
© Eva-Maria Spiller
Nach turbulenten Wochen: So geht es bei Bücher Beckmann Montag weiter
Corona-Krise
Hinter Bücher Beckmann liegen turbulente Wochen zwischen Lieferdienst, weit ausgedehnten Arbeitszeiten aber viel Zusammenhalt und menschlicher Nähe mitten in der Corona-Krise.
Hubertus Waterhues ist froh, dass er sein Geschäft ab Montag wieder öffnen darf. Der Inhaber von Bücher Beckmann in der Werner Innenstadt kann dann dank des neuen Erlasses von Bund und Ländern vom Mittwochabend (15. April) wieder Kunden im Laden begrüßen - wenn auch mit ein wenig Distanz.
Laut Erlass dürfen Geschäfte unter 800 Quadratmetern ab Montag wieder öffnen, Kfz-, Fahrrad- und Buchhändler unabhängig von ihrer Ladengröße. Auch Babymärkte und Einrichtungshäuser können dann öffnen. Friseure dürfen unter Auflage der Hygienevorschriften ab dem 4. Mai wieder arbeiten.
Wer ab Montag zu Bücher Beckmann kommt, der sollte vor allem eines dabei haben: einen Mund-Nasen-Schutz. Dieser müsse nicht medizinisch sein, sagt Waterhues. Ohne dürfe man den Laden aber nicht betreten. Vor dem Laden steht dann ein Gefäß mit Kunstblumen: Sind noch welche da, dann kann sich der Kunde eine Blume nehmen und in den Laden kommen. Ist das Gefäß leer, weil schon fünf Kunden im Laden sind, muss kurz gewartet werden.
„Wir werden einen Spuckschutz installieren“, sagt Waterhues. Außerdem wird es bei Beratungen einen zweiten Monitor für den Kunden in ausreichendem Abstand zum Mitarbeiter geben, auf dem der Mitarbeiter dem Kunden die Informationen zu einem Artikel aufzeigen kann. Der Kinderladen wird zu einem „Tante-Emma-Laden“: An einer separaten Theke bearbeitet eine Mitarbeiterin die Anfragen der Kunden nach Kinderartikeln. Denn hier sehe man die größte Gefahr für eine Ansammlung von Kunden, erklärt Waterhues.
„Für die Gastronomen ist das der Super-Gau“
Die vergangenen Wochen, sagt der Buchhändler, seien hart für den Werner Einzelhandel gewesen. „Es geht keinem gut, keiner ist glücklich. Was nicht heißt, dass wir nicht die Sinnhaftigkeit [der Maßnahmen, Anm. d. Red.] verstehen. Aber wenn man auf den eigenen Laden guckt, dann tut das schon ziemlich weh.“ Auch die Buchhandlung habe mit deutlichen Einbußen zu tun. Die Gastronomen, die sich nun von dem neuen Erlass übergangen fühlten, kann Waterhues verstehen. Denn wie solle in einer Gastronomie ausreichender Schutz zwischen Gästen und auch Mitarbeitern sichergestellt werden. „Für die Gastronomen ist das der Super-Gau“, so Waterhues. Ebenso wie für die Konzertveranstalter. Die Situation sei existenzbedrohend. Und die Soforthilfe ein Tropfen auf den heißen Stein. „Da kann man nur auf die Fachleute vertrauen.“
Seit der Schließung am 17. März hatte der Buchhändler ausschließlich Bücher ausgeliefert oder ausgegeben. „Ich bin dann auch für 18,90 Euro nach Bergkamen oder Rünthe gefahren“, sagt der Buchhändler. Auch nach Capelle, Ascheberg, Herbern, Hamm und Bockum-Hövel hat Waterhues geliefert. Und seine normalen Öffnungszeiten dabei weit überstrapaziert. „Karsamstag bin ich bis 20.30 Uhr gefahren, damit die Kinder ihre Osterüberraschungen rechtzeitig hatten“, sagt Waterhues. Doch auch wenn die Postdienste mal überlastet waren und die Bücher auf sich warten ließen, war Verständnis bei den Kunden da.
Und in der Krise sei auch etwas Gutes gewachsen, sagt Waterhues: das Menschliche. „Es war unglaublich toll, was da für ein Feedback kam.“ An einem abgelegenen Haus mit einem etwas entfernten Briefkasten habe ihn der Bewohner bei einer Bücherlieferung gebeten, die Artikel in den Briefkasten zu legen. Als Waterhues den öffnete, wartete als Dank für seinen Lieferservice ein Schoko-Osterhase auf den Buchhändler. „Da geht einem das Herz auf“, sagt Waterhues, während ihm die Stimme am Telefon ein bisschen zittert. Andere hätten liebe Mails geschrieben oder Gutscheine gekauft.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
