Die Gastro-Szene in Werne bereitet sich langsam aber sicher auf die Wiedereröffnung ab Montag vor. Alle Betreiber sollen Corona-Auflagen einhalten. Dabei sind die noch gar nicht kommuniziert.
Fast täglich werden derzeit Lockerungen der Corona-Schutz-Auflagen in Nordrhein-Westfalen angekündigt oder treten in Kraft. Als das Virus sich auch immer schneller in Deutschland ausbreitete, hatten Bund und Länder Gastronomien, Restaurants und Hotels Mitte März untersagt, ihre Türen wieder zu öffnen. Zunächst bis zum 19. April.
Doch die Schließungsanordnungen wurden um drei Wochen verlängert. Am 6. Mai gab die Landesregierung in einem neuen Stufen-Plan (Nordrhein-Westfalen-Plan) bekannt, dass Gastronomien ab dem 11. Mai wieder öffnen und Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Campingplätze wieder genutzt werden dürfen. Und dass Hotels ab dem 21. Mai (Christi Himmelfahrt) wieder Touristen beherbergen dürfen.
Viele offene Fragen rund um die Wiedereröffnung der Gastronomie
Das alles unter Einhaltung des 1,5-Meter-Mindestabstandes und entsprechender Hygieneregeln. Wie die allerdings genau aussehen, sorgt derzeit in der Werner Gastro-Szene, die sich auf die Wiederöffnung ihrer Betriebe vorbereitet, noch für Ratlosigkeit.
Öffnungszeiten ab Montag
- Das Stilvoll im Rathaus öffnet in den kommenden zwei Wochen zunächst auch am Montag. Die Öffnungszeiten sind dann Mo-Do 16-0, Fr-So 9-0 Uhr.
- Im Hotel am Kloster entscheidet sich in den kommenden Tagen, wie die Gastronomie geöffnet wird.
- Das Strobels im Solebad öffnet ab Mittwoch (13. Mai), täglich von 15-22 Uhr mit saisonaler Karte und Biergarten.
- Kunden, die ihre Speisen abholen, mussten sich bisher 50 Meter von der Gastronomie entfernen, um ihre Speisen zu verzehren. Ab Montag sind nur noch 25 Meter nötig.
„Wir werden am Montag öffnen und wir freuen uns eigentlich auch. Das Problem ist: Es liegt noch nicht vor, was gemacht werden darf und was nicht“, sagt Andreas Nozar vom Restaurant Stilvoll im Rathaus. Es sei einfach noch vieles ungeklärt - etwa, wie sich die Kellner verhalten müssen und ob sie eine Maske tragen müssen.
Und auch, in welchem Abstand die Tische voneinander gestellt werden müssen. Der Gastronom hatte erst im vergangenen Jahr die Terrasse des Restaurants erneuern lassen. Samt neuer Sitzbänke und Tische. Die müssten nun leihweise gegen einzelne Stühle und Tische ausgetauscht werden, um die Abstände einzuhalten.
Allerdings stehe bei einer Reduzierung der Tische um möglicherweise 50 Prozent auch die Wirtschaftlichkeit infrage. „Wir gucken im Mai, wie das funktioniert und ob wir auf Zahlen kommen, mit denen ich arbeiten kann. Ansonsten müssen wir überlegen, wie wir weitermachen“, sagt Nozar.
Als in dieser Woche das Gerücht die Runde machte, dass Gastronomien bald wieder öffnen dürfen, hat Nozar sofort den Leitungsreiniger verständigt, der die Leitungen der Zapfanlage durchspülte. Denn die lagen nun über Wochen still. „Da haben sofort alle angerufen, der ist jetzt zu“, sagt Nozar.
Zweifel, ob Entscheidung von Land und Bund richtig ist
Ob die Öffnung am Montag die richtige Entscheidung von Bund und Ländern war, darüber ist sich der Gastronom noch nicht klar. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass wir in drei bis vier Wochen wieder schließen müssen“, sagt Nozar. Das vorausgesetzt, die Zahl der Infizierten in Deutschland steigt wieder markant. „Ich habe Ware für über 2000 Euro weggeschmissen, alle Fässer abgeklemmt. Diese riesen Summe investieren wir jetzt wieder neu“, so Nozar. Eine erneute Schließungsanordnung in der Zukunft wäre dann ein herber Schlag. „Wir haben nicht alle Rücklagen bis zum geht nicht mehr.“
Auch Zlatko Juko-Lastric vom Gasthof „Zum grünen Winkel“ hofft, dass die Gastronomie nun keinen Rückschlag mehr erleben wird. Die vergangenen zwei Monate seien für ihn und die gesamte Gastronomiebranche eine Katastrophe gewesen. Auch er werde am Montag wieder öffnen. Auch ihm fehlen noch die genauen Vorgaben, unter denen er seinen Betrieb am Montag wieder aufnehmen darf.
Hotels müssen zwar noch bis zum 21. Mai warten, bis sie wieder Touristen beherbergen dürfen. Deren Gastronomie darf aber ebenfalls am Montag wieder starten. So wie im Hotel am Kloster in Werne.
„Wir möchten gerne öffnen, auch für die Hotelgäste“, sagt Inhaber Steffen Kroes, der das Hotel gemeinsam mit seinem Bruder Hendrik führt. Denn berufliche Übernachtungsgäste waren die ganze Zeit erlaubt - dazu gehören Handwerker, Außendienstmitarbeiter oder etwa Unternehmensberater.
Buchungen im Hotel gingen von 100 auf 0 zurück
Am Mittwoch oder Donnerstag wollen die Betreiber die Gastronomie ihres Hotels wieder öffnen. Denn die Küche brauche nach dem Komplett-Stopp einiges an Vorlaufzeit, um sich auf den Wiederbetrieb einstellen zu können. In der kommenden Woche will das Hotel dann mit einer kleineren Karte wieder an den Start gehen.
Nur unter welchen Bedingungen, ist aktuell noch nicht klar. „Es ist noch unklar, ob wir Bier zapfen oder in Flaschen ausgeben dürfen, ob man sich als Gast bei jedem einzelnen Gang die Hände waschen muss. Das macht den Restaurantaufenthalt vielleicht nicht zu einem größeren Genuss“, sagt Kroes. Er hofft, dass diese Fragen in den nächsten Tagen geklärt werden können. Dazu seien aber noch verbindliche Aussagen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) nötig.
Als der touristische Verkehr in Deutschland untersagt wurde, bekam auch das Hotel am Kloster das schlagartig zu spüren: „Am 20. März war der letzte Öffnungstag. Ab da haben die Gäste von 100 auf 0 storniert“, so Kroes. „Da kam nichts mehr, keine Buchungsanfrage. Bis zu den Osterferien kamen nur Stornierungen.“ Die vier Wochen Zwangspause hat das Hotel für Renovierungs- und Reparaturarbeiten genutzt, die sowieso angestanden hätten. Für Mai gebe es nun wieder eine Handvoll Buchungen im Hotel. Die Corona-Krise habe alle erwischt, sagt Kroes.
Das Hotel Ickhorn wollte sich zu der neuen Verordnung nicht groß äußern. Nur so viel: Die zurückliegenden Wochen seien schlecht gewesen. Nun bereite man sich auf die Wiedereröffnung vor.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
