Wer die Pizzeria betritt, denkt eher an Panhas und Pfefferpotthast als an Pizza und Pasta. Doch das angestaubte Interieur ist alles andere als ein schlechtes Omen für das, was jetzt kommt.

Werne

, 22.11.2018, 17:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Von außen und von innen rustikal begrüßt meine Begleiterin und mich das Ristorante da Marco oder auch „Zum Thünen“. Meine Begleitung, die auch beim vergangenen Restaurant-Check mit dabei war, studiert mit mir gemeinsam Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften).

Das besondere italienische Gefühl will beim Hereinkommen noch nicht auf uns herüber schwappen, außer von dem italienischen Nachrichtensender, der auf einem Fernseher in der Ecke läuft. Davor sitzen ein paar Gäste und sprechen Italienisch.

360-Grad-Panorama vom Hauptraum

„Ein Italiener, zu dem Italiener essen gehen, kann so schlecht nicht sein“, resümiert meine Begleiterin, trotz urdeutscher Landgasthof-Atmosphäre. Wir setzen uns, legen die Jacken ab, prompt steht ein Kellner vor uns, bringt die ledernen Speisekarten und fragt nach Getränken. Nicht mal eine Minute später haben wir eine Apfelschorle und eine Spezi vor uns stehen. Das geht flott.

Der Raum, in dem wir sitzen, ist relativ dunkel, später wird uns die Kellnerin fragen, ob wir es etwas heller mögen und die Lampen in 70er-Jahre Kerzenhalteroptik an den Wänden heller dimmen: „Am Wochenende war hier eine Hochzeit und die mochten es gemütlicher.“

Auf dem Tisch mit weißer Tischdecke stehen eine weiße Kerze und eine rote Kunstrose in einer kleinen bauchigen Kristallvase. An den Wänden mit halbhoher Holzvertäfelung, die man mit gutem Willen karamellfarben nennen könnte, hängen Bilder von bergigen Landschaften. Nicht gerade italienisch.

Mama Anna Maletesta verwendet in der Küche frische Zutaten.

Mama Anna Maletesta verwendet in der Küche frische Zutaten. © Jörg Heckenkamp

Marco Oronzo Maletesta (70) und seine Frau Anna (67) haben da Marco vor genau 25 Jahren in der früheren Gaststätte Zum Thünen gegründet. Der Schriftzug durfte auf Geheißt der traditionsbewussten Brauerei nicht entfernt werden, so die Tochter, sodass die offizielle Bezeichnung bis heute „Ristorante da Marco Zum Thünen“ lautet.

Es ist ein typischer Familienbetrieb. Mama Anna Maletesta steht in der Küche, Papa Marco bedient, Familienmitglieder wie die Tochter oder Neffe Marco Biermann (21) helfen aus. Nur so ist es möglich, dass die Pizzeria sieben Tage die Woche geöffnet hat.

Das Essen

Schon ist die aufmerksame Bedienung zurück und fragt nach den Vorspeisen. Ich bestelle Bruschetta mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Fetakäse und Basilikum und meine Begleitung Antipasto da Marco (Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Pizzabrötchen) und als Hauptgericht direkt hinterher: Penne Thünen (Napolisauce, Sahne, Lachs und Brokkoli) und Pizza Margherita.

Sieben Minuten später stehen die Vorspeisen auf unserem Tisch. In der Pizzeria da Marco muss man nicht warten. Die Vorspeisen machen uns das unmediterrane Interieur vergessen, auch wenn sie auf seltsamen Blümchen-Tellern serviert werden.

Vorspeise Nummer zwei: Bruschetta mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Fetakäse und Basilikum.

Vorspeise Nummer zwei: Bruschetta mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Fetakäse und Basilikum. © Anna Leonie Kaiser

Das Brot meiner Bruschetta ist genau richtig: kross, aber nicht trocken oder hart. Die Tomaten schmecken richtig intensiv nach Tomate und das großzügig über den Teller verteilte Balsamico schmeckt fruchtig nach Himbeere oder Feige. So richtig definieren kann ich die fruchtige Note nicht, als ich den leckeren Balsamico vom Tellerrand löffle. Der Fetakäse ist angenehm mild.

Auch meine Begleitung ist von ihrer Vorspeise angetan. Die Pizzabrötchen scheinen zwar ein zweites Mal erwärmt, sind aber dafür eben warm und kein Stück labbrig. Der Mozzarella hat genau die richtige Konsistenz und erinnert keineswegs an Gummischuhsohlen, wie er es leider häufig tut.

Vorspeise Nummer eins: Antipasto da Marco (Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Pizzabrötchen).

Vorspeise Nummer eins: Antipasto da Marco (Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Pizzabrötchen). © Anna Leonie Kaiser

Beide Gerichte sind damit weit besser als die jeweils fünf Euro auf der Karte es vermuten lassen. Mehrfach kommen Bedienungen an unseren Tisch und fragen, ob alles in Ordnung ist oder zünden die Kerze auf dem Tisch an. Aufmerksam, aber nicht aufdringlich.

Kaum ist die Vorspeise abgeräumt, kommt schon der Hauptgang. Ein bisschen zu schnell. In einem anderen Lokal hätte ich gedacht, dass sie voll ausgebucht sind und Platz für neue Gäste haben wollen. Doch im da Marco sind noch einige Tische frei, schließlich ist es auch nur ein Montagabend. Als mir die Gabel runterfällt steht direkt eine Bedienung neben mir und bietet mir eine neue an. Der Service ist fantastisch.

Mein Vater sagt immer: „Ob ein Italiener gut ist, erkennt man an der Spaghetti Bolognese oder der Pizza Margherita, nicht an den ausgefallenen Gerichten“. Die Pizza Margherita ist gut, aber auch nicht mehr. Sie ist genau wie erwartet, lecker vor allem für einen Preis von 5 Euro.

Bei der Penne Thünen fällt die üblicherweise tomatige Napolisauce als Sahnesauce aus.

Bei der Penne Thünen fällt die üblicherweise tomatige Napolisauce als Sahnesauce aus. © Anna Leonie Kaiser

Bei den Nudeln vermisse ich die Napoli-Sauce. Üblicherweise bedeutet Napoli Tomatensauce. Die Penne Thünen gibt es mit Sahnesauce: trotzdem gut, nichts Besonderes, aber gut. Die Penne sind al dente, der Brokkoli und der Lachs ein kleines bisschen zu durch. Doch für 7,50 Euro ist es genau das, was ich erwarte.

Irgendwie ist es auch schön, sich in der bequemen Komfortzone des Erwartbaren zu bewegen. Zur Pizzeria da Marco geht man nicht, um sich ausgefallen bekochen zu lassen oder überrascht zu werden. Man geht hierhin, um für einen kleinen Taler in zwangloser Atmosphäre nicht selbst kochen zu müssen, gut zu essen, satt zu sein und hervorragend bedient zu werden.

Klassiker in italienischen Restaurants: die Pizza Magherita. Einfach, gut und preiswert.

Klassiker in italienischen Restaurants: die Pizza Magherita. Einfach, gut und preiswert. © Anna Leonie Kaiser

Die Portionen sind mächtig, vor allem die sahnigen Nudeln sättigen sehr. Wir lassen uns die Reste einpacken. Als die Bedienung die Teller abräumt, fragt sie ob es noch ein Grappa oder ein Marsala sein dürfe. Hab ich schon erwähnt, dass der Service überragend ist?

Dessert gibt es nur auf Nachfrage, wir fragen nicht nach. Wir sind pappsatt. Als die Rechnung kommt, sind wir erst etwas verwirrt, ob die Bedienung etwas vergessen hat, aber tatsächlich: Für 28,50 Euro haben wir in der Pizzeria da Marco gut gegessen.

Zusammenfassung:

Die Vorspeisen punkten auf voller Linie und übertreffen daher sogar die Erwartungen. Der fruchtige Balsamico gibt beiden Gerichten das gewisse Mehr, um richtig lecker zu sein. Die Pizza und die Nudeln sind gut, aber unspektakulär. Vor allem fehlt es an der angekündigten Napolisauce. Nebst zwei Seiten verschiedene Pizzen, zwei Seiten Nudeln und einer Seite Salate bietet die Speisekarte auch Schweinefleisch- (vor allem Schnitzel), Rindfleisch und Fischgerichte, die jedoch aus Krabben, Calamari und Scampi bestehen. Auf dieser Karte wird jeder fündig.

Die Getränke

Die Getränkekarte ist überschaubar. Neben dem Dreiklang aus Cola, Fanta, Sprite finden sich Wasser, Apfelschorle und Bitterlemon. Außerdem verschiedene Biere, Orangen- und Apfelsaft, Kaffee, Tee, Glühwein, Grog. Sechs Weine, ein Sekt, Martini Bianco, Averna und neun verschiedene Schnäpse bilden die Spirituosenkarte.

Die Preise

Mit einem Wort zu beschreiben: fair. Was man in der Pizzeria da Marco bekommt, ist seinen Preis wert und auch mit kleinem Budget lässt sich hier gut essen. Alle 0,3 Liter Getränke kosten 2 Euro, egal ob Wasser oder Bier; 0,5 Liter gibt es ab 3,50 Euro. Das teuerste Gericht ist das Bistecca Mari e Monti (Rumpsteak mit Krabben, Pilzsahnesauce, Pommes frites, Salat oder Gemüse) für 16,50 Euro. Die günstigste Hauptspeise ist entweder die Pizza Margherita oder Spaghetti Napoli für jeweils 5 Euro.

360-Grad-Panorama des Saals

Die Atmosphäre

Die Pizzeria da Marco könnte durchaus eine Generalüberholung gebrauchen. Es ist sauber, aber von italienischem Flair fehlt leider jede Spur. In diesem Lokal erwartet man optisch eher eine aufgewärmte Rinderroulade mit Erbsen und Stärkebeilage. Dieselbe Küche mit demselben Service in anderer Umgebung könnte einen weit besseren Nachgeschmack beim Restaurantbesucher behalten, als sie es derzeit tut.

Der Service

Nachdem ich in dieser Kategorie schon mal in den sauren Apfel beißen musste, ist die Pizzeria da Marco mehr als eine positive Überraschung. Die Bedienungen sind freundlich, aufmerksam, aber kein Stück aufdringlich und vor allem sehr flott.

Kinderfreundlichkeit

Eine spezielle Kinderkarte gibt es nicht, allerdings dürften auch „schnöggelige“ Kinder auf der großen Speisekarte des Italieners fündig werden und wenn es nur eine Pommes frites ist.

Barierrefreiheit

Um das Lokal zu betreten, muss eine kleine Stufe erklommen werden. Rollstuhlfahrer oder Rollator-Nutzer könnten diese aber wohl mit etwas Hilfe überwinden. Die Toiletten befinden sich genau wie das Restaurant im Erdgeschoss. Allerdings ist es dort recht eng, weshalb es fraglich ist, ob ein Rollstuhlfahrer dort problemlos durchkommt.

Mein Fazit

Wer abends keine Lust hat zu kochen und für kleines Budget ohne viel Schnickschnack essen gehen möchte und Wert auf eine gute Bedienung legt, ist in der Pizzeria da Marco sehr gut aufgehoben. Wer das Gefühl italienischer Lebensart aus dem Urlaub aufleben lassen möchte oder etwas Finesse auf dem Teller sucht, ist hier allerdings falsch.

Das Ristorante Da Marco liegt an der Straße St. Johannes, eingangs des Holtkamps.

Das Ristorante Da Marco liegt an der Straße St. Johannes, eingangs des Holtkamps. © Jörg Heckenkamp

Anfahrt/ Parken

Direkt vor dem Lokal befinden sich Parkplätze, genau wie ein paar Meter weiter am Straßenrand. Die Parkplatzsuche sollte also kein Problem sein.

Was sagt das Netz über die Pizzeria da Marco?

Bei Google-Rezensionen hat die Pizzeria 4,4 von 5 Sternen. Auch hier werden der tolle Service und die schnelle Bedienung gelobt, auch bei Essensbestellungen zum Mitnehmen. „Ein Service, der seinesgleichen sucht“, schreibt ein Restaurantbesucher. Teilweise wird das Essen jedoch als fad beschrieben. Auch auf Facebook punktet das Lokal mit 4,8 von 5 Sternen.

Restaurant-Infos

Pizzeria da Marco, St. Johannes 1, 59368 Werne, Tel. (02389) 6776

Öffnungszeiten: durchgängig montags bis sonntags, 17 bis ca 22 Uhr

Die Pizzeria auf Facebook

Die bisherigen Restaurant-Checks Werne

Wie funktioniert der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren für die nächsten Tage einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.