
Ursula Brinkmann-Trötsch, Inhaberin der Christophorus-Apotheke, kämpft mit der Medikamentenknappheit. © Jörg Heckenkamp
Medikamente gegen Fieber und Krebs sind in Werner Apotheken knapp
Lieferengpässe
Die Lage ist ernst: Die Apotheken in Werne sind wie auch andere Branchen von Lieferengpässen betroffen. In den vergangenen Wochen hat sich das Problem offenbar verschärft.
Lieferengpässe treffen in Zeiten der Pandemie verschiedene Branchen. Wenn Apotheken aber die Medikamente ausgehen, bietet das teilweise unmittelbaren Grund zur Sorge. Auch in der Christophorus-Apotheke in Werne gibt es Schwierigkeiten. Zum einen fehlen Paracetamol-Fiebermedikamente für Kinder, „vor allem Säfte, zum Teil aber auch Zäpfchen oder Tabletten“, berichtet Apothekerin Ursula Brinkmann-Trötsch.
Das habe vielfältige Gründe, mal würden die Rohstoffe nicht schnell genug transportiert, mal sei aber auch die Produktion im Verhältnis zur Nachfrage einfach zu gering. Zudem seien möglicherweise auch zahlreiche Medikamente als Spenden in die Ukraine geschickt worden.
Tamoxifen erst im Juli wieder mehr verfügbar
„Das Problem ist aber auch etwas politisch verursacht“, meint Ursula Brinkmann-Trötsch. Rabattverträge großer Firmen mit den Krankenkassen würden dafür sorgen, dass andere Anbieter bestimmte Medikamente nicht produzieren. Nicht jedes Kind könne etwa die vorhandenen Alternativprodukte der Firma Ibuprofen vertragen, bei vielen klappe es aber auch gut.
Ebenfalls sehr problematisch sei die weiterhin akute Knappheit beim Wirkstoff Tamoxifen, einem Medikament gegen Krebs. „Unseren Informationen nach wird das erst ab Juli wieder besser. Das ist eine lange Zeit, wenn das Medikament regelmäßig wirken soll“, erklärt die Apothekerin. Derzeit dürfe man Tamoxifen nur in kleineren Packungen verkaufen.
Der Preis steigt damit deutlich, 20 Tabletten kosten 5 Euro, zuvor erhielt man dafür 100 Tabletten. Damit alle Patienten die gleichen Voraussetzungen haben, dürfe die Apotheke auch nicht mehrere Packungen an eine Person verkaufen. „Jetzt wird überlegt, die Ärzte-Musterexemplare zu Verkaufsware umzudeklarieren. Das ist schon sehr extrem“, wundert sich Ursula Brinkmann-Trötsch.
Apotheker wünscht sich mehr Produktion in Europa
„Die Probleme sind schlimmer geworden“, stellt auch Friederich Schneider von der Adler-Apotheke fest. Engpässe bei Paracetamol und Ibuprofen-Säften hätten in den vergangenen Wochen zugenommen. Das liege hauptsächlich an den Lieferketten. Aus Sicht des Apothekers werden derzeit zu viele Medikamente in Asien produziert. „Wir müssen schauen, dass man mehr in Europa produziert, um uns nicht von langen Lieferungen abhängig zu machen“, wünscht er sich.

Friederich Schneider, Inhaber der Adler-Apotheke, kritisiert die zunehmende Produktion in Asien. © Andrea Wellerdiek
Vor etwa zwei Wochen sei er an einem Tag angesichts der Lücken fast verzweifelt, aber irgendwie funktioniere es insgesamt bislang noch einigermaßen. Man achte sehr darauf, dass einzelne Patienten nicht zu viele Medikamente kaufen. Nachbestellungen würden schnellstmöglich eingeleitet, teilweise helfen sich auch die Apotheken vor Ort untereinander.
Beide Apotheker stellen allerdings trotz gelockerter Abstandsregeln keine größere Nachfrage nach Fiebermedikamenten fest. „Das ist bislang nicht zu beobachten“, meint Friederich Schneider.
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