Mit den Worten „Moin, moin“ grüßt ein Kunde Holger Wilk (49), als er an dessen Fischstand auf dem Werner Marktplatz vorbeischlendert. Der Händler aus Schwerte erwidert den Gruß mit rauer Stimme und freundlichem Lächeln. Sein Gesicht kennt man hier bestens. Wilk ist schon seit zehn Jahren im Marktgeschäft. Damals trat er in die Fußstapfen seiner Eltern. Die waren zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre auf dem Wochenmarkt vertreten und gehörten somit gewissermaßen zum festen Stamm der Beschicker.
Inzwischen laufen die Geschäfte anders als früher. „In den 70ern und 80ern konnte man sich als Fischhändler noch eine goldene Nase verdienen. Heute reicht’s zum Überleben“, sagt Wilk, der mit seinem Wagen nicht nur zweimal pro Woche in Werne steht, sondern auch noch in Bönen und Bergkamen.
Die Schließung der Zechen, die Umstellung auf den Euro - das habe sicherlich zu dieser negativen Entwicklung beigetragen, schätzt er: „Ohne unsere Stammkundschaft würden wir deswegen heute auch gar nicht mehr existieren.“ Zumal Laufkundschaft für einen Markthändler eher Mangelware ist. Bei Volksfesten wie Kirmessen sei das natürlich anders, aber da seien die Standgebühren eben auch enorm hoch.
Preise nicht drastisch erhöht
Trotz Corona-Krise und Inflation hat Wilk seine Preise nicht sonderlich erhöht, wie er sagt. Zumindest nicht so drastisch, wie er es aus wirtschaftlicher Sicht hätte tun müssen: „Aber das ist immer ein schmaler Grat. Die Leute schauen heute auf jeden Cent. Wenn ich zu hohe Preise verlange, verkaufe ich nichts mehr.“
In Werne laufen die Geschäfte allerdings noch recht gut, was wohl nicht nur am Geldbeutel der Kunden, sondern auch an der familiären Atmosphäre liegt. Statt immer nur stumm durch die Supermarktregale zu ziehen, treffen sich die Kunden auf dem Platz vor dem Alten Rathaus nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum Plaudern und für einen Kaffeebesuch. Gute Stimmung ist in der Regel auch gut fürs Geschäft.
Auf manche Ware wird bewusst verzichtet
Und was bekommen die Kunden hier für ihr Geld? Besonders gefragt sind laut Wilk derzeit Rotbarsch, Seelachs und Kabeljau, aber auch Bratheringe, Bratrollmöpse, Backfisch und Fischfrikadellen. Letztere werden im Prinzip immer gut angenommen.
Dennoch ist das Angebot am Fischstand keineswegs immer gleich. Gerade im Sommer verzichte er bewusst auf Ware, die schnell „kaputtgehen“ kann, sagt der 59-Jährige. Dazu zählt beispielsweise Heringstipp. Dass man derzeit keine grünen Heringe am Fischwagen des Schwerters bekommt, hat aber einen anderen Grund: „Die werden gerade direkt oben an der See für Matjes eingelegt. Da ist die Nachfrage im Norden gerade größer“, erklärt Wilk und wendet sich der nächsten Kundin zu. Die will zum Glück keinen grünen Hering.

Stadtgeschichte in Bildern: Das sind Wernes bedeutendste Gebäude
Wernes Marktplatz im Wandel der Zeit: Von Prangerstehen bis Festival - eine Geschichte in Bildern
Fest der Künste und Kulturen in Werne kehrt zurück: Künstler, Musiker und Autoren dabei