Tierschützer Mülln zur Entwicklung im Mecke-Prozess „Billiges prozesstaktisches Manöver“

Tierschützer zur Entwicklung im Mecke-Prozess: „Billiges prozesstaktisches Manöver“
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Das sei ein „billiges prozesstaktisches Manöver“: So kommentiert Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz, dass Marko Mecke und einer seiner früheren Mitarbeiter bei Prozessbeginn rund um den Tierschutz-Skandal in dem Werner Unternehmen zunächst nicht auf der Anklagebank sitzen werden. Wie am Montag (8. Januar) bekannt wurde, ist das Verfahren gegen diese beiden Angeklagten abgetrennt worden - wird also zu einem späteren Zeitpunkt in gesonderten Prozessen verhandelt. Beide Verteidiger hatten noch um Akteneinsicht und entsprechend mehr Zeit zur Vorbereitung gebeten - und vom zuständigen Amtsgericht gewährt bekommen.

Am Mittwoch (10. Januar) beginnt also zunächst nur der Prozess gegen einen der eigentlich insgesamt drei Angeklagten im Fall Mecke - einen der ehemaligen Mitarbeiter des Werner Schlachtbetriebs. In der Viehsammelstelle an der B54 in Werne soll es zu heftigen Tierquälereien gekommen sein: Bilder von versteckten Kameras aus dem Jahr 2021 zeigen Tiere in einem schlimmen Zustand - halb verdurstet und abgemagert. Mitarbeiter schlagen auf sie ein, misshandeln und quälen sie.

In 38 Fällen, so die Anklage, soll im Zeitraum von Mai bis Juli 2021 in der Viehsammelstellte gegen das Tierschutzgesetz verstoßen worden sein. Dem Angeklagten, um den es bei Prozessbeginn am Mittwoch gehen wird, werden die meisten davon zur Last gelegt, wie Dr. Niklas Nowatius, Direktor des Amtsgerichts in Lünen, im Gespräch mit der Redaktion erklärte.

Mülln spricht von Verzögerungstaktik

Das bestätigt auch Tierschützer Friedrich Mülln, der die Bilder, die in der Viehsammelstelle entstanden, sehr gut kennt. Seine Organisation hatte die Missstände 2021 aufgedeckt. „Für mich ist es sehr wichtig, dass jeder Tierquäler verurteilt wird“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Aber wieder, so sagt er weiter, sei es im Fall Mecke nun so, dass erst mal kein Verantwortlicher auf der Anklagebank sitzt, sondern ein „kleiner Täter“, wie er sagt. Ein Angestellter, der aus seiner Sicht nicht aus eigenem Antrieb gehandelt habe - sondern auf die Weisung seines Vorgesetzen hin.

Friedrich Mülln ärgert sich, dass das Gericht auf die Taktik der Verteidiger „hereingefallen“ sei, das Verfahren gegen Mecke weiter hinauszuzögern. Mehrere Monate, so seine Argumentation, hätten die Anwälte schließlich Zeit gehabt, um mit dem Gericht zu kommunizieren und um weitere Akteneinsicht - im Fall von Marko Mecke geht es um mehrere Terrabyte umfassende Videoaufnahmen - zu bitten. Dass es so kurzfristig vor Prozessbeginn erst dazu gekommen sei, sieht er als Verzögerungstaktik. Etwas, das er als Tierschützer schon bei mehreren Verfahren beobachtet habe.

Termin für Hauptverhandlung mit Mecke unklar

Eine weitere Erfahrung von Friedrich Mülln, der in ganz Deutschland Tierschutz-Missstände aufdeckt: Nicht selten sei es so, dass ehemalige Angestellte verurteilt werden, Verantwortliche aber nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Jüngstes Beispiel aus der Region: der Fall Prott. Der Chef des ehemaligen Selmer Schlachthofes war, wie kurz vor Beginn des Prozesses im September 2023 bekannt wurde, durch eine Krankheit nicht verhandlungsfähig, das Verfahren wurde abgetrennt.

Die anderen drei Angeklagten, alles Mitarbeiter des Unternehmens, wurden vom Amtsgericht Lünen in einem Fall zu drei Jahren Haftstrafe, in zwei Fällen zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Der Fall wird aber in Zukunft noch einmal das Landgericht beschäftigen - die drei Männer hatten Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt.

Wann genau Marko Mecke und der weitere Angeklagte sich vor Gericht verantworten müssen, steht noch nicht fest. Das Amtsgericht Lünen hat erklärt, dass ein Termin für die Hauptverhandlung noch nicht festgelegt wurde.

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