Phil Oswald ist erst elf Jahre alt: zu jung, um sich schon Gedanken um den eigenen Leumund zu machen. Trotzdem ist es inzwischen ganz offiziell: Phil hat nicht nur ein weißes Hemd, das er an diesem Samstagabend (13. 5.) stolz zur grünen Krawatte trägt, sondern auch eine weiße Weste. Sonst hätte er nicht Mitglied werden können im Bürgerschützenverein Werne 1653. „Die Mitgliedschaft in einer Jugendgruppe kann jeder erwerben, der einen unbescholtenen Ruf hat und noch keine 18 Jahre alt ist“, heißt es in der Satzung.
Phil ist der Jüngste, der am Samstag vom Kolpinghaus über den Marktplatz zur Saline am Stadtpark marschiert ist. Genauer gesagt: der Jüngste in Uniform. Denn Begleitung erhielten die Bürgerschützen bei ihrem traditionellen Fest - ursprünglich hieß es Maibockfest, seit vielen Jahren inzwischen Salinenfest - von zahlreichen Kindern: oft die Söhne und Töchter der Funktionsträger im Verein. Von ihnen sind viele deutlich jünger als 50 Jahre, also im besten Familienvater-Alter - landesweit eher eine Ausnahme.
Das Schützenwesen gehört seit Jahrhunderten zu Nordrhein-Westfalen und ist seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe. Das hohe Alter der Aktiven und eine allgemein wachsende Scheu, ehrenamtliche Vereinsarbeit zu leisten, macht es vielen Vereinen schwer. Tobias Ogonek kennt das. Er ist seit acht Jahren Vorsitzender des Schützenvereins im Zentrum der Stadt.
Erstes Kinderschützenfest
Zum Salinenfest hat er sein kleines Töchterchen mitgebracht: Ida (2). Er freue sich, dass das Fest an der Saline so gut angenommen werde: nicht nur von Mitgliedern des Schützenvereins im Herzen der Stadt, sondern auch von anderen Besucherinnen und Besuchern. Das biete Gelegenheit, allen zu zeigen, was alles den Verein ausmache. Für Phil (11) ist es vor allem „die tolle Gemeinschaft“, an der er auch schon teilhaben könne.

Tim Haselhoff, der Pressesprecher der Bürgerschützen, ist seit 1996 Mitglied im Verein. Damas war er 17. „Man konnte damals frühestens mit 16 eintreten“, erinnert er sich. Anderen zu zeigen, wie vielfältig sich Schützen vor Ort für das kulturelle und soziale Leben einsetzen, ist auch ihm ein Anliegen. „In diesem Jahr machen wir erstmals ein Kinderschützenfest am 17. Juni“: eine neue Möglichkeit, um mit jungen Familien in Kontakt zu kommen.
Der Termin, der ganz groß im Vereinskalender steht, ist das erste Juli-Wochenende: das Bürgerschützenfest, an dem die Nachfolge für Melanie und Dirk Nolting geregelt werden wird. Phil wird dann zugucken. Dass er auch einmal Schützenkönig sein möchte, steht für ihn aber schon fest. Alexander Bülhoff, den die Festgemeinschaft am Samstag hochleben ließ, wurde Maibockkönig.

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