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Keine Impftermine für Ü-80-Paare: Werner enttäuscht, KVWL ist Problem bekannt
Corona-Impfung in Werne
Für Paare ist es derzeit nicht möglich, einen Doppeltermin für eine Impfung zu buchen. Dabei seien ja einige auf ihren Partner angewiesen, sagt Josef Meinke aus Werne. Der KVWL ist das Problem bekannt.
Nach dem turbulenten Impfstart mit rund 700 Zugriffen pro Sekunde auf die Online-Terminvergabe-Plattform der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland in der ersten Woche scheint sich die Lage nun entspannt zu haben. Auch wenn noch längst nicht alle Ü-80-Jährigen einen Impftermin haben. Anmeldungen, wenn auch mit etwas Geduld, sind möglich. Allerdings nur für Einzelpersonen.
Was aber ist mit älteren Ehepaaren? Das fragen sich neben Norbert Siemund und Josef Meinke aus Werne nicht zuletzt die betroffenen Ehepaare. Norbert Siemund hat in der vergangenen Woche versucht, Impftermine für seine Schwiegereltern zu bekommen. Aber auf den Online-Impfterminseiten kann jeweils nur eine Person für einen Impftermin ausgewählt werden. Für Siemund ist es unverständlich, warum das nicht geht, zumal er einmal mit seinem Schwiegervater nach Unna und zurück und einmal mit seiner Schwiegermutter hin und zurück fahren werde. Macht vier Fahrten für zwei Personen.
Komplingsfamilie bietet Fahrdienst für ältere Impfberechtigte an
Auch Josef Meinke von der Kolpingsfamilie aus Werne kann dieses Vorgehen nicht verstehen. Schließlich gebe es ja auch Ehepartner, die auf den anderen angewiesen seien und beispielsweise im Rollstuhl sitzten oder Unterstützung bei der Abwicklung im Impfzentrum bräuchten. „Es ist ja nicht jeder fähig, allein vor Ort zurecht zu kommen.“ Die Kolpingsfamilie bietet einen Fahrdienst für Senioren über 80 Jahren an, die sich ab dem 8. Februar in Unna impfen lassen können. 2192 Werner sind das an der Zahl.
Es sei ein Thema, das die Über-80-Jährigen in Werne beschäftige, sagt Meinke. Nicht nur seine Nachbarn hätten ihn darauf angesprochen. „Es wäre am besten, wenn das für ein Ehepaar an einem Tag passiert, wenn ich mal einen Termin bekomme.“ Ansonsten müsse auch der jeweilige Fahrer der Kolpingfamilie zwei Mal für ein Ehepaar fahren. Und Kinder und Verwandte, die berufstätig seien, seien ja auch nicht immer verfügbar. „Einige können selber mit dem Auto fahren, aber dass man zu zwei Terminen fahren muss, da ist die Enttäuschung sehr groß, das hört man überall.“
Der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), das mehrere Impfzentren in NRW betreibt, ist das Problem bekannt. Eine Lösung gibt es derzeit aber noch nicht. Die Menge des Impfstoffes sei begrenzt und damit auch die zur Verfügung stehenden Termine, sagt Vanessa Pudlo, Sprecherin der KVWL. Gleichzeitig sei die Nachfrage sehr groß.
Ehepaare, die bereits Termine haben, sollen diese wahrnehmen
„Der Spielraum für eine abgestimmte Terminvergabe ist damit begrenzt, aber nicht ausgeschlossen. Leider hat das von der kv.digital (das ist ein Tochterunternehmen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung) entwickelte Buchungssystem im Moment keine Funktion, um automatisch zwei „benachbarte“ Termine z.B. für Ehepaare zu buchen“, erklärt Pudlo.
Und weiter: „Bei der Terminvergabe werden in der Regel mehrere Terminvorschläge gemacht, sodass hier ggfs. zeitlich aufeinander abgestimmte Termine ausgewählt werden können – sofern diese vorhanden sind.“ Die kv.digital habe aber schon eine entsprechende Änderung angekündigt. „Wir gehen davon aus, dass das System gemeinsame Buchungen ab ca. Ende Februar ermöglichen wird.“ Ehepaare, die bereits Impf-Termine gebucht haben, sollten diese aber in jedem Fall wahrnehmen, sagt Pudlo.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
