Der Anblick der Menschen, die dort gerade auf dem Kirchhof für ein Foto posieren, erinnert ein bisschen an die Szenen des historischen Stadtspiels Ende Juni. Sie tragen historische Gewänder, Hellebarden und Laternen - und wirken zufrieden. Scheint so, als wäre in der Lippestadt alles in bester Ordnung. Ganz nach dem Geschmack eines Nachtwächters. Aber warum sind es diesmal so viele von ihnen? Ist die Lage etwa doch nicht so ruhig wie es scheint?
Nein, keine Sorge. Die „Verstärkung“, die sich Wernes Stadtführerin Heidelore Fertig-Möller hier geholt hat, hat einen anderen Hintergrund. Es handelt sich um ein Treffen der Regionalgruppe Nord-West der „Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e.V.“. In der ist die ehemalige Museumsleiterin nämlich inzwischen Mitglied - und fungiert an diesem Tag als Gastgeberin. Vor zwei Jahren wurde Fertig-Möller in die Gilde aufgenommen. Nun wollen die anderen Mitglieder Werne kennenlernen.
2016 war die Stadtführerin erstmals in die Rolle des Nachtwächters geschlüpft. Inzwischen ist es die beliebteste Themenführung des Verkehrsvereins - dicht gefolgt von der Führung „Von der Sole zur Kohle“ und „Mit dem Stadtsekretarius unterwegs – Werne um 1600“. Bis zu 25 Leute können an den Führungen teilnehmen. Und die sorgen selbst bei alt eingesessenen Wernern noch für Überraschungen. „Manche sagen dann: ‚Hier bin ich ja noch nie langgegangen‘“, berichtet Fertig-Möller und schmunzelt.

Der „echte“ Nachtwächter hatte einst unter anderem die Aufgabe, im Falle eines Feuers Alarm zu schlagen. Dazu trug er ein sogenanntes Brandhorn bei sich. Auch die Kirchglocken wurden im Ernstfall geläutet. In den Zeiten, in denen es noch keine Feuerwehr gab, mussten die Bewohner der Stadt dann Wasser mittels Ledereimern vom Brunnen oder der Horne zum Einsatzort transportieren, um den Brand zu löschen.
Bei ihrem Besuch in der Lippestadt wurden die Mitglieder der Gilde von der stellvertretenden Bürgermeisterin Marita Funhoff empfangen und besichtigten anschließend unter anderem das Kapuzinerkloster sowie das Stadtmuseum. Und natürlich stand auch eine Führung mit Wernes Nachtwächterin auf dem Programm.


- Die nächste Nachtwächterführung findet am 3. November statt. Dafür gibt es noch wenige Karten. Anmeldungen und Infos gibt es beim Verkehrsverein am Roggenmarkt (Tel. 02389 531640). Das Büro ist immer dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
- Wer sich vorab über die Touren informieren will, kann dies auch auf der Homepage des Verkehrsvereins unter verkehrsverein-werne.de/themenfuehrungen tun.
Werner Historikern erklärt Geschichte der Stadtmauer: Was geschah nach dem Abriss mit den vielen Ste
Historische Sim-Jü-Fundstücke: Wernes ältestes Pferd hat 140 Jahre auf dem Buckel
Stadtführung in Bildern: Mit dem Nachtwächter durch dunkle und geheimnisvolle Gassen