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Carolin Brautlecht: „Es erfordert in diesen Zeiten enormen Mut, ein Geschäft zu eröffnen.“
Leerstände in Werne
Nach der Ankündigung des Räumungsverkaufes bei Jacob Juwelen an der Steinstraße rückt das Thema Leerstände in den Fokus. Wir haben mit Wirtschaftsförderin Carolin Brautlecht gesprochen.
Hallo, Frau Brautlecht, wir haben 26 Leerstände im näheren Innenstadt-Bereich gezählt.
Die Zahl kann ich so nicht bestätigen, da es auch immer darauf ankommt, was man als Leerstand definiert. Aber unbestreitbar ist die aktuelle Nachricht vom Räumungsverkauf bei Jacob Juwelen an der Steinstraße eine schlechte Nachricht für die Werner Innenstadt.
Wie bewerten Sie die zahlreichen Leerstände?
Es ist besorgniserregend, insbesondere deswegen, da wir seit Anfang des Jahres zahlreiche Ansätze verfolgt haben, die bisher nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen sind.
Welche Ansätze meinen Sie?
Zum Beispiel sind wir auf die Filialisten aktiv zugegangen, für die eine Ansiedlung in Werne generell infrage käme. Also die, die auch in Städte unterhalb der Einwohnerzahl von 50.000 gehen würden.
Wie viele haben sie kontaktiert?
Etwa 30 derartige Filialisten.
Doch so viele? Und, gab es positive Rückmeldungen?
Nein, bis jetzt leider nicht. Das starke Umfeld von Werne ist dabei ein wichtiger Hindernisgrund.
Bedeutet was?
Dass im Umkreis von rund 30 Kilometern mehrere große Einkaufsstädte zu finden sind: nahe an Werne sind Hamm und Lünen, dann etwas weiter Münster und Dortmund.
Und was ist mit dem klassischen Einzelhändler?
Das wird auch schwieriger. Im Moment gibt es kaum Gründer im Einzelhandel. Die Branche ist weiterhin im großen Umbruch.
Kann es auch daran liegen, dass die leer stehenden Immobilien in Werne zu alt, zu unmodern oder auch zu teuer sind?
Das mag im Einzelfall so sein. Aber der Hauptgrund ist die mangelnde Nachfrage. Wie gesagt, es gibt zu wenig Geschäftseröffnungen. Es erfordert in diesen Zeiten, auch durch die Konkurrenz durch das Internet, enormen Mut, ein Geschäft aufzumachen.
Könnte man nicht einen Teil der Leerstände zum Beispiel in gastronomische Betriebe umwandeln?
„Eating is the new Shopping“, also Gastro- statt Geschäftslokal. Ja, die Tendenz gibt es. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Investitionskosten in der Regel für einen Gastronomiebetrieb viel höher sind als bei einem „normalen“ Geschäftslokal. Denken Sie zum Beispiel an die teure Kücheneinrichtung. Außerdem sind wir mit Gastro-Betrieben in Werne nicht gerade unterversorgt.
Also einfach den Kopf in den Sand stecken?
Das natürlich nicht. Wir tun ja auch was dagegen, zum Beispiel mit publikumsträchtigen Veranstaltungen. Allen voran ist unser Wochenmarkt ein wichtiger Frequenzbringer. Aber Fakt ist, die Kundenfrequenz an normalen Werktagen ist gering. Wir müssen weiter Ideen und Konzepte entwickeln. Hier sind jedoch alle gefragt, also auch Eigentümer und bestehende Händler.
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