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Gegen das Wegwerfen: Werner Bäckereien bieten Brot vom Vortag an oder spenden es
Lebensmittelverschwendung
Gutes vom Vortag – und das zum günstigeren Preis. Es gibt Bäckereien, die die Backwaren, die nicht verkauft werden konnten, am nächsten Tag mit Rabatt anbieten. Das gibt es auch in Werne.
Viele Backwaren landen im Müll. Deutschlandweit werden laut Schätzungen der Umweltorganisation WWF 1,7 Millionen Tonnen Backwaren entsorgt.
Einige Bäckereien möchten gegensteuern und bieten etwa Backwaren, die bis zum Ladenschluss nicht verkauft werden, am nächsten Tag zum günstigeren Preis an. Auch in Werne gibt es solche Angebote.
Zusammenarbeit mit der Tafel
„Ein Brot vom Vortag kostet dann 2,20 Euro – egal, wie viel es regulär gekostet hat“, sagt Theresa Telgmann von der gleichnamigen Bäckerei. Viele Stammkunden würden da gerne zugreifen.
Die Ware, die nicht mehr verkauft werden kann, geht an die Tafel in Werne. Und die Produkte, die schnell verderblich und nicht mehr verzehrbar sind, etwa Sahnetorten, gehen in die Tiernahrung.
Eigene Tierfutterproduktion bei Bäckerei Kanne
Auch die Bäckerei Kanne geht ähnlich mit den übrig gebliebenen Backwaren um. Sie verfügt laut Geschäftsführer Wilhelm Kanne über eine eigene Tierfutterproduktion und arbeitet mit der Tafel in Unna zusammen.
„Wir versuchen, möglichst wenig Backwaren am Abend übrig zu haben“, erklärt Kanne. So vorbildlich gehen aber nicht alle Bäckereien hierzulande mit den Lebensmitteln um.

In der Bäckerei Telgmann gibt es auch Brot vom Vortag. © Jörg Heckenkamp (A)
Flexibel auf Nachfrage reagieren
Nur wenige Betriebe bieten bundesweit „Ware vom Vortag“ an – so wie es in einigen Bäckereien in Werne üblich ist. Aus der Selbstsicht der Branche passt das Konzept nicht mehr zum Anspruch der Kunden: „Wir sind Garanten für frische Produkte. Das passt in der Fläche nicht, wenn man Produkte vom Vortrag anbietet“, so Michael Bartilla vom Bäckerinnungsverband.
In der Bäckerei Telgmann können sie mit der angeschlossenen Backstube flexibel auf die Nachfrage der Kunden eingehen. „Wir können die Brötchen sofort abbacken, die wir brauchen“, sagt Theresa Telgmann.
Ein paar Meter weiter auf der Steinstraße bei der Bäckerei Kanne kommen die Brötchen hingegen als Teiglinge an.
30.000 Teiglinge täglich
Etwa 30.000 bis 40.000 Exemplare verlassen täglich die große Backstube in Lünen. In den Filialen backen die Verkäuferinnen die Teiglinge schließlich auf. Über den ganzen Tag verteilt werden immer wieder Bleche in den Ofen geschoben.
„Die Brötchen werden je nach Bedarf gebacken“, sagt Wilhelm Kanne. Und zwar so, dass wenig übrig bleibt. Die Teiglinge, die doch nicht verarbeitet werden, landen auch in der Tierfutterproduktion.
Computer-Programme können Bedarf berechnen
Um den täglichen Bedarf zu planen, gibt es verschiedene Software-Programme. Die Verantwortlichen der Bäckerei Telgmann kennen solche Software-Programme. Wie aussagekräftig die Programme sind, sei zweifelhaft.
Gewisse Faktoren wie das Wetter oder der Zeitpunkt (etwa Ende oder Anfang des Monats) können die Mitarbeiter verlässlicher einschätzen, so Theresa Telgmann. Ein Mehrwert einer – oft teuren – Software sei demnach fraglich.

Die Bäckerei Kanne, hier Geschäftsführer Wilhelm Kanne in der Backstube in Lünen, produziert täglich etwa 30.000 bis 40.000 Brötchen-Teiglinge. © Andrea Wellerdiek (A)
Verändertes Kaufverhalten
Bei der Bäckerei Kanne sieht man das ähnlich. Auch hier setzt man laut Geschäftsführer Wilhelm Kanne auf die Erfahrung der Verkäuferinnen in den Filialen und die Referenzwerte aus der Vergangenheit.
„Die Verkäuferinnen haben die Nachfrage ziemlich gut drauf“, lobt Kanne. Was sich stetig verändert hat, ist auch das Kaufverhalten. „Früher hat man morgens die Brötchen gekauft und ist mittags noch einmal in die Bäckerei gekommen, um Kuchen für den Nachmittag zu kaufen“, sagt Kanne.
Unterschiedliche Planungen in den Bäckereien
Nun gibt es immer mehr Kunden, die die Produkte abends - kurz vor Ladenschluss - kaufen. „In der Tat erwarten viele Kunden, dass bis zum Schluss viele Backwaren frisch zur Verfügung sind“, sagt auch Michael Bartilla.
Bei der Bäckerei Kanne möchte man den Kunden bis zum Ladenschluss ein ansprechendes Sortiment anbieten. Bei Telgmann gilt hingegen: „Was weg ist, ist weg.“
„Es ist manchmal schon sehr deprimierend, wenn die Kunden enttäuscht sind, dass wir um 18 Uhr – also eine halbe Stunde vor Ladenschluss – nicht mehr alles anbieten können“, erklärt Theresa Telgmann. Da weise man die Kunden dann gern darauf hin, dass sie die gewünschten Waren auch vorbestellen können.