
© Tobias Larisch
Mit Video und Fotostrecke: Kommen große Leute mit einem Klapp-Rad zurecht?
Radfahrer in Werne
Was man nicht so alles entdeckt, wenn man mal gründlich den Keller aufräumt. Zum Beispiel ein Klapprad, mindestens 20 Jahre alt. Ob ich das in Schuss bekomme? Und wie fährt es sich?
Zwei Fahrräder nutze ich: Ein altes für den (fast) täglichen Weg zur Arbeit. Und mein „gutes“ Trekkingrad für längere Touren oder Urlaube. Als ich neulich mal gründlich den Keller aufräumte, stieß ich auf ein vergessenes drittes Objekt in meinem Fahrrad-Fuhrpark: ein altes Klapprad, das ich irgendwann mal bei einer Veranstaltung gewonnen habe.
Es reizte mich nun, dieses silberfarbene Stück zu reaktivieren. Nachdem der Staub grob beseitigt war, stellte sich die Frage, ob die Reifen die lange Standzeit unbeschadet überstanden hatten. Zwar waren sie natürlich platt und die Decke an der Standstelle eingedellt. Aber: Die Luft blieb drin nach dem Aufpumpen und die Dellen waren nach den ersten kurzen Fahrten nicht mehr zu sehen.
Ok, das kleine Teilchen war also noch zu gebrauchen. Bremsen funktionierten, ebenso die Lichter. Dann mal rauf auf das gute Stück. Wobei „rauf“ eine riesige Übertreibung ist. Denn der Sattel ist so tief, dass ich wie ein Äffchen auf dem Schleifstein, wie es bei uns zu Hause hieß, aussehe. Ein Klapprad mit 20-Zoll-Reifen und ein 1,94 Meter großer Fahrer passen schlecht zusammen.

Passt, wackelt nicht hat und hat keine Luft. Das zusammengeklappte Rad passt nur so eben in den Kofferraum. Die Cabrio-Funktion ist dadurch allerdings blockiert. © Jörg Heckenkamp
Nachdem ich den Sattel auf die Maximalhöhe gebracht habe, funktioniert es schon besser. Jetzt noch den Lenker etwas nach vorne drehen, damit die Knie nicht immer daran stoßen - schon steht einer ersten Ausfahrt nichts mehr im Wege.
Obwohl der Silberling keine Schaltung besitzt, fährt er sich in der einzig vorhandenen Übersetzung ganz ordentlich. Selbst kleine Anstiege kann ich gut bewältigen. Bei meiner Größe ist die Sitzposition nicht optimal. Meine kleine Runde von etwa 5 Kilometern habe ich aber gut hinter mich gebracht.
Damit wäre klar, wofür ich das Klapprad nutzen könnte: Für kurze Touren, etwa im Urlaub oder wenn man auf Besuchen in einer fremden Stadt ist und für kurze Strecken ein Transportmittel dabeihaben möchte. Wäre ich Wohnmobilist und wollte nur kurze Strecken mit dem Radl zurücklegen, wäre dieses klappbare Vehikel auch gut geeignet.
Nun zur Frage, wie leicht und komfortabel lässt es sich zusammenklappen und verstauen? Es gibt vier Knickpunkte. Erstens der Lenker, zweitens der Rahmen, drittens und viertens die Pedale. Damit lässt es sich kompakt verkleinern. ABER: Die aufgrund meiner Größe weit herausragende Sattelstütze verdirbt das Thema klein und kompakt. Denn die müsste ich mühsam mit einem Werkzeug einfahren.

Für längere Strecken ist das Falt-Radl nicht geeignet. © Tobias Larisch
Außerdem verderben schmutzige Hände ein wenig die Freude am transportfähigen Klapprad. Irgendwo ist immer etwas Schmutz oder Öl, das an den Händen landet (oder an der Kleidung). Am besten also dünne Arbeitshandschuhe überstreifen, wer sich an die Verklappung des Rades machen will.
Als ich es in dem Kofferraum meines VW Eos, eines Cabrios, verstauen will, bereitet die lange Sattelstange die meisten Probleme. Irgendwie bekomme ich das geklappte Rad dann doch noch ins Ablagefach bugsiert. Freilich ist die Cabrio-Mechanik dadurch blockiert. Aber immerhin lässt sich der Kofferraumdeckel ohne Probleme schließen.
Mein Fazit: Klapprad nur für besondere Einsatzzwecke
Mein Fazit: Ein einfaches Klapprad wie meines ist nur für besondere Einsatzzwecke und kurze Strecken sinnvoll. Die Mechanik funktioniert gut, macht aber in der Regel schmutzige Finger. Im Kofferraum eines Autos lässt es sich in der Regel gut verstauen. Für die Mitnahme in Bus und Bahn ist es nicht geeignet. Aber dafür gibt es noch kleiner faltbarere Räder. Außerdem wäre für längere Strecken ein E-Klapprad eine Alternative.
Jeden Tag Menschen hautnah - nichts ist spannender als der Job eines Lokalredakteurs. Deshalb möchte ich nichts anderes machen - seit mehr als 35 Jahren.
