„Gut gestartet, stark nachgelassen“ Landwirte bewerten Getreideernte in Werne und Herbern

„Gut gestartet, stark nachgelassen“: Landwirte bewerten Getreideernte
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Hoffnung ist das Wort, das Getreidebauern in diesem Sommer einmal mehr besonders häufig gebraucht haben. Das Wetter hat erneut zu Ausfällen bei Weizen, Roggen und Triticale geführt. Wie bewerten die Landwirte der Region die Ernte?

„Wir sind sehr gut gestartet und haben dann ganz stark nachgelassen“, sagt Robert Schulze Kalthoff, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Werne. Die Gerste, die er vor gut einem Monat geerntet hat, „hat ordentliche Erträge mit guten Qualitäten gebracht“, sagt er. Allerdings habe der viele Regen der vergangenen Wochen dem Getreide alles andere als gut getan.

Die Feuchtigkeit führt dazu, dass das Korn in der Ähre auskeimt.
Die Feuchtigkeit führt dazu, dass das Korn in der Ähre auskeimt. © Laura Oswald-Jüttner (Archiv)

Feucht geerntet

Teile der Feldfrüchte lagen von Wind und Wasser heruntergedrückt auf den Äckern. Das führte dazu, dass die Körner in der Ähre bereits wieder zu keimen begannen. „Roggen, Weizen und Triticale haben sehr drunter gelitten“, so Schulze Kalthoff weiter. Daher habe er sich dafür entschieden, die Felder trotz Restfeuchtigkeit abzuernten, mehr oder weniger in einer Jetzt-oder-nie-Aktion. „Um den Schaden zu minimieren, haben wir mit rund 20 Prozent Feuchte geerntet. Jetzt sind wir dabei, die Ernte umzulagern, zu reinigen und zu konservieren, damit sie eingelagert werden kann“, so der Landwirt.

„Wir dachten, dass es noch schlechter läuft“, fasst der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Herbern, Gerhard Reimann, zusammen. Im Nachhinein sei die Ernte in Herbern „noch ganz gut“ gelaufen. „Wir haben damit gerechnet, dass wir gar nichts mehr ernten, und haben deshalb noch Glück gehabt.“ Er habe zwar auch mit Restfeuchte ernten müssen, aber angesichts des drohenden Ausfalls sei das in Ordnung.

Bis zum Beginn der Maisernte vergehen noch mindestens vier bis fünf Wochen.
Bis zum Beginn der Maisernte vergehen noch mindestens vier bis fünf Wochen. © Jörg Heckenkamp

Gute Maisernte?

Die Mehrarbeit hat Reimann in Kauf genommen, denn er hat nicht nur feucht geerntet, er hat das Korn, in seinem Fall hauptsächlich Weizen, auch direkt vermahlen. Auch er griff zum Konservierungsmittel, „um das Auskeimen zu unterbinden“, erläutert er.

Jetzt hoffen beide Landwirte auf eine erfolgreiche Maisernte, die aber wahrscheinlich nicht vor Mitte September beginnen kann. Dem Mais wiederum habe der viele Regen zumindest für das Wachstum sehr gut getan. Aber „der muss jetzt erst mal reifen, dafür benötigt er Sonne“, sagt Robert Schulze Kalthoff. Gerhard Reimann ergänzt: „Der Mais steht im Moment sehr gut, da können alle mit zufrieden sein.“

Das Wetter könnte aber auch hier die Erträge gefährden. „Dauerregen wäre das Schlimmste, weil dann die Befahrbarkeit der Fläche beeinträchtigt wäre und der Boden allgemein, obwohl der Regen ja grundsätzlich gut fürs Grundwasser ist“, sagt Reimann. Auch die Aussaat wäre betroffen, denn die ersten Landwirte bereiten schon Raps und Gerste vor. Damit bleibt Hoffnung weiterhin ein viel gesagtes Wort in der Landwirtschaft.

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