Die Werner Hebamme Edina Lippe-Borrmann praktizierte in ihrem Geburtshaus in Werne die ersten Wassergeburten. Ihr Geburtshaus feiert in diesem Jahr 20-Jähriges. © Helga Felgenträger

Geburt in Werne

Geburtshaus in Werne ist auch nach 20 Jahren noch gefragt

Am 6. Mai 2000 gründete Edina Lippe-Borrmann am Heitkamp 3b ihr Geburtshaus Werne: Auch heute noch hat die Hebamme Kontakt zum ersten Werner „Wasserbaby“.

Werne

, 11.05.2020 / Lesedauer: 4 min

Vor 20 Jahren überschlugen sich in der Familie von Edina Lippe-Borrmann (54) die Ereignisse. „Hochschwanger schmiedete ich die Pläne für mein Geburtshaus“, erzählt die Hebamme im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihre heute 20 Jahre alte Tochter Chiara war im Anmarsch. „Ich erinnere mich noch an die Finanzierungsgespräche mit der Bank“, sagt Edina Lippe-Borrmann. Sie wollte nicht, dass man ihren dicken Bauch sieht. „Ich rutschte so dicht an den Verhandlungstisch, dass mein Bauch unter dem Tisch verschwand.“

Erfahrungen in ihrem Beruf hatte Edina Lippe-Borrmann bereits mit ihrer Hebammen-Praxis „Delfin“ an der Stockumer Straße gesammelt. Seit 1995 arbeitete sie als Beleghebamme (Klinikgeburten) und machte Hausgeburten. Ihr Spezialgebiet waren die Wassergeburten. Sie war damals die erste Beleghebamme des Umkreises, die sich für die „Geburtshilfe in der Wanne“ weitergebildet hatte und Wassergeburten durchführen konnte.

Der Stammbaum mit den Kindern des Geburtshauses wird immer größer. © Helga Felgenträger

„Viele Kliniken hatten sich die Entspannungswanne angeschafft, konnten aber noch auf keine Erfahrungen zurückgreifen“, erinnert sich die gebürtige Budapesterin. Auch in ihrem Geburtshaus war die Nachfrage enorm groß. 96 Prozent der Gebärenden wählten die Wanne. Der Trend der Wassergeburten habe allerdings nachgelassen, stellt sie fest.

Werdende Eltern reisten für die Geburt aus Frankfurt an

Insgesamt begleitete sie in ihrer Laufbahn als Hebamme etwa 3000 Geburten. „Aktuell sind es 100 bis 120 Geburten im Jahr“, spricht sie von einer maximalen Auslastung. Davon entfallen etwa 15 bis 20 Entbindungen auf die häusliche Geburt und der Rest jeweils zur Hälfte auf das Geburtshaus (seit 2006 unterliegt es der Qualitätsnorm DIN ISO 9001-2008) und die Belegkliniken.

Die Familien kommen oft von weither angereist, erzählt sie von einem Frankfurter Ehepaar, das sich für die Zeit der Geburt in einer Ferienwohnung an der Capeller Straße einmietete. Sie hatten das Geburtshaus Werne im Internet aufgespürt und anschließend waren sie so begeistert, dass sie für ihr zweites Kind wieder das Werner Geburtshaus aufsuchten.

Erstes Wasserbaby im Werner Geburtshaus

Kontakt hält die Hebamme auch heute noch zu vielen Familien und auch zu Mirjam Schlaak (20): das erste Wasser-Baby im Geburtshaus, das am 26. Juni 2000 zur Welt kam. „Wir durften alle mitkommen“, erinnert sich die damals werdende Mutter Sonja Schlaak aus Lünen auf unsere Anfrage.

Ihr Mann begleitete sie bei der Geburt und ihre Schwiegermutter saß im Nebenraum. Sie passte auf ihre ältere Tochter auf. „Die Wassergeburt habe ich als sehr entspannend empfunden“, erzählt Sonja Schlaak. Sie habe keine Schmerzmittel gebraucht und fühlte sich von ihrer Hebamme gut betreut. „Frau Lippe-Borrmann war die ganze Zeit bei mir und gab mir Geborgenheit.“

Sonja Schlaak erlebte die Wassergeburt ihrer Tochter Mirjam als sehr entspannend. Mirjam war das erste Wasserbaby im Geburtshaus Werne. © Schlaak

Tochter Chiara startete im April mit dem Hebammen-Studium

Auch nach 20 Jahren möchte Edina Lippe-Borrmann ihren Beruf nicht missen und sogar ihre Tochter Chiara möchte Hebamme werden. Im April begann die 20-Jährige das duale Studium der Hebammen-Ausbildung mit Bachelor-Abschluss. Ob sie mal das Geburtshaus übernehmen wird, da möchte ihre Mutter nicht vorgreifen.

Leider hat der Beruf der freiberuflichen Hebamme an Attraktivität verloren: Das liegt nicht nur an der starken Belastung. Die Beiträge zur Hebammen-Haftpflicht steigen jährlich weiter an: 1981 lag die Jahresprämie bei 30,68 Euro, heute liegt sie bei 9098 Euro.

Edina Lippe-Borrmann würde den Beruf dennoch immer wieder wählen: „Es ist mein Traumberuf“, sagt sie mit einem Blick in die Zukunft. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ute Bölling (54) möchte sie 2021 nochmal studieren und die Möglichkeit des Bachelor-Hebammen-Studiums nutzen.

Als erstes Wasser-Baby des Werner Geburtshauses erblickte vor 20 Jahren Mirjam Schlaak das Licht der Welt. © Schlaak

Corona-Krise verstärkt die Nachfrage der Entbindung im Geburtshaus

Die aktuelle Corona-Krise hat auch das Geburtshaus im Griff und macht erhöhte Sicherheits- und Hygienebedingungen erforderlich. Eine erstaunliche Feststellung machte die Werner Hebamme: Seit der Corona-Krise sei die Nachfrage in ihrem Geburtshaus gestiegen.

„Viele Frauen, die ursprünglich in der Klinik entbinden wollten, suchen jetzt das Geburtshaus auf“, sagt sie. Der Grund liege nahe: „Bei uns finden die Abläufe im kleinen Rahmen statt. Kontakte sind überschaubar und leichter nachzuvollziehen als im Krankenhaus.“
Jetzt lesen

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen