„Wir helfen überall da, wo der Empfang hakt.“ Dieses Versprechen gibt ein Unternehmen aus Magdeburg, das sich spezialisiert hat auf die Herstellung und den Vertrieb von Teleskopmasten und Steuerungstechnik: die 2006 gegründete Vetters und Freywald KG, besser bekannt als „Die Funklochstopfer“. So heißen nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch ihr Produkt. „Funklochstopfer“ steht auf dem rätselhaften Container, der seit Ende September in Werne-Lenklar steht.
Von der nächsten Straße aus, dem Martinsweg, ist er gar nicht zu sehen. Wer allerdings abbiegt, um den Landhof Zobel zu besuchen, kommt direkt daran vorbei. Der graue Container thront auf vier kräftigen Metallfüßen, die ihn stabil und gerade über einer Pferdeweide balancieren. Über ihm erhebt sich ein maximal auf 25 Meter ausfahrbarer Antennenmast in die Höhe. Keine zwei Stunden hatte es gedauert, die mobile Sendestation aufzubauen. Wer sie staunend betrachtet und dann enttäuscht auf sein Handy schaut, braucht sich nicht zu wundern. Noch ist die Anlage nicht in Betrieb genommen. Noch stopft der Funklochstopfer nicht die ärgerlichen Funklöcher, die auch Hofeigentümerin Ursula Zobel und ihr Team nur zu gut kennen.
„Wir vermieten Gästezimmer“, sagt Ursula Zobels Tochter Sigrid. Nicht jedes verfüge über die gewünschte Netzqualität. Das zeigt auch der Fleck auf der digitalen Telekom-Karte zum Netzausbau, der sich just rund um das Anwesen Lünener Straße 170 zeigt: die Postadresse des Hofes Zobel.önnen.
Graue Flecke im Außenbereich
Bei Gästen sorge das mitunter für Unmut. Denn so sehr Menschen die Ruhe auf dem Land suchten: Auf den Kontakt zum Rest der Welt wolle niemand verzichten. Funklöcher, in denen das beste Smartphone seinen Dienst einstellt, gibt es auch woanders. Das war Sigrid Schweinoch erst jüngst bewusst geworden, als sie im Werner Stadtgebiet unterwegs war, um Flyer für den Kunst- und Handwerker-Markt auf ihrem Hof Ende September zu verteilen. Eine Beobachtung, die die Bundesnetzagentur bestätigt.
Laut der Mobilfunk-Monitoringkarte, die die Bundesnetzagentur veröffentlicht, ist das Werner Stadtgebiet inklusive der Bauerschaft Lenklar zwar grundsätzlich gut versorgt mit 5G, dem aktuellen Mobilfunkstandard, der eine schnelle Datenübermittlung garantiert. Es gibt aber nach wie vor auch Ausreißer nach unten.
Teile der Bauerschaften Langern und Nierstenholz können von 5G nur träumen. Sie haben lediglich den 4G-Standard. Auch wer im Cappenberger Wald, im Forst Lembeck oder zwischen Nordlippestraße und A1 streamen wollte, könnte einpacken. Diese Gebiete gehören zu den 14 Prozent Landesfläche, die das Wirtschaftsministerium NRW als „graue Flecken“ bezeichnet: Bereiche, die von mindestens einem, aber nicht allen Netzbetreibern mit 4G oder 5G versorgt werden. Weiße Flecken, die nicht einmal mit 4G versorgt sind, gibt es laut Ministerium noch auf 1,92 Prozent der Landesfläche.
Deutsche Funkturm ist aktiv
Um 5G Beine zu machen, ist Bewegung nötig, meint Sigrid Schweinoch. Nicht nur von den Mobilfunkanbietern selbst, „sondern auch von uns“. Als die Anfrage der Telekom kam, ob sie eine Sendestation auf ihrem Grundstück aufstellen lassen wollten, habe die Familie deshalb zugesagt - und Platz gemacht für den Funklochstopfer. Erst einmal.
Nicht die Telekom selbst, sondern die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG), Deutschlands größter Anbieter von Funkinfrastruktur, hatte die Anfrage bei Zobels gestellt. Das 2002 als Tochter der Telekom gegründete Unternehmen mit Sitz in Münster hat seit Februar 2023 neue Eigentümer. Die Investmentfirmen Digital Bridge aus den USA und die kanadische Brookfield ergänzen die Deutsche Telekom als Anteilseigner. Letztere hält noch 49 Prozent Anteile. Eine langfristige Vereinbarung stelle den uneingeschränkten Betrieb und Ausbau des Mobilfunknetzes der Telekom sicher, ließ die DFMG im Frühjahr mitteilen. Was genau in Lenklar geplant ist, erklärt im Oktober George-Stephen McKinney, Sprecher der Telekom.
„Die Deutsche Funkturm GmbH baut die Infrastruktur für das Netz der Deutschen Telekom“, sagt McKinney. Dabei sei es keine Seltenheit, dass neben den klassischen Mobilfunkmasten und Antennenträgern auf Dächern auch mobile Antennenwagen zum Einsatz kommen. Auch so ein Funklochstopfer, wie ihn das gleichnamige Unternehmen aus Magdeburg im Auftrag der Funkturm GmbH für Lenklar hergestellt hat. „Als Übergangslösung, um schneller eine Versorgung herzustellen“, so McKinney. Er soll die Zeit überbrücken, bis der neu geplante Standort gebaut ist. Die Vorbereitungen laufen: „Ende des Jahres wird der dazu nötige Bauantrag gestellt, so dass die DFMG wahrscheinlich im Jahr 2025 bauen wird.“
Gutes Netz für den ICE
Bei dem Lückenschluss in Lenklar geht es der Telekom aber gar nicht in erster Linie um die grauen Flecken in den Werner Bauerschaften, einschließlich dem Hof Zobel selbst. Der Unternehmenssprecher nennt ein anderes Versorgungsgebiet, das im Fokus steht: „Die ICE-Stecke Dortmund Münster.“
Wenn die Nutzerinnen und Nutzer der in absehbarer Zeit wohl weiterhin eingleisigen Bahnverbindung schon Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, sollen sie zumindest schnell surfen. Dafür muss der neue Funklochstopfer In Lenklar aber erst einmal an das Stromnetz angeschlossen sein: etwas, das nur noch eine Frage der Zeit ist.

Platz für 5-G-Technik in Werne: Funkmast auf Schachtgelände Romberg hat Gesellschaft bekommen
Bahn-Pläne zwischen Münster und Lünen: Das zweite Gleis ist ein planerischer Zombie