Die Geschichte der Krankenversorgung in Bildern
Von der Anstalt für Leprakranke zum modernen Werner Krankenhaus
05.08.2023 07:04 Uhr
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Vier verschiedene Krankenhäuser binnen eines Jahrhunderts samt Umfunktionierung und Abriss: Die Geschichte der Krankenversorgung in Werne ist bewegend. Wir erzählen sie in Bildern.
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Ambulante und stationäre Pflegedienste, Arztpraxen und ein großes Krankenhaus - Werne ist hinsichtlich der medizinischen Versorgung recht ordentlich aufgestellt. Das war aber nicht immer so, wie ein Blick in die Historie der Krankenversorgung in der Lippestadt zeigt. Wir erzählen die Geschichte in Bildern.
Das „Pesthäuschen" im Kapuzinerkloster erinnert an die Zeiten, in denen auch Werne vom „schwarzen Tod" heimgesucht wurde. Das war mehrmals der Fall. Im Bürgerbuch ist unter anderem zu lesen, dass an der Pest in den Jahren 1636 und 1637 die Hälfte der Stadtbevölkerung starb. Im Pesthäuschen wurden die Kranken übrigens nicht versorgt. Stattdessen waren hier die Patres für eine 40-tägige Quarantäne untergebracht, nachdem sie von Hausbesuchen bei Kranken und Sterbenden, denen sie Beistand geleistet hatten, zurückkamen.
© Andrea Wellerdiek
Abgeschottet wurden früher nicht nur die Pestinfizierten, sondern auch Menschen, die an Lepra erkrankt waren. Am Standort der 1886/1887 errichteten Rochuskapelle an der Lünener Straße (Foto) gab es einst eine „Leprosenanstalt". Dazu gehörten unter anderem ein Wohnhaus mit Küche sowie Stallungen und eine Kapelle samt Friedhof. Laut Überlieferungen starb die letzte Leprankranke Bewohnerin 1773. Danach verpachtete die Stadt das Gelände. Die Gebäude verfielen und wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen. Daraufhin wurde die Rochuskapelle an der Stelle der alten Kapelle errichtet.
© Felix Püschner
Die Rochuskapelle ist dem Heiligen Rochus geweiht. Der gilt als Schutzpatron gegen die Pest. Das „Schwärmmännken“, wie es auf Plattdeutsch heißt, zeigt mit der Hand auf ein Geschwür an seinem Knie.
© Felix Püschner
Das Heilig-Geist-Hospital wurde im 15. Jahrhundert an der Ecke Magdalenenstraße/ Kleine Burgstraße errichtet. Das gelang allerdings nur mithilfe großzügiger Spenden von wohlhabenden Werner Bürgern. Arme, Alte und Kranke sollten hier versorgt werden.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Diese Gedenktafel in der heutigen Magdalenenstraße, gegenüber von Bücher Beckmann, erinnert an den einstigen Standort des Heilig-Geist-Hospitals, zu dem auch eine Kapelle gehörte. Abgerissen wurde der Bau 1907.
© Felix Püschner
1848/49 veranlassten Landgerichtsdirektor und Weihbischof die Errichtung einer Krankenpflegestätte unter Leitung der „barmherzigen Schwestern“. Tatsächlich baute man dafür nicht neu, sondern nutzte ein vorhandenes Gebäude: den „Domhof“. Die Einrichtung bekam den Namen „St.-Christophorus-Hospital“ und wurde ab 1858 von zwei Schwestern und den Ärzten Dr. Thöle und Dr. Franz Hövener geführt. Inzwischen gibt es das Gebäude schon lange nicht mehr. An der Stelle befindet sich heute ein Parkplatz. Die kleine Gasse, die zu besagtem Parkplatz führt, trägt aber noch den Namen „Domhof“.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Dr. Franz Hövener - der erste niedergelassene Arzt in Werne - war auch für die Betreuung der Patienten im St.-Christophorus-Hospital zuständig.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Auf dem ehemaligen Schüttenwall nahe des Kapuzinerklosters starteten 1880 die Bauarbeiten für ein neues Krankenhaus. Auch das gelang wieder nur mit Spenden von Bürgern. Genutzt wurde das Krankenhaus allerdings lediglich für rund 25 Jahre. Dann erwies es sich als zu klein. Denn durch die Zeche Werne explodierte die Bevölkerungszahl regelrecht. Es musste also eine Alternative her. Das Gebäude am Schüttenwall wurde in das Waisenhaus beziehungsweise Kinderheim St. Josef umgewandelt. In den 1980er-Jahren wurde das Gebäude abgerissen. Heute befindet sich an dieser Stelle die Kita St. Josef.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
An der Burgstraße entstand ab 1908 ein neues, viergeschossiges Krankenhaus. 1911 nahm es den Betrieb auf und bekam nach dem Zweiten Weltkrieg eine eigene Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Anfang der 1960er-Jahre entschied eine Kommission der Landesregierung, dass eine Erweiterung des Krankenhauses zwar notwendig,aber an dieser Stelle nicht zweckmäßig wäre. Also wurde auch dieses Krankenhaus abgerissen. Heute steht an der Stelle das Altenheim St. Katharina.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Das heutige St.-Christophorus-Krankenhaus wurde ab 1970 am Goetheweg nahe des Stadtwaldes errichtet und 1974 offiziell eingeweiht. Es war der Nachfolger des Krankenhauses an der Burgstraße.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
So sieht das St.-Christophorus-Krankenhaus heute aus der Luft aus. In der Einrichtung gibt es mehr als 200 Betten für die stationäre Behandlung in den Fachabteilungen Gastroenterologie, Kardiologie, Pneumologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Wirbelsäulen- und periphere Nervenchirurgie, Geriatrische Frührehabilitation, Spezielle Schmerzmedizin und HNO.
© www.blossey.eu
Laut Angaben des Krankenhauses werden hier jährlich fast 10.000 Patienten stationär behandelt und über 5000 Operationen durchgeführt. „Darüber hinaus werden circa 12.000 Patienten ambulant behandelt und weitere rund 1000 ambulante Operationen erbracht", heißt es auf der Internetseite des Christophorus-Krankenhauses.
© Anne Winkler
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