Wie lässt sich die Nachfrage nach Wohnraum, vor allem nach preisgünstigen Wohnungen, befriedigen? Unter anderem das fragte Lokalchef Jörg Heckenkamp Bürgermeister Christ vor einigen Tagen in einem Interview über Themen, die die Lippestadt bewegen. In einer kleinen Serie veröffentlichen wir das Interview hier in mehreren Teilen in geraffter und redigierter Form. Das vollständige Gespräch sehen Sie im Video.
Thema Wohnraum. In Werne gibt es so etwas wie zwei Extreme. Es gibt die, die in sozial geförderten Wohnungen vergleichsweise günstig leben und die, die sich teure Eigentumswohnungen, teure Neubauten oder Neubaumieten leisten können. Die Mitte fehlt. Wie kann die Stadt Werne bezahlbaren Wohnraum schaffen?
Insgesamt fehlt uns Wohnraum. Das anzupacken, das haben wir uns schon vor Jahren vorgenommen. Wir sind in einem wirklich sehr, sehr guten Rhythmus. Mit der Schaffung von Wohnraum insgesamt reguliert man vieles. Zum einen ist durch ein erhöhtes Angebot natürlich auch eine Preisentwicklung gegeben. Und zum anderen sagen wir bei der Schaffung neuen Wohnraums, dass immer ein gewisser Anteil, wir streben 30 Prozent an, öffentlich geförderte Wohnraum geschaffen werden soll.
Dieses Thema haben wir seit Jahren im Blick. Ich will das mal in ein paar Zahlen verdeutlichen. Wir haben in den letzten Jahren in fünf Baugebieten, glaube ich, 160 Wohneinheiten geschaffen. Dazu sind außerhalb von Planungsgebieten oder von Bebauungsplänen noch 70 Wohneinheiten geschaffen worden. Das sind 230. Wir haben jetzt vor der Brust das große Wohnbaugebiet Bellingholz-Süd. Dort planen wir bis zu 180 oder 200 Wohneinheiten. Also da tut sich eine ganze Menge.
Dann kommt der Südring noch hinzu als neu vorgestelltes Baugebiet.
Ja, und es gibt noch weitere im Köcher. Wie gesagt, wir sind seit Jahren dabei zu sagen, 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnraum, den müssen wir unbedingt schaffen, weil viele Wohnungen aus der öffentlichen Förderung herausfallen. 60 sind bis dato geschaffen, 60 weitere sind aktuell in der Planung, sodass wir dort also 120 öffentlich geförderte Wohnungen im Visier haben. Da sind wir genau auf der Hälfte dessen, was wir uns 2018 bis ins Jahr 2030 vorgenommen haben. Insofern kann ich Ihnen sagen, dieses Ziel werden wir deutlich übererfüllen.
Bezahlbarer Wohnraum wird ja in Werne oft durch den Bauverein verwaltet oder neu erstellt. Haben Sie als Bürgermeister Einfluss auf die Bautätigkeit? Können Sie denen, jetzt mal ganz derb gesprochen, einen Tritt in den Hintern geben nach dem Motto: Baut mehr sozial geförderte, baut mehr öffentliche Wohnungen?
Wir machen das allerdings nicht mit dem Tritt in den Hintern, sondern wir machen das folgendermaßen: Wir schaffen Wohnraum dadurch, dass wir Wohnraum planen und dann bei der Vermarktung sagen, das geht nur, wenn ein Investor auch bereit ist, 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen. Das hat an ganz vielen Stellen schon funktioniert, manchmal auch deutlich besser. Wir haben an der Horster Straße das Gelände der ehemaligen Wiehagen-Schule. Dort ist die Hälfte des Wohnraums öffentlich gefördert.
Der 30-Prozent-Anteil gilt aber erst ab 10 Wohnungen. Da kann sich ja der private Bauherr auf einem kleineren Grundstück schnell darauf einigen und sagen: Ich baue nicht mehr als 10 Einheiten.
Wir müssen uns durchaus über diese magische Zahl von 10 Wohnungen unterhalten. Wir müssen uns fragen, ob die zu hoch angesetzt ist und ob man nicht sagen muss, auch schon bei sechs Wohnungen können zwei Wohnungen öffentlich gefördert gebaut werden.
Aber wir müssen uns nicht nur auf die öffentlich geförderten Wohnungen konzentrieren. Insgesamt freue ich mich über den Wohnungsbau und deshalb über die rege Investitionstätigkeit, die in den kommenden Jahren anhalten dürfte und damit hoffentlich für etwas Entspannung auf dem Wohnungsmarkt in Werne sorgt.
Das gesamte Interview mit vielen Themen im Netz: rn.de/werne
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