Pfarrer Jürgen Schäfer betete in Werne für Papst Franziskus „Gespannt, wie es weitergeht“

Pfarrer Schäfer betete für Papst Franziskus: „Gespannt, wie es weitergeht“
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Mit einem Zettel in der Hand ging die Küsterin mitten in der Ostermontagsmesse zum Altar der St.-Marien-Kirchen in Lünen und hielt ihn dem Pfarrer hin. Darauf stand: „Der Papst ist verstorben.“ Sogleich reagierte der Pfarrer und änderte den Ablauf. Er informierte alle anwesenden Messebesucher über den Tod des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche. Gemeinsam beteten sie anschließend für Franziskus.

Jürgen Schäfer, Leitender Pfarrer der St.-Marien-Gemeinde in Lünen und Pfarrdechant der Kirchengemeinde St. Christophorus in Werne, hat die Neuigkeiten anders erfahren. „Sehr weltlich“, wie er im Gespräch mit der Redaktion sagt. „Wir waren gerade dabei, das Pfarrheim an der St.-Christophorus-Kirche nach den Feierlichkeiten des Ostersonntags aufzuräumen, da kam der Küster herübergelaufen.“ Das war etwa eine Stunde vor seiner eigenen Ostermontagsmesse um 11.15 Uhr in Werne. Auch dort betete Schäfer dann, wie sein Kollege in Lünen, für den verstorbenen Papst.

Die Kirche St. Christophorus in Werne
Die Kirche St. Christophorus in Werne © Felix Püschner

Getroffen hat Jürgen Schäfer Papst Franziskus nie. Er suche „ohnehin nicht die Nähe zu Autoritätsfiguren“. In den letzten Wochen von Franziskus‘ Leben, das geprägt war von Krankenhausaufenthalten und einem weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit bis auf einen kurzen Auftritt in Rom am Ostersonntag, hätte sich Pfarrer Schäfer eigentlich für ihn „gewünscht, dass er zurücktritt, um sein Lebensende in Ruhe begehen zu können“. „Man hat ihm seine Krankheit angesehen, aber 88 ist auch ein stolzes Alter“, sagt Schäfer.

Der Leichnam von Papst Franziskus wird im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom getragen. Der Platz ist überfüllt mit Besuchern.
Der Leichnam von Papst Franziskus wird im offenen Sarg über den Petersplatz zum Petersdom überführt, wo er drei Tage lang aufgebahrt sein wird. © Christoph Reichwein/picture alliance/dpa

Franziskus stand für Nächstenliebe

„Franziskus hatte durchaus ein spannendes Pontifikat“, findet Schäfer. Er sei nicht „der große Theologe gewesen wie sein Vorgänger Papst Benedikt, sondern sein Fokus lag auf der Karitas“, auf der christlichen Nächstenliebe und Wohltätigkeit. Er sei ein „Macher“ gewesen, der seine Akzente gesetzt habe. Franziskus sei aber auch konservativer gewesen als sein Ruf – „es war auch nicht zu erwarten, dass ein Papst aus Südamerika den Laden umkrempelt“, so Schäfer.

Er merkt auch an, dass Franziskus in seinen Einlassungen etwas sprunghaft gewesen sei: „Da gab es Interviews, die er in Flugzeugen gegeben hat, und hinterher musste man sich beeilen, seine Äußerungen wieder einzufangen.“ „Bei seinem Nachfolger müsste da wieder etwas mehr Ruhe einkehren“, findet Schäfer.

Brauchen einen, der vereint

Was Pfarrer Jürgen Schäfer „viel mehr bewegt, ist, wie es weitergeht“. Das Kardinalskollegium sei bunt gemischt und es werde „schon spannend, in welche Richtung die Zeit reif ist“, zum Beispiel, ob der nächste Papst aus Afrika kommen wird. Einen Europäer kann sich Schäfer weniger vorstellen: „Europa verliert immer mehr an Bedeutung im Christentum. Weltweit steigt die Zahl der Christen, in Europa sinkt sie.“

Es gebe zwar viele qualifizierte Kandidaten, aber die Anforderungen an den neuen Papst seien andererseits enorm hoch, so Schäfer: „Man ruft immer nach den großen Reformen, aber ich glaube, wir brauchen eher jemanden, der den Laden zusammenhält, der ausgleichen kann zwischen Progressiven und Konservativen. Und er muss die Kirche in der heutigen Medienlandschaft darstellen können – darin war Franziskus gut.“

Totenmesse für Franziskus

In der Kirche St. Marien in Lünen ist ein Bild des verstorbenen Papstes vor dem Altar aufgestellt, damit Besucher Abschied nehmen und eine Kerze anzünden können. Die Kirche ist täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. In allen Kirchen von Schäfers Gemeinden läuten seit Montag täglich um 12 Uhr für fünfzehn Minuten die Totenglocken für Franziskus.

Ein Bild von dem verstorbenen Papst Franziskus steht in der St.-Marien-Kirche in Lünen, daneben drei Kerzen und eine Vase mit weißen Blumen.
Pfarrer Jürgen Schäfer ließ ein Bild von dem verstorbenen Papst Franziskus in der St.-Marien-Kirche in Lünen aufstellen, sodass Besucher Abschied nehmen und eine Kerze anzünden können. © Martin Teichert

Am Freitag, einen Tag vor der geplanten Beerdigung von Franziskus in Rom, wird Pfarrer Jürgen Schäfer eine zusätzliche Totenmesse in der Kirche St. Marien um 8.30 Uhr abhalten.