Derzeit gibt es in Werne offiziell gut 20 leerstehende Ladenlokale - allerdings auch eine gewisse Fluktuation in Form von Umnutzungen.

© Grafik Martin Klose

Ladenleerstand in Werne: Spannende Ideen - aber keine Interessenten

rnWirtschaft in Werne

Wie kann Werne sein Ladenleerstands-Problem lösen? Kay Hirschhäuser hat zumindest schon mal ein paar Ideen. Wir haben bei der Wirtschaftsförderung nachgefragt, was man dort davon hält.

Werne

, 31.05.2020, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein nettes Aushängeschild sind leerstehende Ladenlokale für eine Stadt freilich nicht. Aber wie lässt sich dem Problem entgegenwirken? Kay Hirschhäuser aus Werne hat dazu kürzlich ein paar Ideen vorgetragen, bei denen es in erster Linie um die Dauer des Mietvertrags geht. Im Idealfall könnten dann aus kurzfristigen Mietverhältnissen langfristige werden. Seine Vorschläge im Überblick:

  • Ladenlokale an einzelnen Tagen zu besonderen Veranstaltungen wie Sim-Jü, Maikirmes, Straßenfestival oder auch an Markttagen vermieten
  • Drei-Monats-Mietverträge für Start-Up-Unternehmen, die auf diese Weise testen können, wie ihr Angebot in Werne „ankommt“
  • Saisonale Mietverträge, zum Beispiel für Unternehmen, die aufs Weihnachtsgeschäft spezialisiert sind
  • Leerstehende Ladenlokale als Werbefläche und Ausstellungsraum für andere Unternehmen nutzen

Auf Seiten der Werner Wirtschaftsförderung zeigt man sich durchaus angetan von diesen Ansätzen. Leiterin Carolin Brautlecht schränkt aber auch ein: „Ich finde solche Ideen und Modelle immer spannend. Man könnte bestimmt auch einiges davon umsetzen - wenn es denn Interessenten gäbe und auch mehrere oder gar alle Eigentümer dazu bereit wären.“

Risiken für Eigentümer von Leerstandsimmobilien

Beim Ladenleerstands-Management habe die Stadt lediglich eine moderierende Funktion. Aber Bestrebungen, Konzepte umzusetzen, die mit denen von Hirschhäuser vergleichbar sind, habe es durchaus bereits gegeben. Im Rahmen einer Versammlung vor gut zwei Jahren hätten sich die Werner Eigentümer von Leerstandsimmobilien auf ein solches Modell allerdings nicht einigen können.

Und das sei auch verständlich, meint Brautlecht: „Natürlich bieten kurzfristige Mietverträge immer die Chance, dass daraus ein langfristiges Mietverhältnis entsteht - aber sie bergen auch Risiken für die Eigentümer. Zum Beispiel, wenn sie im Vorfeld in bauliche Veränderungen investieren müssen.“

Ladenleerstand in Werne: Spannende Ideen - aber keine Interessenten
„Wenn es solche Gründer gibt, dann dürfen die sich gerne bei uns melden.“
Carolin Brautlecht

Auch für Start-Up-Unternehmen könnten so genannte „Pop-Up-Stores“ durchaus attraktiv sein. Der Ausdruck bezeichnet kurzfristige oder provisorische Geschäfte, die vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben werden - also genau das, was Kay Hirschhäuser sich vorstellt.

Doch auch hier dämpft die Werner Wirtschaftsförderin den Enthusiasmus ein wenig. Es handle sich dabei um ein Thema, das man vor allem aus größeren Städten kenne: „Wir müssten in Werne schon ziemliches Glück haben, wenn wir hier Unternehmensgründer für so etwas begeistern könnten. Aber das hätte natürlich schon einen gewissen Charme. Wenn es solche Gründer gibt, dann dürfen die sich gerne bei uns melden. Dann übernehmen wir gerne die Schnittstellenfunktion, um mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen.“

Mit Shopping-Tüten aufs Sim-Jü-Karussell?

Bei Tagesvermietungen nur zu besonderen Anlässen und Events gebe es ein ganz anderes Problem als etwa beim Drei-Monats-Mietmodell. Die Kundenfrequenz sei zu solchen Anlässen in der Innenstadt zwar vorhanden, doch gingen die Besucher dabei erfahrungsgemäß eher selten in die Läden. Denn das, was sich etwa beim Straßenfestival draußen abspielt, ist in diesen Momenten schlicht attraktiver als ein Einkaufsbummel im Geschäft. Und wer möchte schon mit mehreren Shopping-Tüten aufs Sim-Jü-Karussell steigen?

Im Falle einer Unternehmensgründung sei das Risiko in der aktuellen Situation rund um Corona natürlich groß. „Wer sich jetzt selbstständig macht und anmietet, braucht eine gehörige Portion Mut. 2020 wird ein absolutes Ausnahmejahr“, sagt Brautlecht. Natürlich könne aus der Krise womöglich ein ganz neuer Unternehmerkreis entstehen, doch aktuell gehe es der Werner Wirtschaftsförderung eher darum, die Bestandsunternehmen zu unterstützen. Sei es durch Informationen oder auch Appelle an die Bevölkerung, „lokal“ zu kaufen.

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