Hotel am Kloster: Guter Geschmack hat seinen Preis
Restaurant-Check
Das Essen im Hotel-Restaurant am Kloster ist nicht für ‘nen Appel und ‘n Ei zu haben. Dafür gibt‘s auch deutlich mehr als ‘nen Appel und ‘n Ei. Zum Beispiel eine himmlische Salsiccia.
Dienstagabend, 19.15 Uhr. Drei Tische sind besetzt im „Bistro Abtei“, so der offizielle Name des Restaurants im Hotel am Kloster. Die Bedienung nimmt mich und meine Begleitung nett in Empfang, lässt uns die Wahl des Tisches.
Routiniert und freundlich fragt sie, ob sie schon Getränkebestellungen aufnehmen darf (durfte sie). Flugs bringt sie die Speisenkarten, weist auf Tagesempfehlungen hin. Sehr professionell, sehr nett, der Gast fühlt sich wohl.
Das startet mit einem Gruß aus der Küche. Brotscheiben, aufgeschlagene Butter und Auberginen-Tomaten-Dip. Guter Start.
360-Grad-Panorama vom vorderen Teil
Meine Begleiterin, die koch-erfahrene und studierte Ernährungs- und Hauswirtschafterin, und ich wollen uns wieder eine Vorspeise teilen. Schnell einigen wir uns auf Matjes-Tatar auf Sesam-Bagel mit einem Blattsalat-Mix. Gute Wahl. Köstliches Fischtatar mit nicht zu streng schmeckenden Zwiebeln, frischer Dill und ein Salatdressing, das perfekt die Balance zwischen süß und sauer hält. Wir sind zum ersten Mal begeistert.
Aber nicht zum letzten Mal. Die beiden Hauptspeisen können den Einstieg noch übertrumpfen. Meine Mit-Esserin hat sich für die Tagesempfehlung entschieden. Eine asiatische Schüssel namens „Ramen Steak Bowl“ mit Rindersteak-Stücken, asiatischen Nudeln und Wok-Gemüse. „Ich liebe es“, sagt sie nach den ersten Bissen, die sie stilecht mit Stäbchen aus der Schüssel fischt. Der frische Koriander sei das i-Tüpfelchen auf diesem köstlichen Gericht.
Meine Wahl fiel auf die Saison-Empfehlung „Grillteller Abtei“. Der ist weit entfernt von der Fleischplatte mit massig Pommes. Sondern wartet mit drei Fleischsorten (Schweinesteak, Maishähnchen sowie der eingangs erwähnten Salsiccia-Wurst), herrlichem mediterranen Grillgemüse und Bratkartoffeln in einem Sperrholzschiffchen auf.
Mein Highlight war die italienische Bratwurst Salsiccia. Sie erregte meine Aufmerksamkeit durch einen ganz besonderen Geschmack, dem ich nicht auf die Spur kam. Meine kundige Begleiterin schon. Sie kaute ein Stück durch und meinte: „Anis- oder Fenchel-Samen. Eher Fenchel.“ Und tatsächlich: Bei genauem Hinschauen waren die länglichen Samen zu erkennen.
Überhaupt die Art des Anrichtens. Alle Gerichte mundeten nicht nur, sondern waren schön präsentiert. „Schreib mal auf: ‚Das Auge wird hier auch verwöhnt‘“, diktierte mir meine Begleiterin in den Block. Und sie hat Recht.
Während ich meine Portion so eben schaffte, gab mein Gegenüber nach der Hälfte die Stäbchen ab. „Ob die mir das einpacken?“, frage sie mich zaghaft. „Warum nicht, einfach fragen.“ Und tatsächlich war es kein Problem, die halbe Asia-Portion mitzunehmen. Zwar verfügt die Küche über keine entsprechende Verpackung, stattdessen gab sie uns eine Porzellanschüssel unter Frischhaltefolie und dem dezenten Hinweis mit, ob man sie in den nächsten Tagen zurückbringen könnte. Das nenne ich Service.
Auf ähnlichem hohem Niveau spielte die Nachspeise, die wir uns wiederum teilten. Die Küche, geleitet von den beiden Köchen Stefan Lange und Patrick Berghorst, servierte sie uns geteilt auf zwei Tellern: mit einer Pfirsich-Zitronen-Creme gefüllte Crepes mit reichlich Obst und Zubehör. Details zeigen die Liebe der Köche zu ihrem Metier: Sie hatten Goldzucker über die Früchte gestreut. Wie war das noch mit dem verwöhnten Auge?
Die reihen sich in das höhere Preisgefüge ein. Ein gezapftes Bier 0,25 l kostet 2,80, ebenso eine Cola 0,2l. Mein alkoholfreies Bier (0,33) schlägt mit 3,50 Euro zu Buche, der Rosé (0,2) meiner Tischnachbarin mit stolzen 9 Euro. Eine Tasse Kaffee 2,70, ein Espresso 2,40 Euro.
Die Preise
Wie bereits erwähnt, liegen sie für Werne im Spitzenbereich. Aber: Dafür gibt‘s auch Spitzen-Küche. Das Matjestatar als Vorspeise war für 9.40 Euro üppig angelegt, hätte fast als Hauptgang durchgehen können. Die qualitativ absolut überzeugenden Hauptgerichte lagen bei 16.20 Euro für die Asia-Schüssel sowie bei 21.50 Euro für meinen Grillteller. Die Nachspeise, wiederum sehr reichlich, geht mit 6.90 Euro sehr in Ordnung.
So gesehen, ist das Essen im Hotel am Kloster seinen Preis wert.
Dem einen mögen die grauen Fliesen zu kalt wirken. Ich empfinde die Atmosphäre im „Bistro Abtei“ als zurückhaltend-angenehm. Der rote Polsterstoff setzt einen Farbakzent. Der hintere Teil ist dank der holzvertäfelten Wand etwas anheimelnder. Insgesamt eine Einrichtung, die nicht ablenkt, sondern dem wesentlichen Raum gibt: einen angenehmen Abend bei hervorragendem Essen zu genießen.
Der Service
Perfekt. Nun hatten die versierten beiden Bedienungen am Dienstagabend bei insgesamt vier besetzten Tischen (am Schluss gegen 21.30 Uhr waren wir alleine) auch nicht viel zu tun. Sie waren aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Sie sahen leere Gläser und fragten nach Nachschub, reagierten gut auf Bemerkungen und Nachfragen. Ein kleines Highlight war die Verpackung des Essens-Restes für daheim (siehe oben).
Kinderfreundlichkeit
Es gibt eine eigene Kinderkarte mit vier Gerichten sowie dem Räuberteller (wenn der Nachwuchs bei den Eltern mitisst). Die Kinderkarte lässt sich aufklappen, dann können die Kleinen dort etwas ausmalen. Wickeltisch ist im WC-Trakt vorhanden.
Barrierefreiheit
Komplett gegeben durch ebenerdigen Eingang sowie Aufzug, etwa für Sonder-Diners im oberen Stockwerk oder die beliebten Frühstücks- und Brunch-Veranstaltungen.
Mein Fazit
Für mich zählt das Hotel am Kloster seit Jahren zur Spitzen-Gastronomie in Werne. Ähnlich gut bewerte ich nur noch Baumhove (Check folgt demnächst). Ich wäre enttäuscht gewesen, hätte sich die Küche am Test-Tag einen Lapsus erlaubt. Hat sie aber nicht. Alles war perfekt und vor allem perfekt angerichtet. Die höheren Preise (um die 20 Euro pro Hauptgericht) relativieren sich da schnell. Wer mag, kann für rund 30 Euro auch ein Drei-Gang-Menü bestellen.
Anfahrt/Parken
Das Hotel liegt zentrumsnah in Werne, verfügt über eine eigene Tiefgarage. Direkt nebenan ein großer öffentlicher Parkplatz, auf dem die ersten drei Stunden gratis sind.
Was sagt das Netz?
Es finden sich 205 Google-Rezensionen mit der Gesamtnote „Sehr gut“ (4,5 von 5 Sternen). Viele Bewertungen beziehen sich auf das Hotel, immer wieder werden aber auch das Frühstück und das Restaurant gelobt.
Restaurant-Infos
Bistro Abtei im Hotel am Kloster, Kurt-Schumacher-Straße 9, 59368 Werne.
Tel. (02389) 52 61 40,
Mo bis Sa. von 17 bis 22 Uhr (Küchenschluss), an Sonn- und Feiertagen geschlossen.
Wie funktioniert der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben unsere Eindrücke. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren für die nächsten Tage einen Fototermin für die Innenaufnahmen.
Jeden Tag Menschen hautnah - nichts ist spannender als der Job eines Lokalredakteurs. Deshalb möchte ich nichts anderes machen - seit mehr als 35 Jahren.