar auf Trab hält. „Nach dem wilden ersten Jahr wussten wir: Wenn wir das überstehen, dann bringt uns nichts auseinander.“
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