
© Felix Püschner
Physiotherapie für Tiere: Wiebke Holtmann (26) behandelt ihre Patienten mit Blutegeln und Co.
Therapie für Tiere
Schallwellentherapie und Krankengymnastik - das gibt‘s nicht nur für Menschen. Wiebke Holtmann (26) aus Werne ist jetzt als mobile Physiotherapeutin für Tiere unterwegs.
Wenn man Emma dabei beobachtet, wie sie auf dem kleinen blauen Gummi-Donut balanciert, könnte man meinen, die vierjährige West-Highland-Terrier-Hündin bereite sich auf einen Geschicklichkeitswettbewerb vor. Aber mit Spielerei hat der Balance-Akt überhaupt nichts zu tun.
Der „Donut“ ist ein Therapie-Instrument und zählt zum Equipment von Wiebke Holtmann. Seit Anfang des Jahres bietet die 26-Jährige eine mobile Tierphysiotherapie an.
Und die Liste der Leistungen liest sich im Prinzip genauso wie die für einen Menschen: Von Massagen über Elektro- und Schallwellentherapie bis hin zu Magnetfeldmatten, Krankengymnastik und Thermobehandlung mit Rotlichtlampen ist so ziemlich alles dabei. Und das aus gutem Grund, wie Holtmann erklärt.
Zwischen Mensch und Tier gebe es gar nicht so viele Unterschiede: „Auch Tiere leben aufgrund der besseren medizinischen Versorgung heute länger als früher. Und auch Tiere bekommen ihre Alters-Wehwehchen.“
Erkrankungen wie beim Menschen
Manche Erkrankungen seien hingegen vor allem auf die Züchtung zurückzuführen - insbesondere bei Hunden. Das Schönheitsideal, das Halter für ihren vierbeinigen Gefährten vor Augen haben, ist nämlich nicht immer das, was am besten für das Tier ist. „Der Dackel wird zum Beispiel immer länger. Natürlich kann er dadurch schneller Rückenprobleme bekommen. Und andere Rassen werden immer größer und schwerer - obwohl ihre Muskeln dafür gar nicht ausgelegt sind“, erklärt Holtmann. Da seien Probleme eigentlich schon vorprogrammiert.
Auch der Blick auf die Liste der typischen Erkrankungen liest sich ähnlich wie beim Menschen. Zur den „Klassikern“ gehören unter anderem Arthrose und Schleimbeutelentzündungen, aber auch Verknöcherungen der Wirbelsäule und Fehlstellungen wie etwa bei der Hüftdysplasie. Kann alles nicht nur unschön, sondern auch schmerzlich sein - lässt sich aber auch alles behandeln.
Ohne Rezept keine Blutsauger
„Ich greife ja immer ganz gerne zu den Blutegeln“, sagt Holtmann und lacht. Die kleinen Tiere, die viele als eklig empfinden, seien nämlich richtig gute Helfer - vor allem bei Schleimbeutelentzündungen und kleineren Wunden. „Die Stoffe in ihrem Speichel wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Das ist gerade für chronisch kranke Patienten gut geeignet“, erklärt die ausgebildete Tierphysiotherapeutin, als sie einen der Egel aus dem Glas holt.
Einfach mal so in die Apotheke gehen, ein paar Egel bestellen und sie dann nach Belieben ans eigene Haustier anheften - das ginge natürlich nicht: „Man kann da schon einiges falsch machen. Und man bekommt die Egel auch nicht einfach so.“ Ohne Rezept keine Blutsauger - so einfach ist das letztlich.
Die Idee, sich selbstständig zu machen, hatte die 26-jährige Wernerin, weil ihr eigener Hund schon seit langem an einer Hüftdysplasie leidet. „Emma brauchte schon früh viel Physiotherapie. Und mir hat gefallen, was ich dort gesehen habe“, so Holtmann, die zuvor bereits als Zootierpflegerin gearbeitet hat.
Ob Hunde, Katze oder Kaninchen - Holtmann möchte jedem Tier helfen. Was sie jedoch nicht ersetzen kann, ist der Besuch beim Arzt. „Als Therapeutin darf ich keine Diagnose stellen. Ich habe auch kein Röntgengerät. Ärzte und Therapeutin arbeiten da aber Hand in Hand. Auch wenn es um Tiere geht.“
Physiotherapie nur per Hausbesuch
Im Gegensatz zu den meisten Tierärzten macht Holtmann allerdings ausschließlich Hausbesuche. Eine eigene Praxis hat sie nicht: „Ich glaube, es ist für die Tiere sogar schöner, wenn ich zu ihnen nach Hause komme. Das ist stressfreier und sie sind entspannter in ihrer gewohnten Umgebung.“
Unterwegs ist sie mit ihrer mobilen Physiotherapie auch am Samstag, 11. Januar. Von 10 bis 16 Uhr bietet sie einen kostenlosen Physio-Check im Fressnapf an der Klöcknerstraße 3 an. Erreichbar ist Holtmann unter Tel. 01525 7477376 oder über ihre Facebook-Seite.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
