Zwischen Aschermittwoch und Ostern wurden zahlreiche musikalische Meisterwerke über die Passion Christi geschrieben. Noch heute werden sie in diesem Zeitraum aufgeführt. Der Motettenkreis Werne hatte sich dafür die Johannespassion BWV 245 von Johann Sebastian Bach ausgesucht. Die Aufführung fand in der Klosterkirche der Kapuziner statt, dem passenden geistlichen Ort mit der barocken Ausstattung aus der Zeit Bachs.
Am Karfreitag, dem 7. April 1724, wurde dieses Meisterwerk von Bach in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt. Ein vierstimmiger Chor, vier Solisten und ein Orchester hatte Bach dafür als Besetzung vorgegeben. Rainer Kamp mit dem Motettenkreis Werne folgte dieser Vorgabe. Das Barockensemble „Concert Royal Köln“ sowie vier Gesangssolisten hatte er dafür gewonnen. Elf Musikerinnen und Musiker spielten auf historischen Instrumenten.

Judith Hoffmann (Sopran) und Magdalena Hinz (Alt) kamen nur in einzelnen Arien zum Einsatz und bei den wenigen Passagen, in denen Frauen zu Wort kamen. Beide Sängerinnen beeindruckten mit ihren reifen Stimmen dennoch das Publikum. Im ersten Teil, in dem von der Gefangennahme und dem Verrat berichtet wurde, sang Hinz, begleitet von Thomas Pauschert (Orgel), den Choral „Von den Stricken meiner Sünden…“. Berührend interpretierte Hoffmann mit ihrer raumfüllenden Stimme die Arie „Zerfließe mein Herze, in Fluten der Zähren…“ am Ende der Passion zur Grablegung.
Da hatten die drei männlichen Gesangssolisten mehr zu tun. Johannes Schwarz (Bass), der aus Werne stammt, interpretierte einzelne Arien. Überwiegend gab er den Kommentaren von Pilatus seine tragisch schöne Stimme. Noch beeindruckender war Christian Walter (Bass), der den Part von Jesus Christus übernahm. Die Erzählerstimme des Evangelisten Johannes sowie einige Arien übernahm Henning Jendritza (Tenor). Sein klarer Tenor füllte ebenfalls den barocken Raum. Auch nach rund zwei Stunden erklang seine Gesangsstimme noch frisch und voll, obwohl er von allen Solisten am meisten zu tun hatte.

Die Besucher in der vollbesetzten Kirche konnten mit dem Textheft die Gesänge schriftlich nachverfolgen. Im ersten Teil „Verrat und Gefangennahme“ folgte Bach noch ganz dem Johannes-Evangelium. Schon bei der „Verleugnung“ durch Simon Petrus mischte er textlich das Johannes- mit dem Matthäus-Evangelium.
Die Passion Jesu Christi bleibt bis heute eine berührende Leidensgeschichte, die der Leitfaden des christlichen Glaubens darstellt. Begeisterter Applaus belohnte am Ende die Musiker und Sänger sowie den Leiter Rainer Kamp für dieses bewegende Hörerlebnis.
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