Hermann-Josef oder Hermann Josef? Diese Frage spielte im Leben eines Mannes aus Werne keine Rolle. 70 Jahre lang war das egal. Doch im Zuge der Digitalisierung und der zunehmenden Sicherheitsvorschriften wuchs sich der kleine Bindestrich zum großen Problem aus. Bis sich Hermann-Josef, beziehungsweise Hermann Josef H. Anfang 2023 entschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.
Hermann-Josef H. bittet darum, anonym zu bleiben. „Den Vornamen können Sie natürlich schreiben“, sagt er mit einem Lächeln. Natürlich: Denn darum dreht sich die Geschichte. Eine Geschichte, die vor 70 Jahren mit einem Irrtum ihren Lauf nahm.
1953 in Warendorf geboren
Der Werner blickt auf seine Geburt im Jahre 1953 zurück: „Ich wurde vor 70 Jahren in Warendorf geboren. Meine Mutter ist gebürtige Rheinländerin und ich sollte – so wie jeder erste männliche Neugeborene in der Familie - den Vornamen meines Großvaters bekommen. Daher habe ich zwei Cousins mütterlicherseits, die ebenfalls Hermann-Josef heißen.“ 30 Jahre ist er also als Hermann-Josef durchs Leben marschiert. Zeugnisse, Führerschein, Ingenieurs-Urkunde, selbst der damalige Personalausweis: alle wiesen den Vornamen mit Bindestrich aus.
Die Hochzeit im Jahre 1975 brachte dann zum ersten Mal eine Diskrepanz ans Tageslicht. „Als ich ins Familienstammbuch schaute, dachte ich: ,Schau, da fehlt der Bindestrich.‘“ Der frisch gebackene Ehemann hielt das für einen Irrtum des Standesbeamten und ging der Sache nicht weiter nach: „Schließlich sind am Hochzeitstag andere Dinge wichtiger als ein fehlender Bindestrich“, sagt er und schmunzelt.

Fehlender Bindestrich
Weitere zehn Jahre gingen ins Land, ohne dass Hermann-Josef oder richtigerweise Hermann Josef H. Probleme bekommen hätte. „Mitte der 1980er-Jahre benötigte ich einen neuen Personalausweis. Auch auf dem fehlte wieder der Bindestrich“, sagt der 70-Jährige. Was bis dahin kein Problem war, sorgte aber nun vermehrt für Verdruss.
„Es wurde immer kritischer. Immer wieder gab es Nachfragen und Probleme.“ Wie gesagt. Alle älteren Dokumente wiesen den Bindestrich auf, die neueren, im Abgleich mit der Eintragung in der Geburtsurkunde in Warendorf, zeigten den Hermann Josef ohne Bindestrich. Schließlich wurde es dem Werner Ende 2022 bei der Ausstellung von neuen Dokumenten zu lästig.
Falsche Schreibweise des Namens
„Auslöser war Ende 2022 der Wechsel zu einer neuen Kfz-Versicherung.“ Die unterschiedliche Schreibweise seines Vornamens hätte beinahe dazu geführt, dass er seinen im Laufe der Jahre erworbenen Rabatt verloren hätte. H. sagt: „Das war für mich der Startschuss, um einen neuen Personalausweis zu beantragen.“ Einen mit Bindestrich.
Er recherchierte im Standesamt seiner Geburtsstadt Warendorf. Zu seinem Erstaunen waren selbst nach 70 Jahren noch alle Unterlagen vorhanden. Und dadurch löste sich schließlich das Rätsel. Seine Mutter hatte im Krankenhaus als Name für den frisch geborenen Stammhalter richtigerweise „Hermann-Josef“ angegeben. Das Krankenhaus hat den Doppelnamen korrekt in seiner Geburtsanzeige eingetragen und an das Standesamt weitergegeben. „Da muss dann der Fehler bei der Eintragung in die Geburtsurkunde passiert sein“, sagt Hermann-Josef, der demnach seinen Bindestrich zu Recht trägt.
Beim Standesamt seines jetzigen Wohnortes Werne ließ er 2023 dann den Fehler des Warendorfer Standesamtes aus dem Jahre 1953 korrigieren. „Ohne irgendwelche Kosten für mich“, ist er noch im Nachhinein erstaunt. Dafür hatte er noch einiges an Arbeit. Denn bei den verschiedensten Organisation war er noch als Hermann ohne Bindestrich Josef eingetragen. „Mehr als 20 Verbindungen musste ich aktualisieren lassen.“ Sein Fazit: „Es ist leichter, einen Hausnamen zu ändern als einen Vornamen.“
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