
© Felix Püschner
Frust in Holtkamp-Siedlung: „Das ist einfach nur ekelhaft“
Wohnen in Werne
Die Holtkamp-Siedlung hat nicht unbedingt den Ruf, das schönste Fleckchen Wernes zu sein. Doch nun löst ein schmaler Weg bei den Anwohnern regelrecht Ekel und Frust aus.
Wenn Bettina Steinke (64) ihre Wohnung in der Holtkamp-Siedlung verlässt und den schmalen Weg vorbei am Spielplatz am Beckingshof geht, dann ist das für sie alles andere als ein Vergnügen. „Es ist einfach nur ekelhaft. Schauen Sie sich das doch mal an“, schimpft Steinke, während sie auf besagten Weg zeigt: „Alle paar Meter eine Tretmine.“
Der Weg gleicht einem großen Hundeklo. Und für die Beseitigung der Hinterlassenschaften der Vierbeiner scheint sich hier niemand zuständig zu fühlen. Schon gar nicht die Halter. „Wenn man die anspricht, heißt es natürlich immer, ihr Hund sei das nicht gewesen“, sagt Steinke. Sie habe noch niemanden auf frischer Tat erwischt: „Aber ich werde mich jetzt auch nicht auf die Lauer legen und darauf warten. Das ist nicht meine Aufgabe.“
Das stimmt. Und selbst wenn sie jemanden erwischen würde, der den Haufen seines Hundes unerlaubterweise einfach so liegen lässt, wären ihr die Hände gebunden. Sofern die persönliche Ansprache nicht helfe - wovon auszugehen sei - könne sie den Übeltäter ja nicht einfach festhalten, seine Personalien aufnehmen und ihn zur Kasse bitten, sagt Steinke. Auch das stimmt.
Rekord-Bußgeld wurde noch kein einziges Mal verhängt
Denn sowohl Kontrollen als auch das Verhängen von Bußgeldern sind Sache des Ordnungsamtes. Vor einigen Jahren erregte Werne bundesweit Aufmerksamkeit, weil Stadt und Politik das Bußgeld für das Nichtbeseitigen von Hundehaufen auf einen Rekordwert anhoben. Mehr als 200 Euro kostet ein solches Vergehen den Halter des Tieres seither. Verhängt wurde dieses Bußgeld nach Angaben der Stadt bislang allerdings kein einziges Mal. Eben weil man noch niemanden „auf frischer Tat“ ertappt hat.

Der Weg ist rechts und links geradzu gesäumt von Hundehaufen. © Felix Püschner
Wobei: Einen Fall gab es tatsächlich. Und in den war der Leiter des Ordnungsamtes sogar selbst involviert, wie Werner Kneip auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Er habe den Hundehalter dann direkt angesprochen und ihn auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Dieser habe sich zunächst wenig einsichtig gezeigt und meinte, keinen Hundekotbeutel dabei zu haben.
Der Sinneswandel kam dann, als Kneip sich als Mitarbeiter des Ordnungsamtes auswies und die Personalien des Mannes wissen wollte. Dieser zog daraufhin plötzlich doch einen Beutel hervor und beseitigte den Haufen. „Wenn die Leute sich beobachtet fühlen, machen sie das in der Regel von selbst. Ich bin überzeugt, dass der überwiegende Teil der Hundehalter sich dieser Pflicht auch bewusst ist“, sagt Kneip.
Für umfassende Kontrollgänge habe das Ordnungsamt allerdings nicht das nötige Personal. „Wir haben lediglich drei Mitarbeiter, die im Außendienst für den ruhenden Verkehr zuständig sind und dann auch auf solche Dinge achten“, sagt Kneip. Hinzu komme, dass wohl die meisten Hundekotverstöße in den frühen Morgen- und späten Abendstunden passieren würden. Ein Zeitraum, den man seitens der Stadt nicht abdecken könne.
Aber wie ticken die Halter, denen die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Gefährten wurscht sind, überhaupt? Steinke hat da eine Theorie: „Manche denken sich bestimmt: ‚Ich zahle doch Steuern - warum soll ich das dann selbst wegmachen?‘ Und vielleicht glauben einige ja sogar, dass sie es nicht müssen.“ Doch das ist ein Irrglaube.
Anwohnerin sorgt sich auch um spielende Kinder
Die Anwohnerin sagt, die Situation auf dem schmalen Weg habe sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschlimmert. Bei Dunkelheit gehe sie dort gar nicht mehr entlang - aus Sorge vor den „Tretminen“. Der Ärger hat aber noch einen weiteren Hintergrund: „Hier ist schließlich ein Spielplatz. Das heißt, hier laufen oft kleine Kinder entlang. Da ist es nicht gerade prickelnd, wenn überall Hundehaufen rumliegen.“
Bleibt noch die Frage, wer die Sauerei nun tatsächlich beseitigt: Sofern es sich um öffentliche Wege handelt, ist das eigentlich Aufgabe der Stadt. Ob dies allerdings auch auf besagten „Kot-Weg“ zutrifft, ließ sich am Freitag nicht mehr ermitteln. Auf unsere Anfrage bei der zuständigen Abteilung erhielten wir noch keine Antwort.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
