Im Video: Biberratte schwimmt im Krankenhaus-See

Nutria in Werne

Bereicherung für die Tierwelt oder gefährlicher Schädling? Die Nutrias, auch Biberratten genannt, haben sich nicht nur in den Lippeauen stark vermehrt - auch im Werner Krankenhaus-See schwimmt seit neuestem ein Exemplar. Wir zeigen im Video, wie der süße Nager seine Bahnen zieht - und erklären, warum sich Landwirte nur mäßig darüber freuen.

WERNE

, 25.01.2017, 11:47 Uhr / Lesedauer: 1 min

Aus der Ferne sehen sie aus wie Maulwurfhügel, bis sie anfangen, sich zu bewegen: Die Rede ist von den Nutrias, auch Biberratte genannt. Sie haben sich in den vergangenen Jahren vor allem in den Lippeauen stark vermehrt, wie Klaus Jürgen Buse vom Hegering Werne, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, bestätigt.

Erheblicher Schaden

In 2016 richteten die Tiere bei einem Evenkämper Landwirt einen hohen Mais-Schaden an, berichtet der Jäger. „Die Tiere haben eine Fläche von einem Hektar verbissen“, sagt er. Da es sich hierbei nicht um einen Wildschaden (durch Wildschweine beispielsweise) handele, würde der Schaden nicht ersetzt.

Zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und der Abwendung erheblicher wasserwirtschaftlicher und landwirtschaftlicher Schäden dürfen Nutrias wie Bisams bejagt werden. Das regelt ein Erlass der Unteren Jagdbehörde.

Während die etwas kleineren Bisamratten im Wasser sofort wie ein U-Boot abtauchen, halten Nutria stets ihre Köpfe über den Wellen - daran kann man sie schon von Weitem unterscheiden.

Ausgesetztes Einzeltier

Seit einiger Zeit posiert eine Nutria am See des Werner St.-Christophorus-Krankenhauses. Rüdiger Bolesta, Technischer Leiter des Krankenhauses, hält es für ein Einzeltier, das hier offensichtlich ausgesetzt worden sei. Die Biberratte treffe bei den Spaziergängern nicht unbedingt auf Gegenliebe, hat er festgestellt. „Das Tier sieht den ungeliebten Bisamratten eben sehr ähnlich.“

Dieses Video hat unser Leser Rainer Hotz gedreht:

 

Für die Lippeauen seien die Tiere eine besondere Gefahr, wie Buse betont. „Sie bauen in den geschützten Uferzonen des Naturschutzgebietes Erdhöhlen und bedrohen so die heimische Pflanzen- und Tierwelt.“ In Werne seien in den vergangenen zwei Jahren rund 50 Tiere erlegt worden.

Zur Bejagung gibt es jedoch auch andere Meinungen. Der Naturschutzbund Nabu spricht sich gegen die generelle Bejagung aus und befürwortet lokale Ausnahmeregelungen. Diese soll es nur in Bereichen geben, wo die Nutria andere Arten bedrohen.

In Bezug auf den Tunnelbau gibt es auch die Meinung, dass dieser gerade bei renaturierten Flüssen unproblematisch sei. 

Hintergrund
Die Nutria oder Biberratte stammt eigentlich aus Südamerika und wurde in Mitteleuropa eingebürgert. Die Nagetiere werden ungefähr so groß wie Biber - erreichen eine Körperlänge von bis zu 65 Zentimeter und eine Schwanzlänge von bis zu 45 Zentimeter. Auffällig ist die bei erwachsenen Tieren häufige Orange-Färbung der Zähne durch Eiseneinlagerung.
In Europa und besonders in Deutschland wurden sie gezüchtet, um ihre Pelze zu nutzen. Doch als gegen Ende des 20. Jahrhunderts das Interesse an Pelz und besonders an Nutria-Pelz deutlich zurückging, wurden viele Tiere ausgewildert. Da sie nicht bejagt wurden und sich schnell fortpflanzen, wuchs die Zahl der Nutria stetig an. Da das Klima für die Tiere in Deutschland nicht ganz optimal ist, ist hier die Verbreitung nicht so extrem wie beispielsweise in Nord-Amerika. Harte Winter mögen die Tiere nämlich nicht so.
Weitere Infos gibt es beim Naturschutzbund  sowie bei der Online-Enzyklopädie .