Seitdem die Tierschutz-Organisation „Soko Tierschutz“ im Juli 2021 die Tierquälereien in einer Viehsammelstelle in Werne publik gemacht hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen sieben Personen. Jetzt hat sie die Anklageschrift fertig. Für viele überraschend: Auch Firmen-Chef Marko Mecke, der immer seine Unschuld beteuert hat, soll vor den Richter. Außerdem zwei Mitarbeiter, die bereits zu Beginn im Fokus standen.
In der Anklageschrift wegen diverser Formen der Tierquälerei finden sich kaum fassbare Vorwürfe. So sollen die Angeklagten nicht nur Tiere in vielen Fällen gequält und misshandelt haben. Laut Anklageschrift haben sie die Geschöpfe auch fast verhungern und verdursten lassen.

Massive Tierquälerei bei Mecke
Demnach waren die Tierquälereien massiv und über einen längeren Zeitraum. Die Anklageschrift weist dem mutmaßlichen Haupttäter, einem 39-jährigen Mitarbeiter, allein 38 dokumentierte Fälle zu. Ein zweiter Mitarbeiter soll sich für fünf Fälle verantworten. Firmenchef Marko Mecke werden zehn Fälle zur Last gelegt.
Der bekannte Werner Unternehmer hatte immer betont, von den Vorgängen in seiner Viehsammelstelle an der Lünener Straße nichts gewusst zu haben. Die Ermittler werfen ihm genau das Gegenteil vor. Er habe in vielen Fällen von den beklagenswerten Zuständen der Tiere gewusst und „das gebilligt“, so der Staatsanwalt.
Video Mecke-Umfrage 31. 7. 2021
Illegale Schlachtung bei Mecke
Besonders verwerflich mutet ein Fall von illegalem Schlachten an, der allen dreien vorgeworfen wird. Dabei habe der Mitarbeiter ein totes Rind nachträglich so „frisiert“, dass es wie ein legales Schlachten aussieht. Der Mann habe dem toten Tier das Bolzenschussgerät an die Stirn angesetzt und simuliert, dass das Tier durch den Schuss getötet worden ist. „Dann hat er einen Kehlschnitt angesetzt“, so der Staatsanwalt. Das Tier sei in den Schlachtbetrieb Mecke transportiert, zerlegt und in Produkte für den menschlichen Verzehr verarbeitet worden. Staatsanwalt Kruse: „Die Totenstarre hatte schon eingesetzt.“
Video Demo vor Mecke August 2021
Mecke-Skandal im Juli 2021
Eine ganze Region war erschüttert, als im Sommer 2021 der sogenannte Mecke-Skandal ans Tageslicht kam. Verdeckte Ermittlungen der Tierwohl-Organisation „Soko Tierschutz“ hatten kaum fassbare Brutalitäten gegenüber Schlachttieren ans Tageslicht gebracht. Im Fokus der Ermittler standen zunächst zwei Mitarbeiter der sogenannten Tiersammelstelle von Mecke an der Lünener Straße.
Im Laufe der darauf folgenden Wochen kamen immer mehr schockierende Details ans Tageslicht. Obwohl Firmenchef Marko Mecke unter anderem in einem Interview mit dieser Redaktion Unwissen vorgab und seine Unschuld beteuerte, geriet er auch ins Visier der Ermittler. Diese langwierigen Ermittlungen sind nun abgeschlossen.

Verdacht gegen sieben Personen
Wegen des Verdachtes der Tierquälerei ermittelte die Staatsanwaltschaft Dortmund seit eineinhalb Jahren gegen insgesamt sieben Personen. Darunter die beiden zuerst von der Soko Tierschutz bloßgestellten Mitarbeiter, aber auch der Firmenchef selbst. Der hatte unter anderem in einem Interview mit dieser Redaktion seine Unschuld beteuert.
Doch die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Wenn sich Marko Mecke wahrscheinlich auch nicht persönlich an den Grausamkeiten beteiligt hat, so habe er doch vieles gewusst und gebilligt. „Der Firmenchef war sich unter anderem des schlechten Zustandes der Tiere bewusst und hat den Transport gebilligt und war an der Organisation beteiligt.“
Gericht entscheidet über Verfahren
Wie geht es nun weiter? Über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die drei Angeklagten, die sich alle auf freiem Fuß befinden, muss das zuständige Gericht entscheiden. „Dem Gericht liegen die Unterlagen vor“, sagt Staatsanwalt Kruse, „einen Termin für eine Hauptverhandlung gibt es es meines Wissens noch nicht“.
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