„Verarschung“: Kostenexplosion bei Horne-Umbau verärgert Politik und weckt Erinnerung an Solebad-Bau
Werne neu verknüpft
Der Horne-Umbau soll ein Vorzeigeprojekt werden. Doch die Kosten sind explodiert. Die Politik ist verärgert und fühlt sich an den Solebad-Bau erinnert. Jetzt steht das Projekt auf der Kippe.

Der Horne-Umbau sorgt für Verägerung. Schuld sind die gestiegenen Kosten. © Mario Bartlewski
Die Planungen für den Horne-Umbau als Teil des Projekts „Werne neu verknüpft“ sorgten zunächst für zufriedene Gesichter unter den Werner Politikern: neue Geh- und Radwege, ökologische Aufwertung und mehr Aufenthaltsqualität. Alles sah gut aus und weckte Vorfreude – bis es letztlich um den Preis ging, der die Mienen verdunkeln ließ.
Statt der ersten Rechnung mit einem Preis von 5,1 Millionen Euro sind die Kosten auf über 9 Millionen Euro gestiegen. Das macht einen Unterschied von fast 4 Millionen innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren.
Reichert kritisiert utopische Kosten bei erster Studie
„Ich bin stinksauer“, sagte Artur Reichert (FDP). „Wieso nennt eine Machbarkeitsstudie zunächst so utopische Zahlen? Ich fühle mich verarscht“, fuhr Reichert fort.
Der größte Batzen des Preisanstiegs stammt durch die Anpassungen, die am Boden nötig sind. Alleine hier kommen 1,2 Millionen Euro hinzu, die erst bei einer späteren Untersuchung festgestellt wurden.
Solebad-Déjà-vu bei den Politikern
Hinzu kommen die deutlich aufwendigere Gestaltung des neuen Fußgängerweges am Stadtsee und an der Burgstraße, weitere Rahmenbedingungen wie ein Pufferbecken zur Einleitung von Regenwasser sowie die Baupreisentwicklung mit einem Plus von 5 bis 10 Prozent.
„Ich bekomme da ein kleines Déjà-vu, was das Solebad angeht“, sagte Reichert und fühlte sich bei der Kostenexplosion an die Werner Vergangenheit erinnert. Auch die anderen Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung, Umwelt und Verkehr zeigten sich alles andere als begeistert.
„Das Erste, was wir über die Planung erfahren, ist, was wir rauslassen können“, sagte Josef Börste. Die Liste der Dinge, die ausgelassen werden können, um den Preis zu drücken, ist lang.
Fast 880.000 Euro könne man dadurch an der vorgestellten Planung des Ingenieurbüros Fischer sparen. So könne man auf eine Wegeverbindung entlang des Dammes am Stadtsee sowie ein Regenrückhaltebecken am Fürstenhoff verzichten. Letzteres wäre mit Blick auf ein mögliches Neubaugebiet allerdings nötig.
Nicht alle Elemente sind förderfähig – obwohl viele das dachten
Will man also wirklich auf all diese Dinge verzichten? „Ich hoffe, dass wir das Baugebiet mal anfassen. Wenn wir das tun wollen, müssen wir auch das Geld für das Becken in die Hand nehmen“, so Lars Hübchen (SPD).
Er erwartet zur nächsten Ausschusssitzung eine klare Aussage darüber, welche Elemente förderfähig seien. 70 Prozent erhält die Stadt für das Projekt über das Programm „Regionale 2016“. Doch wie nun deutlich wurde, gilt das noch lange nicht für alle geplanten Elemente.
Sind nicht – wie zuvor erwartet – alle Elemente des Projekts „Werne neu verknüpft“ mit 70 Prozent förderbar, könnte der Eigenanteil der Stadt Werne nochmals in die Höhe schießen.
1 Million Euro standen hier 2017 auf dem Papier. Durch die Kostenexplosion sind es mittlerweile bereits 1,8 Millionen – und möglicherweise könnte es noch mehr werden.
Wenn der Kämmerer „Nein“ sagt, steht Projekt auf der Kippe
„Die Frage ist für uns, ob das für unseren Haushalt machbar ist“, gab der Ausschussvorsitzende Michael Zurhorst (CDU) zu bedenken. „Wenn der Kämmerer sagt: ,900.000 Euro mehr sind nicht darstellbar‘, dann geht es nicht“, so Zurhorst. Das Projekt steht und fällt also mit den Kosten – und ist nicht mehr unumstritten.
Sollten die aktuellen Planungen so umgesetzt werden, wäre der Start für den Horne-Umbau voraussichtlich 2021 und würde fünf Jahre dauern. Um die Situation noch besser beurteilen zu können, wünscht sich Zurhorst für die Politiker einen Workshop zum Thema.