„Haarmonie“ ist auf Vor-Corona-Niveau Werner Friseursalon geht gestärkt durch die Krisen

Vor-Corona-Niveau: „Haarmonie“ geht gestärkt durch die Krisen
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Necla Yildiz lächelt. Trotz zweier Lockdowns ist die Friseurmeisterin und Inhaberin des Salons „Haarmonie“ aus Werne nach eigenen Angaben gut durch die Pandemie gekommen. „Wir haben keine Schwierigkeiten, wir sind sogar während Corona gewachsen“, sagt sie. Sie wisse, dass sie und ihr Team Glück hatten. Zwei Mitarbeiterinnen wurden schwanger und fielen aus. Eine Zeit lang habe das geschrumpfte Team das irgendwie kompensiert, und im vergangenen Jahr gewann „Haarmonie“ zwei neue Mitarbeiter.

So geht es wahrscheinlich nur den wenigsten Friseuren. Björn Barthold ist Obermeister der Friseur-Innung-Unna. Im Gespräch mit der Redaktion findet er klare Worte: „Die Friseurbranche hat es knallhart erwischt. Beim ersten Lockdown kam quasi sonntags die Durchsage von Frau Merkel, dann stehst du da erst mal und denkst: ‚Wie soll das gehen?‘.“

Christin Rubbert, Fabian Joppek, und Irene Nikolaus (von links) arbeiten gerne im Team von Necla Yildiz (2. von rechts). „Wir sind ein gutes Team“, sagt die Chefin.
Christin Rubbert, Fabian Joppek, und Irene Nikolaus (von links) arbeiten gerne im Team von Necla Yildiz (2. von rechts). „Wir sind ein gutes Team“, sagt die Chefin. © Laura Oswald-Jüttner

Krieg und Inflation

17 Wochen lang waren sogenannte körpernahe Dienstleistungen verboten. Für viele Salons bedeutete das, dass sie auch keine Kosmetikbehandlungen anbieten durften. Auch diese Einnahmen fielen weg.

Auf die Pandemie folgte bekanntlich erst der Ukraine-Krieg, dann die Inflation mit explodierenden Lebenshaltungskosten. Dann noch die Erhöhung des Mindestlohns, das habe manchem Friseursalon das endgültige Aus beschert. „Auf einen Schlag hätten wir unsere Preise um 27 Prozent erhöhen müssen, denn das war die Teuerungsrate. Unser Problem als Dienstleister ist ja, dass nicht ich meinen Mitarbeitern das Gehalt zahle, das machen im Grunde Sie als Kunde. Ich verteile das nur“, erklärt Barthold.

Soforthilfen mussten zurückgezahlt werden, viele Kunden blieben aus. Entweder, weil sie nicht so bedient werden konnten, wie sie es gerne gehabt hätten, oder weil der Friseurbesuch zu teuer war. Manchen Friseuren sei schlicht nichts anderes übrig geblieben, als ihre Preise zu erhöhen, um am Markt bestehen zu können, so der Obermeister.

Björn Barthold ist Obermeister der Friseur-Innung Unna.
Björn Barthold ist Obermeister der Friseur-Innung Unna. © Kreishandwerkerschaft Soest

Stammkunden bleiben treu

Während anderswo das Potenzial an Kunden sank, freute sich Necla Yildiz, dass die meisten Stammkunden zurückkamen. „Wir haben nach Corona auch viele neue Kunden gewonnen“, sagt sie lächelnd. Das schreibt sie vor allem ihrem Team zu. „Wir sind ein gutes Team, arbeiten Hand in Hand und können uns aufeinander verlassen. Ich muss das Team nicht lenken, jeder macht seine Arbeit gut. Meine Mitarbeiter fühlen sich hier einfach wohl“, so Yildiz.

Natürlich sei sie nicht um Preiserhöhungen herum gekommen, die seien aber sehr moderat ausgefallen. „Mir ist wichtig, dass die Leute ihren Besuch bezahlen können. Ein Friseur darf kein Luxus sein“, bekräftigt die 41-Jährige. Dadurch, dass der Terminkalender schnell wieder voll war, konnte und kann sie die gestiegenen Energiekosten stemmen. Und das, obgleich sie ihren Mitarbeitern schon immer mehr als den Mindestlohn bezahlt.

Christin Rubbert schneidet einer Frau die Haare und unterhält sich gerne mit ihren Kunden.
Zum Haarschnitt gehört auch immer ein kleiner Plausch mit der Kundin, weiß Christin Rubbert. © Laura Oswald-Jüttner

Fachkräftemangel

Nachwuchssorgen plagen das Handwerk generell. „Das geht rapide bergab. Ich habe dieses Jahr selbst die Sommerfreisprechung für das Gesamthandwerk für den Kreis Unna in der Stadthalle übernommen. Das waren in allen Bereichen des Handwerks 87 Azubis, sechs davon Friseur-Lehrlinge“, erzählt der Innungs-Obermeister, der einen Salon in Fröndenberg betreibt und aktuell selbst zwei Lehrlinge ausbildet. „Ich bilde gerne aus“, sagt er.

Im Salon in Werne wird dagegen nicht mehr ausgebildet. Sie habe sehr schlechte Erfahrungen mit Lehrlingen und auch manchmal mit Praktikanten gemacht. „Wenn ich wieder jemanden ausbilde, dann nur, wenn der mich total überzeugt“, sagt Yildiz. Ihr Problem sei es, Fachkräfte zu bekommen. Wer gut in seinem Job sei, der bleibe seinem Arbeitgeber treu. Ihr aktuelles Team - sechs Gesellinnen und Gesellen unterstützen die Meisterin - arrangiert sich untereinander. Alle Frauen haben kleine Kinder, da brauche es mal Freiheiten, die es vielleicht anderswo nicht gebe. „Bei uns funktioniert das gut“, sagt Necla Yildiz, die seit knapp 20 Jahren selbstständig ist und das keinen Tag bereut hat. Trotz zweier Lockdowns.

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