Wer auf der Suche nach einem Eigenheim ist, sah sich in der jüngeren Vergangenheit nur selten mit positiven Nachrichten konfrontiert. Gestiegene Zinsen und Baukosten sowie vergleichsweise hohe Kaufpreise - dass der Traum vom eigenen Häuschen für manch einen Interessenten platzte, war angesichts dieser Entwicklung keine große Überraschung. Erst kürzlich zeichnete eine Studie des Institutes der Deutschen Wirtschaft zudem eine düstere Prognose.
Die lautete zusammengefasst so: Selbst wenn Bund und Länder wohnungspolitische Maßnahmen wie eine drastische Senkung der Grunderwerbsteuer und eine saftige Erhöhung der Nachrangdarlehen ergreifen würden, wäre Wohneigentum für Familien mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen vielerorts nicht erschwinglich. Zu den betroffenen Kommunen zählt unter anderem Werne. In Lünen und Selm sieht die Lage laut Studie etwas besser aus. Tatsächlich könnten sich Familien demnach Eigentum bereits jetzt leisten.
„Günstig“ ist das aber nach wie vor nicht. Zumindest, wenn man sich die jüngsten Berichte der Gutachterausschüsse anschaut. Für Lünen ergab sich beispielsweise bei der Auswertung von 580 Kaufverträgen eine Preissteigerung von 8,8 Prozent - allerdings beim Vergleich der Jahre 2022 und 2021. Zahlen aus 2023 waren in dieser Statistik noch nicht berücksichtigt.
Wie ist der Markt in Lünen, Selm und Werne?
Aber wie ist die Marktsituation aktuell? Wir haben uns angeschaut, zu welchen Preisen Wohnhäuser in Lünen, Selm und Werne beim Onlineportal Immobilienscout24 angeboten werden. Grundsätzlich gilt dabei: Es handelt sich um Angebotspreise. Ob die Objekte tatsächlich auch zu diesen Preisen verkauft werden, ist unklar. Zudem werden längst nicht alle zum Verkauf stehenden Immobilien auf Online-Portalen inseriert. Banken und Makler führen beispielsweise oftmals Interessentenlisten und prüfen bei einem Verkaufsangebot zunächst, ob jemand auf besagter Liste als Käufer infrage kommt, bevor sie das Angebot auf der eigenen Homepage oder bei anderen Online-Portalen inserieren.

Für Lünen ergibt sich folgendes Bild: Seit dem 4. Quartal 2022 sind die durchschnittlichen Quadratmeterpreise bei Eigenheimen deutlich gesunken - und zwar von 3004 Euro auf 2823 Euro im 2. Quartal 2023. Auch im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich dadurch eine sinkende Tendenz. Denn im 2. Quartal 2022 lag der Wert noch bei 2956 Euro. Von Märchenpreisen ist man dennoch weit entfernt. Das zeigt ein Blick auf das Jahr 2019. Da betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis im 2. Quartal in Lünen noch 2003 Euro.
Derzeit liefert die Suche nach Eigenheimen in Lünen bei Immoscout 108 Treffer, wobei es sich teils lediglich um projektierte - also noch nicht realisierte Bauvorhaben - handelt. Die teuerste Bestandsimmobilie wird derzeit für knapp 1,3 Millionen Euro angeboten und beworben als „vielseitiges Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung am schönen Cappenberger See“. Der Quadratmeterpreis liegt in diesem Fall bei fast 4000 Euro. Deutlich günstiger ist das ebenfalls angebotene „schnuckelige Zechenhaus mit Potential“. Das bekommt man schon für 140.000 Euro bei einem Quadratmeterpreis von 2545 Euro.

Preisentwicklung und Häuser in Selm
Für Selm ergibt sich ein ähnliches Bild: Seit dem 4. Quartal 2022 sind die durchschnittlichen Quadratmeterpreise bei Eigenheimen auch hier deutlich gesunken. Lag der Wert Ende 2022 bei 2859 Euro, sind es im 2. Quartal 2023 noch 2720 Euro. Im 2. Quartal 2022 kostete der Quadratmeter 2783 Euro. Im Jahr 2019 waren es zu diesem Zeitpunkt hingegen lediglich 1961 Euro.
Aktuell liefert die Suche nach Eigenheimen in Selm 68 Treffer. Darunter sind ebenfalls projektierte Objekte, etwa im Neubaugebiet am Auenpark. Für die teuerste Bestandsimmobilie muss man in Selm derzeit 879.000 Euro auf den Tisch legen. Dafür bekommt man dann laut Anzeige ein „vielseitiges Refugium mit Charakter in Neubauqualität: Vollausgestattet und annähernd autark“. Der Quadratmeterpreis liegt in diesem Fall bei 4626 Euro. Auf dem Preisschild der momentan günstigsten angebotenen Immobilie stehen hingegen 149.000 Euro. Der Preis pro Quadratmeter liegt hier bei 1733 Euro.

Preisentwicklung und Häuser in Werne
Für Werne zeichnet sich ein etwas anderes Bild. Zwar geht die Preistendenz hier ebenfalls abwärts, doch liegt Werne beim Quadratmeterpreis nach wie vor deutlich über dem Schnitt des Kreises Unna. Letzterer betrug im 2. Quartal dieses Jahres 2840 Euro. In Werne waren es 2934 Euro. Im 4. Quartal 2022 kostete der Quadratmeter Wohnfläche in Werne allerdings noch satte 3084 Euro. Im 2. Quartal des Vorjahres waren es 3002 Euro, im 2. Quartal 2019 hingegen 2115 Euro.
Wer bei Immoscout derzeit nach Häusern in Werne sucht, erhält 30 Ergebnisse. Die teuerste Bestandsimmobilie als reines Wohngebäude ist mit 1.120.000 Euro ausgezeichnet. Der Quadratmeterpreis für das laut Anzeige „stilvolle Unikat mit dem besonderen Etwas in zentraler Lage von Werne“ liegt bei 3944 Euro. Das günstigste Objekt wird derzeit für 198.000 Euro angeboten. Allerdings hat das „schicke Reiheneckhaus mit Garage in ruhiger Lage“ auch einen stolzen Quadratmeterpreis von 3000 Euro.
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