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Neubaugebiet Baaken - Die „Berliner Mauer“ soll begrünt werden
Bürgerinformationsveranstaltung
Planungsbüros und Stadtverwaltung stellten den aktuellen Stand im geplanten Wohngebiet südlich der Straße „Baaken“ vor. Dabei wurden einige Kritikpunkte der Anwohner beantwortet.
Um das geplante Wohnbaugebiet südlich der Straße „Baaken“ gab es in der Vergangenheit rege Diskussionen zwischen den Bürgern in Werne und der Politik beziehungsweise der Verwaltung.
Um den neuesten Stand der Planung vorzustellen und auf die Befürchtungen der Bürger einzugehen, wurde zu einer Bürgerversammlung aufgerufen. Die fand am Donnerstag, 25. März, digital statt - die Corona-Pandemie ließ keine Präsenzveranstaltung zu. Das wurde im Vorfeld von Anwohnern kritisiert, die eine Unterstützerliste mit 214 Einträgen bei Bürgermeister Lothar Christ einreichten.
Um die 50 Interessenten schalteten sich dennoch zur digitalen Bürgerversammlung zu.
Lärmschutzwand soll begrünt werden
Einer der größten Kritikpunkte der Anwohner in der „Bellingheide“ war, dass ihnen bald eine Lärmschutzwand vor ihre Häuser gesetzt wird. „Das wäre, als würden wir hinter der Berliner Mauer von Werne leben“, sagte Anwohner Jörg Bandl damals unserer Zeitung.
Eine Lärmschutzmauer sei aber zwingend notwendig, wie Akustik-Experte Rolf Erbau-Röschel, der das Lärmgutachten erstellt hat, in der digitalen Bürgerversammlung erklärt. Weil im Westen ein Gewerbegebiet liege und das geplante Baugebiet näher an den Gewerben als die bestehenden Siedlungen liege, würde es einer höheren Geräuschimmission ausgesetzt.
Die Lösung für dieses Problem sei eben die Lärmschutzwand, die die geringere Entfernung zum Teil ausgleiche. Die Wand soll eine 6,5-Meter-Konstruktion aus geschlossenem Stahlblech sein, die mit heimischen Sträuchern begrünt werden soll. Die Wand soll laut Planungsdezernent Ralf Bülte nicht direkt an der Grundstücksgrenze gebaut werden, sondern mit drei Metern Abstand.
Verkehrsbelastung: Ein zusätzliches Auto alle drei Minuten
Ein weiteres wichtiges Anliegen der Anwohner war die zusätzliche Verkehrsbelastung, die durch das geplante Wohngebiet entstehen würde. Rolf Suhre von der NTS-Ingenieurgesellschaft aus Münster stellte die geplante Verkehrsführung und die daraus resultierenden Folgen vor.
Der Zugang zum Gebiet soll nur nördlich von der Straße „Baaken“ aus erfolgen. Einen Wendehammer soll es im Süden des geplanten Baugebietes geben. Die Durchfahrt nach Osten wird nur für Fußgänger und Fahrradfahrer möglich sein, das gleiche gilt für den Verbindungsweg zur „Bellingheide“ im Süden.
Suhre empfiehlt die Verbindungswege mit Pollern zu sichern, von denen sich einer entfernen lässt. So könne man die Zufahrt gewährleisten, falls es einen Notfall gibt und der einzige reguläre Zufahrtsweg im Norden über die Straße „Baaken“ gesperrt sei.
Laut Rolf Suhre sei mit etwa 400 Fahrten am Tag durch das geplante Wohngebiet zu rechnen. 200 Fahrten in das Gebiet, 200 Fahrten wieder raus, die sich gleichmäßig nach links und rechts auf die Straße „Baaken“ verteilen würden.
Das macht im Schnitt tagsüber auf dem „Baaken“ einen zusätzlichen PKW alle drei Minuten. Im Moment liege die Verkehrsbelastung bei rund 900 Fahrzeugen pro Tag.
Eine Bürgerin fragte, warum keine Anbindung an die „Bellingheide“ erfolgt. Dafür sei laut Suhre die Fläche nicht ausreichend. Eine Anbindung an die östlichen Siedlungen sei politisch nicht gewünscht und verkehrstechnisch nicht zwingend erforderlich. Der Grund: Man wolle den Verkehr nicht in Richtung Uhlandschule lenken.
Keine Überflutung in der „Bellingheide“ zu befürchten
Die Entwässerungsproblematik war ebenfalls ein Thema bei den besorgten Anwohnern. Hermann-Josef Abels von der NTS-Ingenieurgesellschaft Münster stellte die Entwässerungsplanung vor.
Die Voraussetzungen für die Entwässerung seien gut, da es vom Norden des geplanten Baugebietes bis zum Süden ein Höhengefälle von etwa 7 Metern gebe.
Das Schmutzwassernetz soll an die „Heinrich-von-Kleist-Straße“ angeschlossen werden, das Regenwassernetz Richtung „Bellingheide“ geschickt werden. Im Süden des Gebietes soll ein Regenrückhaltebecken entstehen. Eine Überschwemmung der südlich gelegenen Gärten sei laut Abels zu keinem Zeitpunkt zu befürchten - auch nicht bei Starkregen-Ereignissen.
Baurecht bis Herbst
Ein weitere Punkt auf der Tagesordnung war das Thema Artenschutz. Wie Nina Karras vom Büro Umweltplanung Dortmund erklärt, seien artenschutzrechtliche Konflikte in dem Plangebiet auszuschließen. Sie habe aber die Empfehlung gegeben, dass Vorgärten zu begrünen sind und keine Schottergärten entstehen. Das wurde im Bebauungsplan festgesetzt.
Planungsdezernent Ralf Bülte stellte anschließend den weiteren Fahrplan vor. So sollen für die Änderung des Flächennutzungsplanes für die Wohnbaufläche „Baaken“ ab dem 12. April bis zum 12. Mai die entsprechenden Behörden beteiligt werden. Der Offenlagebeschluss soll im Ausschuss am 15. Juni gefasst werden. Vom 26. Juni bis zum 6. August soll der Bebauungsplan öffentlich ausliegen. Übergeordnetes Ziel sei es, bis zum Herbst Baurecht zu haben.
Nach fünf Jahren im hessischen Exil mit einem Onlinejournalismus-Bachelor ins heimische NRW zurückgekehrt. Seit 2020 für Lensing Media im Einsatz.
