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Öffnung der Tafelausgabe in Werne sorgt für Erleichterung – nicht nur bei den Kunden
Tafelausgabe Werne
Die Ausgabestelle der Tafel in Werne ist seit Mittwoch wieder geöffnet. Erleichtert waren darüber nicht nur die Kunden - auch wenn sie sich auf weitere Änderungen einstellen müssen.
Nach dem Corona-Lockdown öffnete die Werner Ausgabestelle der Tafel am Mittwoch (8. Juli) erstmals wieder ihre Türen für Bedürftige. Die standen direkt Schlange - natürlich mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Seit Mitte März hatte die Ausgabestelle geschlossen. Die Erleichterung über die Wiedereröffnung ist riesig. „Die Tafel ist uns eine große Hilfe und dafür sind wir wirklich sehr dankbar“, sagte eine der Damen in der Warteschlange, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Ihre Familie habe über Facebook von der Wiedereröffnung erfahren: „Und ich finde es von den Mitarbeitern sehr nett, dass sie die Tafel trotz Corona wieder geöffnet haben“, so die Mutter der fünfköpfigen Familie. Die vergangenen Monate waren nicht leicht für die Familie, da sie deutlich mehr Geld für Lebensmittel ausgeben musste und so kein Geld für Kleidung sparen konnten. Vor allen Dingen hoffe sie aber, dass die notwendigen Regeln eingehalten werden und alle gesund bleiben. Denn das sei ihr letztendlich wichtiger als der Zugang zu günstigen Lebensmitteln.
Mitarbeiter haben weniger Kontakt zu Kunden
Aber auch den ehrenamtlichen Helfern fiel ein Stein vom Herzen als sie erfuhren, dass sie endlich wieder zur Tat schreiten können. „Wir sind in der Stadt häufig von Kunden angesprochen worden, wann die Tafel wieder öffnen würde“, sagte die ehrenamtliche Helferin Waltraud Günther (79). Dementsprechend sei die Freude sehr groß gewesen, als das Datum feststand und sie die Information weitergeben konnte. „Das war ein unglaublich schönes Gefühl“, ergänzte ihre Mitstreiterin Siegrun Harlinghausen (73).
Die neuen Schutzvorkehrungen und Ausgaberegelungen seien jedoch für alle eine große Umstellung, an die sie sich erst einmal gewöhnen müssten: „Es ist schade, dass wir durch die Änderung nicht in den Kontakt mit unseren Kunden kommen können und sie gar nicht zu Gesicht bekommen.“ Denn im Gegensatz zu früher kommen nun keine Kunden mehr in den Ausgaberaum, um ihre Körbe zu füllen. Stattdessen packen die derzeit zwölf Helfer Tüten mit den wichtigsten Lebensmitteln - zwei Mitarbeiter tragen die Tüten dann heraus und übergeben sie den bedürftigen Kunden, für jeweils zwei Euro.

Bei der Übergabe der Lebensmittel wird auf die verordneten Schutzmaßnahmen geachtet. © Michelle Kozdon
Alle Tüten werden gleich bepackt, damit niemand einen Nachteil hat. Brot, Brötchen, Kartoffeln und Kuchen werden allerdings gesondert ausgeteilt. Das einzelne Verpacken bedeutet für die Helfer einen deutlichen Mehraufwand und größere Anstrengung. An ihrer Motivation ändert das aber natürlich nichts.
Am Mittwoch nutzte das Helferteam noch das gewohnte Verfahren mit den vorab ausgeteilten Abholnummern. Wie in der Vergangenheit auch mussten die Bedürftigen am Morgen um 9.45 Uhr vor Ort sein, um per Zufallsprinzip ihre Nummer zu erhalten. Das führte jedoch dazu, dass sich alle Kunden vor dem ehemaligen Möbelgeschäft Reuter an der Burgstraße sammelten. Eine in Corona-Zeiten eher ungünstige Situation.
Neue Regelung soll Warteschlangen verhindern
Die Lösung: Ab der kommenden Woche soll die Abholung anders geregelt werden, um eine zu große Ansammlung von Menschen zu verhindern, erklärte Hauptorganisator Dieter Schimmel (80).
Die Abholzeiten werden dann vorgegeben und richten sich nach dem ersten Buchstaben des Familiennamens. Dann haben die betroffenen Familien ein Zeitfenster von 15 Minuten, in der sie ihre Lebensmittel ausgehändigt bekommen und müssen nicht den ganzen Vormittag warten, bis sie an der Reihe sind. Die Mutter der fünfköpfigen Familie dürfte das freuen: Ihr Nachname beginnt nämlich mit einem „A“.

An frischen Lebensmitteln mangelt es bei der Werner Tafel nicht. © Michelle Kozdon