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Horne-Katastrophen: Es liegt erst 50 Jahre zurück, dass die Horne halb Werne überflutete
Werne historisch
Auch wenn die Horne derzeit eher von Wassermangel betroffen ist - in der Vergangenheit sorgte sie im Städtchen öfter für Überflutungen. Historikerin Heidelore Fertig-Möller blickt zurück:
Da zur Zeit die Horne und ihre Renaturierung in aller Munde sind und darüber in Werne viel diskutiert wird, soll hier ein wenig auf das vergangene Jahrhundert geschaut werden, als die Horne noch ihren fast natürlichen Verlauf durch Werne nahm, bevor sie um 1970 ihr heutiges Bachbett bekam.

Hochwasser in der Burgstraße in den Zwanziger Jahren. Links das Wohnhaus des ehemaligen Bauunternehmers Kortmann, ab 1938 Reuter, heute die Ausgabestelle der Tafel und Flüchlingsbüro. © Archiv Stadtmuseum
Aber gerade diese Begradigung, die auch bei vielen anderen kleineren Gewässern zu jener Zeit vorgenommen wurde, führte dazu, dass zwar keine Überflutungen an diesen begradigten Bächen stattfanden, aber die großen Flüsse konnten und können dadurch der Wassermassen nicht mehr Herr werden. Ein Beispiel hierfür ist die Horne, die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder über ihre Ufer trat.
Die Lippe, das für Werne wichtigstes Gewässer, ist schon in den vergangenen zwei Jahrhunderten durch den Bau von Schleusen intensiv für die Schifffahrt genutzt und zu einem Teil in dem ursprünglichen Bett belassen worden.
So wurden und werden zum Beispiel die Lippewiesen im Bereich Stockum und Werne jedes Jahr überflutet. Der Hornebach aber, der mitten durch die Stadt führt und den man einst auch zum Waschen und Bleichen der Wäsche und zum Betreiben von Mühlen (beispielsweise. Hornemühle) nutzte, zwängte man in ein enges Bett.

Auch wenn Horne-Hochwasser der Innenstadt heutzutage nichts mehr anhaben kann: Die Freilichtbühne dagegen bekam im Jahre 2011 nasse Füsse. Die "Hoppetosse" aus dem Pippi-Langstrumpf-Stück dümpelt im Hochwasser. Auf den Zuschauerrängen trocknen die Einzelteile der Buden des Adventsmarktes. © Foto: Jörg Heckenkamp
Da die Horne nicht immer in der Lage war, die anströmenden Fluten aufzufangen, kam es unter anderem in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu schweren Überschwemmungen, die die halbe Stadt heimsuchten.
Am 8. August 1924 geschah die wohl größte bekannt gewordenen Hochwasserkatastrophe in Werne, als die alte Hornebrücke unter Wasser stand und im Unterland das Hochwasser der Horne auf über einen Meter anstieg – vor allem im Bereich der Burgstraße, des Roggenmarktes und der Westmauer konnten die Anwohner im Wasser stehen.

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1956. © Förderverein Stadtmuseum
Im Jahre 1931 wurde der sogenannte Freiwillige Arbeitsdienst eingesetzt, um dem Bach innerhalb der Stadt ein größeres Bett zu bauen. Trotzdem kam es in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zu weiteren Überschwemmungen, die nicht nur die Merschwiesen und Felder, sondern auch die tiefer gelegenen Wohnbezirke überflutete.
Im Dezember 1951, Juli 1956, Dezember 1960, 1961 und am 16. / 17. Juli 1965 stieg die Horne so an, dass weite Teile des Werner Stadtgebietes unter Wasser standen.
1969 konnte dann die Werner Verwaltung fertige Pläne und Berechnungen den für die Begradigung der Horne zuständigen Genehmigungsbehörden vorlegen, so dass 1970 diese Baumaßnahme in Angriff genommen wurde. Das Flussbett erhielt zum Teil eine drei Meter breite, betonierte Sohle mit einer 30 Zentimeter starken Schotterauffüllung auf Kunststoffgitter.
Horne-Zähmung: Versanden verhindern, Fließgeschwindigkeit bremsen
So wurde einerseits die Fließgeschwindigkeit reduziert, andererseits aber auch ein Versanden weitgehend ausgeschlossen. Die Uferbefestigung wurde dann nach der Höhe des Mittelwassers ausgelegt.
Am 17. September 1971 erfolgte der Durchstich des Dammes, der zwischen dem alten und neuen Flussbett aufgeschüttet worden war und gab das Hornewasser frei für den neuen Verlauf durch die Stadt.
Begradigung nahm Horne ihren idyllischen Charakter
Dadurch verlor aber auch der einst idyllische Bach seinen ursprünglichen Charakter, der aber durch Renaturierungsmaßnahmen in Teilbereichen der Horne schon in den vergangenen Jahren ein wenig wieder hergestellt werden konnte.
Diese sollen nun im Laufe der nächsten fünf Jahre durch das Regionale-Projekt „Werne neu verknüpft“ wesentlich erweitert werden, sodass die Horne wieder mehr von ihrem ursprünglichen Bachbett zurückerhält.