Landwirt Johannes Jücker (28) empfängt Klimaschützer „Sehe Demonstrationen mit anderen Augen“

Landwirt Johannes Jücker (28) empfängt Klimaschützer
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„Wir haben hier schon richtig viel gerockt. Vorhin haben wir den Schweinestall ausgemistet", erzählt Ronja Dietschmann (30). Sie hat Umweltwissenschaften studiert, würde sich selbst als Klimaaktivistin bezeichnen und wohnt in Berlin. Von Donnerstag bis Sonntag (15. bis 18. Juni) war sie mit zwei weiteren Klimaschützerinnen auf dem Hof des Werner Landwirten Johannes Jücker (28) zu Gast.

Im Rahmen des Programms „Hof mit Zukunft" kommen Landwirte und Klimaschützer aus ganz Deutschland miteinander in Kontakt und tauschen sich über die Zukunft des Klimas und der Landwirtschaft aus.

Mit dabei ist auch Ada Spieß. Die 19-Jährige kommt ursprünglich aus Berlin, studiert nun aber in Bonn. Schon in der Schulzeit habe sie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umwelt entwickelt, erzählt sie. Über kleinere Aktionen, wie sich beispielsweise für einen fleischfreien Tag in der Mensa einzusetzen, sei sie irgendwann zu der Jugendbewegung Fridays for Future gekommen, die sich unter anderem in Form von Protesten für den Klimaschutz einsetzt.

Susanne Otter-Nacke kommt aus Gütersloh. Sie ist 68 Jahre alt und hat sich im Ruhestand noch mal dafür entschieden, Geschichtswissenschaften an der Universität Bielefeld zu studieren. Dort sei sie über einen Aushang auf das Programm aufmerksam geworden.

Viele Gemeinsamkeiten

Johannes Jücker verwendet in seiner Tierhaltung keine Gentechnik und arbeitet nach den Neuland-Richtlinien. Auf seinem Hof hält er Schweine und Hühner. Das Wohl der Tiere werde bei ihm groß geschrieben, sagt er. Schon im letzten Jahr habe er sich dafür beworben, Klimaschützer für einige Tage bei sich aufzunehmen. Damals habe es jedoch zu viele Bauernhöfe und zu wenige Klimavertreter gegeben.

„Das ist eine richtig gute Sache, weil sich alle umweltpolitisch engagieren. So können auch die Klimaschützer mal sehen, was an der Front so abgeht", sagt der Landwirt augenzwinkernd. In den gemeinsamen Gesprächen gebe es viele Überschneidungen darüber, wie Landwirtschaft und Klimaschutz in Zukunft miteinander vereinbart werden könnte.

Einige Ferkel laufen durch den Stall.
25 Ferkel sind derzeit im Stall von dem Werner Landwirt Johannes Jücker. © Benedikt Iwen

Auf dem T-Shirt von Ada Spieß steht „Essen ist politisch" mit der kleinen Unterschrift „Wir haben Agrarindustrie satt". Sie sagt: „Ich lerne hier viel Neues. Man bekommt mit, wie es in der Landwirtschaft im Detail funktioniert." Kleinere Betriebe wie der von Johannes Jücker müssten gefördert werden, sagt sie. „Wir haben das gleiche Ziel. Deswegen sind solche Dialogräume sehr wichtig."

Um das wirtschaftliche Überleben der Landwirte zu sichern und gleichzeitig den Klimaschutz voranzutreiben, müsse die Wertschätzung für lokale Produkte in der Bevölkerung wieder größer werden. Darin sind sich alle in der Runde einig. „Man sollte die Macht der großen Einzelhändler etwas beschränken und die Preise, die an den Erzeuger gehen, höher setzen", sagt Susanne Otter-Nacke.

Verständnis wurde geweckt

Für Dietschmann ist klar, dass die Proteste, an denen sie auch selbst teilnimmt, bei den Landwirten nicht immer auf offene Ohren stoßen. „Wenn so viele um die Existenz kämpfen müssen, ist es doch klar, dass manche Forderungen für Widerstand sorgen." Im Laufe ihres Studiums der Umweltwissenschaften sei sie erstmals mit dem Klimaschutz in Berührung gekommen. „Da war man natürlich in einem einschlägigen Umfeld unterwegs. Der Weg zur ersten Demonstration war dann nicht weit", erzählt sie grinsend.

Jücker sagt, er habe vorher nie wirklich einen Bezug zu Klimaschützern gehabt. „Von den Demonstrationen bekommt man hier ja relativ wenig mit." Durch die positiven Gespräche mit den drei Frauen, sehe er die nächsten Klima-Proteste nun aber mit anderen Augen.

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