Der Einzelhandel hat es bekanntlich immer schwerer. Viele Menschen kaufen gerade Bekleidung eher online als in der Innenstadt, den Geschäften geht dadurch Kundschaft flöten. Dennoch sind die Verantwortlichen bestrebt, die Innenstädte attraktiv zu halten.
Doch es ist nicht immer einfach, alle Interessensgruppen zu versorgen – auch in Werne. Als zuletzt das Kindermodegeschäft „little friends“ in der Werner Innenstadt bekanntgab, schließen zu müssen, prangerte Inhaberin Anna Dettmann einen vermeintlichen Missstand in der Werner City an. „Ich bin ja mit vielen jungen Familien in Kontakt“, berichtete sie vor einigen Wochen. „Die erzählen mir, dass sie immer erst woanders hinfahren, um Klamotten einzukaufen. Gerade für diese Generation ist die Innenstadt dann vielleicht nicht attraktiv genug.“
„Interessantes Spektrum“
Matthias Stiller, Wirtschaftsförderer der Stadt Werne, sieht durchaus auch die Schwierigkeiten für die Geschäfte in der Innenstadt: „Aufgrund des veränderten Kaufverhaltens begründet durch den wachsenden Onlinehandel hat es insbesondere der Bekleidungseinzelhandel immer schwerer. Konzepte wie Little Friends sind Nischen, die funktionieren können, aber sicherlich keinen leichten Stand haben.“
Nur auf Werne will er das aber nicht schieben. Denn die City sei durchaus nicht unattraktiv und halte einige Angebote im Handel bereit. Als Beispiel zählt er unter anderem „Ernstings family“ und die Schuhläden „Peltrup“ und „Schuh Okay“ auf. Auch die Eiscafés in der Innenstadt und der Wasserbrunnen auf dem Marktplatz würden zur Attraktivität beitragen. „Daher hält die Werner Innenstadt sicherlich ein interessantes Spektrum für Familien vor“, so Stiller.

Kein Vergleich mit anderen Städten
Er sieht auch durchaus Unterschiede zu anderen Städten – besonders im Bezug auf die Möglichkeiten, die es gibt: „Man darf Werne aber auch nicht mit unserer Nachbarstadt Lünen vergleichen, die mit 90.000 Einwohner gastronomisch und beim Einzelhandelsangebot allein aufgrund der Bevölkerungszahl mehr anbieten kann.“ Grund dafür: Besonders die großen Filialen gehen nur in Städte, die eine Mindestanzahl an Einwohner haben oder touristisch stark erschlossen sind. Unter diesen Voraussetzungen fällt Werne dann meistens raus.
Dass aber auch die größeren Städte Probleme haben, wird mit Blick in die Nachbarschaft deutlich. So führt Matthias Stiller das Beispiel der Stadt Hamm an, die über ein Crowdfunding-Projekt versucht, einen Spielwarenladen für die Innenstadt zu gewinnen. Die Bürger können sich an dem Geschäft beteiligen oder das Vorhaben mit einem beliebigen Betrag ohne Beteiligung unterstützen. Es wäre dann der einzige Spielwarenladen in Hamm.
Deutlich sichtbar ist also: Auch andere Städte haben Probleme, gute Geschäftsideen in der eigenen Innenstadt zu halten und so für die Attraktivität zu sorgen. Dennoch: Auch in Werne will und muss man wohl weiter daran arbeiten, dass die City junge Familien zum Verweilen einlädt – auch wenn es bislang keine direkten Rückmeldungen bei der Wirtschaftsförderung zu einem möglicherweise fehlenden Angebot für Familien gibt.
Der Schwerpunkt für die Entwicklung der Innenstadt ist klar gelegt, wie Stiller erklärt. „Der Fokus bezüglich der Innenstadt liegt darauf, zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, die Mehrwerte schaffen. Der Fokus auf reinen Konsum in der Innenstadt wird mit Blick auf die weiteren Entwicklungen im Onlinehandel nicht mehr ausreichen, um Innenstädte lebendig zu halten. Aber natürlich sind Angebote für Familien herzlich willkommen.“ Das würde wohl auch den Wernern zu Gute kommen.
Weniger Leerstände in der Innenstadt durch Sofortprogramm: Nicht alle Modelle sind aufgegangen
Einzelhändler in Werne verschwenden keine Energie: Wo Klimaanlagen laufen, sind die Türen zu
CDU-Weinfest in Werne mit über 1500 Besuchern: „Heute Abend muss es ein Weißwein sein“