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Corona-Lage: Erste Schule in Kamen streicht Nachmittagsunterricht
Schulen in Kamen
Weil die Gefahr besteht, dass nicht mehr genug Lehrer für ausgefallene Kollegen einspringen können, streicht die erste Kamener Schule den Nachmittagsunterricht.
„Ab nächster Woche machen alle Klassen, die keine Abschlussklassen sind, nach der 6. Stunde Schluss.“ Der stellvertretende Schulleiter der Gesamtschule Kamen, Klaus Dieter Grosch, erklärt, dass es sich dabei um eine Präventiv-Maßnahme handelt. Sieben Lehrerinnen und Lehrer seien aktuell krank, in Quarantäne oder bleiben zu Hause, weil es einen positiven Fall in der Familie gab. Und diese Zahl kann ständig steigen.
„Der Betrieb läuft weiter, aber nur mit einem großen Vertretungsaufwand. Jede Freistunde wird für Vertretung eingesetzt“, erklärt Grosch die Belastung, die die Lehrer gerade erfahren. Nächste Woche lassen sich die Vertretungen so nicht mehr stemmen und es könnten jederzeit neue Fälle im Kollegium dazu kommen.
Deshalb zieht die größte Schule in Kamen den Schulschluss präventiv für alle Schüler vor, die nicht vor dem Abschluss stehen. Die zehnten Jahrgänge, sowie Q1 und Q2 sind davon also ausgenommen und für die jüngeren Schüler wird es ein Betreuungsangebot geben. So kann die Schule sicherstellen, dass alle Klassen zumindest am Vormittag unterrichtet werden können.

Das Schulleiterteam der Gesamtschule um die neue Schulleiterin Nicole Ludwig (Mitte) will eine zu große Belastung der Lehrer vermeiden. Aktuell haben die Lehrer kaum Freistunden, weil sie für fehlende Kollegen einspringen müssen. © Stefan Milk
Der Wegfall des Nachmittagsunterrichts gilt dabei erst einmal für die kommende Woche. „Wir wollen schauen wie die Lage sich entwickelt“, erklärt Grosch, der betont, dass es sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme handelt und der Unterricht aktuell nahezu normal weiterläuft. „In manchen Klassen steht einfach ein IPad für die Schüler, die digital zugeschaltet sind“, so Grosch.
Das betrifft an der Gesamtschule aktuell 94 Schüler, die positiv getestet wurden und noch einmal etwa die gleiche Anzahl an Schülern in Quarantäne, wobei die Lage freilich sehr dynamisch ist. Rund 200 Schüler fehlen also. Das klingt erst einmal sehr dramatisch, es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Gesamtschule mit über 1300 größer ist als die anderen Schulen in Kamen – und die Zahlen auch deshalb höher als an den anderen Schulen in Kamen. Auch dort stehen positive Tests mittlerweile auf der Tagesordnung.
Aktuell werden vor allem jüngere Schüler positiv getestet
„Es gab eine Phase, in der hatten wir in der Woche gar keinen positiven Test. Jetzt sind es an den Testtagen ein bis drei.“ Peter Wehlack, Leiter der Fridtjof Nansen Realschule meldet zum Ende der Woche 71 Schülerinnen und Schüler, die sich aktuell im Distanzunterricht befinden – entweder weil sie sich infiziert haben oder in Quarantäne sind. Zudem befindet sich eine ganze Klasse im Distanzunterricht. „Im Wesentlichen gibt es aktuell bei den jüngeren Schülern ein erhöhtes Aufkommen an positiven Tests“, so der Schulleiter.
Da die Schüler digital zugeschaltet werden können und es nicht allzu viele Ausfälle unter den Lehrern gibt, kann der Schulbetrieb weiter laufen.
So ist es auch an der Hauptschule, wo diese Woche 15 Schüler positiv getestet wurden und zusätzlich 17 weitere in Quarantäne sind. Die Zahl der Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, liegt damit bei 32 und ist laut Schulleiterin Dr. Beatrix Günnewig in etwa gleich geblieben.

Realschul-Leiter Peter Wehlack hofft, dass sich die Corona-Situation in zwei, drei Wochen entspannt. Darauf macht aktuell auch die Politik Hoffnung . © Stefan Milk
Auch hier läuft der Betrieb weiter, aber die stabile Fehlerquote schränkt doch ein, wie die Schulleiterin erklärt: „Den Unterricht können wir mit diesen Zahlen zwar aufrecht erhalten, allerdings macht sich in den einzelnen Klassen das Fehlen so vieler Schülerinnen und Schüler schon bemerkbar, zumal es immer andere Schüler und Schülerinnen sind, die fehlen. Die Vermittlung von Unterrichtsinhalten und ein Vorankommen im Unterrichtsstoff sind dadurch natürlich stark erschwert.“
Am Gymnasium fehlen laut Schulleiter Lars Wollny aktuell 65 Schülerinnen und Schüler. Eine fünfte Klasse befindet sich aktuell zudem im Distanzlernen, weil es innerhalb weniger Tage mehrere positive Tests gab. Insgesamt fehlen an allen weiterführenden Schulen in Kamen also über 350 Schülerinnen und Schüler.
Kritische Infrastruktur in Kamen ist aktuell gesichert
Bürgermeisterin und Schuldezernentin Elke Kappen ging in der Ratssitzung auf die Gesamtsituation an allen Kamener Schulen ein. „Es gibt keine Schulschließungen“, sagte Kappen und betonte zugleich, dass sich diese Aussage nur auf den Moment bezieht, in dem sie die Worte ausspricht. „Morgen kann es anders sein.“
Insgesamt sei die Situation „tragbar“, sagte Kappen vorsichtig und bezog sich damit nicht nur auf die Schulen, sondern auch auf Rettungsdienst, Feuerwehr und die Bereiche der kritischen Infrastruktur im Rathaus. In der Abteilung, in der es um Auszahlungen und damit die Existenz von Menschen geht, seien nur wenige Kollegen betroffen, so Kappen. „Es kann aber morgen anders sein.“ Bei Feuerwehr und Rettungsdienst gebe es einen fünfteiligen Stufenplan, um mögliche Ausfälle abzufedern. „Wir sind in Stufe 2 und machen uns noch keine Sorgen.“