Mit einer Überraschung endete die Abstimmung am Dienstagabend über den geplanten Anbau an der Wiehagenschule. Obwohl Verwaltung und Schule dringend empfahlen, den Anbau mit einer Brücke im Obergeschoss mit dem Altbau zu verbinden, verwehrte die Mehrheit im zuständigen Ausschuss ihre Zustimmung: mit zehn Stimmen aus den Reihen von CDU, SPD und Unabhängigen gegen vier Stimmen und einer Enthaltung.
Das bringt eine Ersparnis von rund 260.000 Euro für die Brücke sowie mögliche weitere Einsparungen bei Kosten für eine Container-Unterbringung während der Bauphase. Damit belaufen sich die momentan grob geschätzten Kosten für die Erweiterung der Grundschule an der Stockumer Straße auf knapp 5,5 Millionen Euro.
Verwaltung und Schule pro Brücke
Zunächst schien in der Sitzung alles seinen Lauf hin zu einer Brückenlösung zu nehmen. Schuldezernent Frank Gründken betonte, dass die Verwaltung sich für die Variante mit der Brücke entschieden hat. Gründken: „Es gab intensive Beratungen über die vielen Varianten. Die Verwaltung hat sich deutlich positioniert und auf allen Ebenen abgestimmt.“ Die Brückenkosten seien letztlich überschaubar.
Gründken führte die Nachteile an, die der Wiehagenschule ohne eine solche luftige Verbindung entstehen würden: Längere Wege für Schüler und Aufsichtspersonen, Nachteile für das pädagogische Konzept, ein zusammenhängendes Gebäude gibt mehr Sicherheit, alle Räume können den ganzen Tag mit Brücke besser genutzt werden. Sein Fazit: „Die Brücke erhöht die Funktionalität der Schule.“

„Beängstigende Haushaltslage“
In der anschließenden Debatte schlug Klaus Schlüter von den Bündnisgrünen ebenfalls in diese Kerbe: „Aus dem pädagogischen Konzept heraus ist dies die beste Lösung.“ Doch dann kam die Wende, als sich Marita Funhoff von der SPD zu Wort meldete: „Wir haben es uns in der Fraktion nicht leicht gemacht. Gut, dass es einen Neubau geben soll, die 5,5 Millionen sind gut investiertes Geld. Aber unsere Haushaltslage ist beängstigend. Wir belasten aber alle Bürger mit diesen Kosten für den Neubau. Daher haben wir uns entschieden, auf die Brücke im OG zu verzichten.“
Die Sozialdemokraten favorisierten, so Funhoff, eine überdachte, ebenerdige Verbindung zwischen Alt und Neubau. Das ginge schneller und wäre günstiger. Funhoff: „Die gute Bildung eines Kindes kann nicht von so einer Brücke abhängen.“
„Müssen Gürtel enger schnallen“
Unterstützung bekam die SPD in dieser Argumentation von der CDU. Uta Leisentritt sagte, auch ihre Fraktion habe sich für einen geschlossenen, ebenerdigen Übergang statt einer Brücke entschlossen. Grund: die geringeren Kosten. „Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen.“
Damit hatte sich eine Mehrheit des entscheidungsbefugten Ausschusses gegen die von Verwaltung und Schule gewünschte Brücken-Lösung ausgesprochen. Artur Reichert von der FDP konnte das kaum fassen: „Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass jemand dagegen ist. Wir reden über gut 200.000 Euro, dass sind 4300 Euro pro Jahr auf 60 Jahre gerechnet. Mir fallen fünf, sechs Sachen ein, wo wir effizienter sparen können. Wir fangen an, bei Kindern zu sparen. Das kann doch nicht sein, ich appelliere an Ihr Gewissen.“
Debatte wogte hin und her
Die Debatte wogte noch einige Zeit hin und her. Während Dr. Thomas Gremme von der UWW die Spar-Version unterstützte, war bei den Bündnisgrünen fast so etwas wie Entsetzen über diese Variante zu spüren. Dr. Eberhard Stroben meinte: „Ich habe überlegt, ob ich aus der Haut fahren sollen, aber ich bin ja ein eher ruhiger Mensch. Die Verwaltung hat uns ein gutes Konzept vorgestellt. Ich appelliere an alle, dem doch zuzustimmen. Wir wollen doch das Beste für die Schüler.“
Doch die Mehrheit ließ sich nicht umstimmen. Uta Leisentritt fasste zusammen: „Wir bekommen statt einer Brücke im Obergeschoss einen Übergang ebenerdig. Da ist doch alles da, was die Kinder brauchen.“
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