Bürger:innen, Bürger*innen oder nur Bürger Wie gendert die Verwaltung der Stadt Werne?

Wie gendert die Verwaltung der Stadt? „So verständlich wie möglich kommunizieren“
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Bürger:innen, Bürger*innen, Bürger und Bürgerinnen oder doch einfach nur Bürger? Beim Thema Gendern scheiden sich die Geister. Die Meinungen gehen auseinander, wie wichtig das Einbeziehen aller Geschlechter ist und wie man es am Besten macht. Auch für die Werner Verwaltung ist das keine einfache Aufgabe im täglichen Umgang.

„Im öffentlichen Dienst sind wir zur Gleichstellung verpflichtet, was sich natürlich auch durch die Sprache äußern muss“, erklärt Linn Julia Temmann, die Bürgerdialogmanagerin der Stadt, auf Anfrage. „Uns ist wichtig, dass unsere Kommunikation nach innen wie nach außen alle Geschlechter gleichermaßen anspricht.“

Das erklärt auch Monika Eichmanns, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Werne. „Frauen werden in der Sprache häufig mit gemeint, selten jedoch mit gedacht“, sagt sie. „Das zeigt sich in besonderer Weise in Berufsbezeichnungen. Der Arzt oder der Ingenieur werden beispielsweise meist männlich assoziiert. Bei Stellenausschreibungen fühlen sich Frauen bei der Verwendung des generischen Maskulinums häufig nicht angesprochen.“

Klare Vorgaben, wie in der Verwaltung gegendert wird, gibt es aber nicht. „Wir müssen auch verständlich kommunizieren“, erklärt Temmann. Eine Studie der Uni Erfurt habe gezeigt, dass hör- und lesbares Gendern zur Zeit noch etwas weniger verständlich sei als etwa die Doppelnennung. „Mit wachsender Gewöhnung ist aber davon auszugehen, dass sich die Verständlichkeit verbessert“, so die Bürgerdialogmanagerin.

So greift man in der Verwaltung im Optimalfall auf geschlechtsneutrale Begriffe zurück. „Wir achten stets darauf, geschlechtersensible Sprache zu verwenden und dabei so verständlich wie möglich zu kommunizieren“, so Temmann. Auf der Homepage versuche man, auf eine ständige Doppelnennung zu verzichten. Statt ‚Vertreterinnen und Vertreter im Stadtrat‘ ist dort dann etwa ‚Angehörige‘ oder ‚Mitglieder‘ des Stadtrats´ zu lesen. „Wo es nicht vermeidbar ist, arbeiten wir auch mal mit der Doppelnennung, also ‚Bürgerinnen und Bürger‘. Weil es im Schriftbild wenig stört und Zeichen spart, gendern wir auf Social Media oft mit dem Doppelpunkt, also ‚Bürger:innen‘.“

Wenn es darum geht, eine Gleichbehandlung herzustellen, macht die Stadt Werne aber noch eine andere Sache. „Um einer Ungleichbehandlung in der Berufswahl entgegenzuwirken, schreibt die Stadtverwaltung freie Stellen gendersensibel aus“, erklärt Monika Eichmanns.

Und wie stehen die beiden Frauen selbst zum Thema gendern? „Ich persönlich denke, es wird noch eine Zeit dauern, bis sich die Gesellschaft an eine gendersensible Sprache gewöhnt haben wird“, findet die Gleichstellungsbeauftragte. „Ich kann beobachten, dass sich die Menschen langsam für das Thema öffnen und vermehrt darauf achten, alle Menschen in ihrer Sprache mitzunehmen. Das gilt gleichermaßen auch für die Beschäftigten der Stadtverwaltung. “

Ähnlich sieht das auch Linn Julia Temmann: „Ich versuche mir anzugewöhnen, mit hörbarem Gender-Gap zu sprechen und so gut es geht geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden.“ Große Diskussionen will sie aber nicht anstoßen: „Niemandem sollte vorgeschrieben werden, wie man im alltäglichen Sprachgebrauch zu gendern hat. Als Behörde müssen wir uns aber immer überlegen, wie wir Menschen aller Geschlechter in unsere Sprache einschließen, und wir werden uns auch zukünftig weiter damit beschäftigen.“

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