Beethoven, Mozart, Schubert oder Wagner - geläufige Namen für Freunde der Klassik. Glinka, Poulenc, Bruch und Piazolla - die fallen einem bei der Frage nach bekannten Tonsetzern wohl nicht als erstes ein. Und deren Kompositionen gespielt auf Saxofon, Klavier und Fagott? - Na, das kann ja ein anstrengender Musik-Abend werden, oder?
Nein, es war weder schwierig noch anstrengend. Ganz im Gegenteil. Mit der Verpflichtung des Kölner „Altrio“ in der ungewöhnlichen Besetzung Saxofon (Anna-Marie Schäfer, 29 Jahre), Ani Ter-Martirosyan (Klavier, 34) und Thomas Dulfer (Fagott, 29) ist der Gesellschaft der Musikfreunde Werne am Donnerstagabend, 16. März 2023, ein Glücksgriff gelungen.

Schulaula fast ausverkauft
Trotz des auf dem Papier schwierig anmutenden Konzertes waren fast alle der 145 Stühle in der Aula der Marga-Spiegel-Sekundarschule um 20 Uhr gefüllt mit einem erwartungsvollen, eher älteren Publikum. Es erlebte einen außergewöhnlichen Musik-Abend mit einem gut eingespielten Trio, in dem das Saxofon und das Fagott den Ton angaben.
Ein Höhepunkt in den knapp zwei Stunden war nach der Pause bei Max Bruchs Op 83 zu erleben. Der langsame 2. Satz fasste die Besucher regelrecht an. Der Niederländer Thomas Dulfer meisterte schwierige Fagott-Passagen, ebenso schön klang das Saxofon von Anna-Marie Schäfer. In den anspruchsvollen Solo-Passagen zeigten die jungen Künstler ihre Klasse, machten die Musik fühlbar.

Gelungener Konzert-Einstieg
Schon der Einstieg ins Konzert mit Michail Glinka „Trio Pathétique“ war gelungen. Nach kurzer Zeit präsentierte sich das Trio als musikalische Einheit. Insbesondere Dulfer und Schäfer waren bestens aufeinander eingespielt, das solide Fundament lieferte die Armenierin Ani Ter-Martirosyan am Klavier. Sie hatte nur einmal während des Konzertes, im 3. Satz der „Vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ von Piazolla, die Gelegenheit, ihre solistischen Qualitäten unter Beweis zu stellen.
Die jungen Künstler präsentierten sich unprätentiös, aber als Könner ihres Faches, auch wenn schon mal ein Einsatz danebenging. Besonders gelungen waren kurze Kommentare der aus Deutschland stammenden Saxofonistin. So erklärte Anna-Maria Schäfer den Namen „Altrio“, der sich von „Alternativem Trio“ ableite: „Denn wir spielen in einer Besetzung, die es so nicht mehr meines Wissens nach gibt.“
Großer Applaus und Zugabe
Konsequenz daraus sei, dass es für diese Instrumenten-Melange keine eigenen Kompositionen gibt. Schäfer: „Wir müssen die Stücke daher auf unsere Bedürfnisse arrangieren.“ Das gelang den Dreien hervorragend, wie sogar Beifall zwischen den einzelnen Sätzen zeigte. Der Schlussapplaus war so ausgiebig, dass sich die Kölner mit einer ergreifenden Zugabe von ihrem Publikum in Werne verabschiedeten.

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